Leistungssteigerung im Studium: Lernst Du noch, oder dopst du schon?

Als Medizinstudent hat man ein vergleichsweise anspruchsvolles Studium. Dopt man öfter als Studierende anderer Studienrichtungen? In einer groß angelegten Studie sind Wissenschaftler der Uni Lübeck u.a. dieser Frage nachgegangen.

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Jeder dritte Studienteilnehmer gab an in der Vergangenheit psychoaktive Substanzen eingenommen zu haben. | Andrey Popov/Fotolia

Die Themen Selbstoptimierung und Leistungssteigerung sind so alt wie die Menschheit selbst. Die Einnahme von Substanzen zu diesem Zweck wird bereits für Zeiten lange vor Christus beschrieben. Was für den Körper im Volksmund als Doping bezeichnet wird, nennt man für den Geist in Fachkreisen „Neuroenhancement“ oder „Hirndoping“. Hierunter wird vom Kaffee trinken bis zur Einnahme illegaler Drogen alles verstanden, was mit dem Ziel einer geistigen Leistungssteigerung eingenommen wird. Die Häufigkeit von Hirndoping scheint dabei eng verknüpft zu sein mit der Entwicklung hin zu einer Leistungsgesellschaft beziehungsweise einer Gesellschaft der Selbstoptimierer.

In den vergangenen Jahren häufen sich sowohl Presseberichte als auch wissenschaftliche Studien, die eine Zunahme von Neuroenhancement unter Studierenden postulieren. Gerade die Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente oder illegaler Substanzen mit dem Ziel der geistigen Leistungssteigerung soll von bis zu einem Viertel der Studierenden US-amerikanischer Hochschulen betrieben werden. In Deutschland legen verschiedene Studien der vergangenen Jahren zwar eine deutlich niedrigere Rate nahe, jedoch finden sich auch hierzulande Zahlen von bis zu zehn Prozent für das sogenannte Hirndoping unter Studierenden. Mehrere Erhebungen der vergangenen Jahre unter deutschen Studierenden zeigen eine deutliche Zunahme der Stressbelastung, auch die Einnahme von Psychopharmaka ist nach Krankenkassendaten unter Studierenden deutlich verbreiteter als unter ihren berufstätigen Altersgenossen. Hirndoping könnte also auch unter deutschen Studierenden ein Versuch sein, mit zunehmendem Leistungs- und Konkurrenzdruck umzugehen. Dies wiederum würde eine verhängnisvolle Spirale in Gang setzen, die nur schwer wieder rückgängig zu machen sein dürfte.

Es ist nicht belegt, dass Medizinstudierende sich öfter dopen

Dass Medizinstudierende (und auch Ärztinnen und Ärzte) sich beispielsweise aufgrund ihres Wissens zu erwünschten und unerwünschten Wirkungen leistungssteigender Substanzen und des anspruchsvollen Studiums und Berufsbildes öfter damit dopen, ist bisher nicht belegt worden. Zum einen mangelt es an vergleichenden Studien zu dieser Fragestellung und zum anderen sind Ergebnisse beispielsweise aus den USA aufgrund unterschiedlicher Definitionen für Neuroenhancement nicht ohne Weiteres übertragbar. Das Medizinstudium gilt jedoch als besonders anstrengend und leistungsbetont, und neben dem Wissen über die Substanzen dürfte auch deren Verfügbarkeit im Kontext des Medizinstudiums niederschwelliger sein. Zumindest für Ärztinnen und Ärzte ist eine erhöhte Rate an Suchterkrankungen im Vergleich zum Rest der Bevölkerung nachgewiesen. Die Frage nach der Verbreitung von Hirndoping unter Medizinern ist daher vor allem für gezielte Präventionsmaßnahmen von großem Interesse.

An der Uni Lübeck, an der man neben Medizin auch diverse weitere Fächer aus dem Bereich der sogenannten Lebenswissenschaften studieren kann, sind die Autoren daher im Rahmen einer groß angelegten Studie zur Studierendengesundheit der Frage nach der Häufigkeit von Neuroenhancement nachgegangen. Der Begriff wurde dabei als die Einnahme von Substanzen ohne eine medizinische Indikation, sondern mit dem Motiv der geistigen Leistungssteigerung, deren Wiederherstellung oder der Stresskompensation definiert. Es wurde zwischen Genussmitteln wie Kaffee, dem sogenannten Soft-Enhancement, also der Einnahme freiverkäuflicher Substanzen wie beispielsweise Koffein in Form von Tabletten, dem pharmakologischen Neuroenhancement (Einnahme verschreibungspflichtiger Substanzen) und der Einnahme illegaler Substanzen unterschieden.

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