Bis zum Jahr 2027 könnten rund 1.300 Studierende in den mehrjährigen Studiengängen Humanmedizin, Psychotherapie, Psychologie und Hebammenkunde in Erfurt ausgebildet werden, teilten das Ministerium und die Betreiberin HMU Health and Medical University GmbH heute in Erfurt mit.
Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) überreichte zugleich den Bescheid zur staatlichen Anerkennung der neuen Bildungseinrichtung, die voraussichtlich zum Sommersemester 2022 den Lehr- und Forschungsbetrieb aufnehmen wird.
Standorte der privaten Hochschule in Potsdam, Berlin und Hamburg gibt es bereits
Die 2019 in Potsdam gegründete HMU ist laut Ministerium Teil einer privaten Hochschulgruppe mit mehr als 7.000 Studierenden und weiteren Standorten in Berlin und Hamburg. In Potsdam würden bereits mehr als 500 Studierende ausgebildet, dieser Standort auch mit den Studiengängen Medizinpädagogik und Medical Controlling soll bis 2027 ausgebaut werden.
Die Landesärztekammer Thüringen bezeichnete die Ansiedlung in Erfurt als eine Bereicherung der Hochschullandschaft. Alles was zu einer Linderung des Ärztemangels und zu mehr Medizinstudienkapazitäten beitrage, „sehen wir positiv“, erklärte eine Kammersprecherin. In Thüringen wird angesichts des zunehmenden Bedarfs an Ärzten seit Jahren über mehr Medizinstudienplätze diskutiert.
An der staatlichen Universität in Jena, bislang die einzige Hochschule in Thüringen mit einem Studiengang Humanmedizin, kommen laut Ministerium auf einen Studienplatz 95 Bewerber. Nach einem Landtagsbeschluss wird die Zahl der Studienplätze dort von bislang 260 in diesem Herbst um weitere 26 aufgestockt, wie eine Sprecherin der Medizinischen Fakultät sagte.
Anders als in Jena müssen Medizinstudierende an der nichtstaatlichen Hochschule in Erfurt für ihre Ausbildung selbst aufkommen. Die monatlichen Studiengebühren in diesem Fach liegen nach Angaben auf der HMU-Internetseite bei monatlich 1.500 Euro. Die HMU verweist zugleich auf Stipendien und Kredite zur Finanzierung.
In Erfurt soll auch geforscht werden
Die Hebammenausbildung am künftigen Hauptsitz in Erfurt soll den Angaben zufolge voraussichtlich mit dem Wintersemester 2022/23 starten, ein Jahr später der Studiengang Psychotherapie.
In Erfurt soll auch geforscht werden. Nach Betreiberangaben werden dafür rund 60 Professorenstellen und rund 84 Vollzeitstellen für wissenschaftliche Mitarbeiter eingerichtet. Kooperationskrankenhaus für die Ausbildungsstätte in Erfurt soll das dortige Helios-Klinikum werden. Dieses war aus den Kliniken der in den 1990er-Jahren geschlossenen Medizinischen Akademie Erfurt hervorgegangen. © dpa/aerzteblatt.de