Kritik am GMK-Beschluss: Zu viel Allgemeinmedizin?

Erneute Kritik am Masterplan Medizinstudium 2020: Stefanie Weber, Vorsitzende des Sprecherrats der Medizinstudierenden im Marburger Bund, kommentiert die neuesten Forderungen der Gesundheitsministerkonferenz der Länder nach mehr Pflichtelementen in der Allgemeinmedizin.

Medizinstudenten auf der Treppe

Mehr Allgemeinmedizin, weniger Wahlfreiheit: Ist das die Zukunft des Medizinstudiums? | Wavebreakmedia/iStockphoto

„Die Beschlüsse der Gesundheitsminister der Länder zum Masterplan Medizinstudium 2020 sind für die Medizinstudierenden in mehrfacher Hinsicht enttäuschend: Anstatt die bisherigen Reformen und Modellversuche auszuwerten, soll gleich das nächste Experiment zu Lasten der ohnehin geringen Wahlfreiheit im Studium gestartet werden. Das ist Politik auf Zuruf der allgemeinmedizinischen Fachgesellschaft und widerspricht eklatant den Wünschen und Bedürfnissen der Medizinstudierenden“, erklärte Weber.

Arztpraxis

Vom 24. bis 27. Mai 2016 tagte der 119. Deutsche Ärztetag in Hamburg. Ein großes Thema: der „Masterplan Medizinstudium 2020“. Dabei wurde der diskutierte Vorschlag, im Praktischen Jahr (PJ) einen Pflichtabschnitt in der Allgemeinmedizin einzuführen, von den Delegierten abgelehnt.

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Die GMK-Konferenz hatte bekannt beschlossen, einen zusätzlichen Pflichtabschnitt "Ambulante Medizin" im Praktischen Jahr und eine zusätzliche mündlich-praktische Pflichtprüfung Allgemeinmedizin im Staatsexamen einzuführen. "Diese Mogelpackung ist ein Misstrauensvotum gegenüber erwachsenen Menschen, die durch immer neue Zwangsmaßnahmen in die hausärztliche Praxis gedrängt werden sollen. Schon jetzt gibt es mit der Pflichtfamulatur und dem Blockpraktikum im Studium ausreichend Gelegenheit, die Allgemeinmedizin besser kennenzulernen. Mehr Pflicht wollen wir nicht", sagte die Sprecherratsvorsitzende.

Freie Wahl wird zunehmend eingeschränkt

Sollten die Beschlüsse Wirklichkeit werden, bliebe nur noch ein dreimonatiger Wahlabschnitt im Praktischen Jahr zur freien Verfügung. Bisher können die Medizinstudierenden nach den beiden Pflichttertialen Innere Medizin und Chirurgie im abschließenden viermonatigen Wahlabschnitt frei darüber entschieden, wo und in welchem Fachgebiet sie praktische Erfahrungen sammeln möchten.

Der Marburger Bund hatte sich in der Reformdebatte immer wieder dafür stark gemacht, die Struktur des Praktischen Jahres in der bestehenden Form beizubehalten. Mit den Pflichttertialen Innere Medizin und Chirurgie wird den Studierenden der Einblick in zwei wichtige Bereiche der Medizin gewährt, die auch für alle anderen Fachgebiete von außerordentlicher Bedeutung sind. „Das Wahltertial muss erhalten bleiben, um ausreichend Zeit zu haben, eigenen fachlichen Interessen nachzugehen und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten auszuloten“, bekräftigte Stefanie Weber. Die Studierenden im Marburger Bund würden daher an die politisch Verantwortlichen appellieren, von der beabsichtigten Umgestaltung des Praktischen Jahrs Abstand zu nehmen und den Status quo beizubehalten.

Landarztquote - "Politischer Aktionismus"

Hausarzt

Die Gesundheitsministerkonferenz halten an ihrer Forderung nach einer Landarztquote für Bewerber auf Plätze für das Medizinstudium fest.

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Auch die von den Gesundheitsministern geforderte Landarztquote für Studienplatzbewerber im Fach Humanmedizin sei politischer Aktionismus. „Eine Landarztquote begünstigt Bewerber, die sich verpflichten, später als Hausarzt auf dem Land tätig zu sein, und benachteiligt im gleichen Maße andere Studienplatzbewerber. Bei einer entsprechenden Festlegung vor dem Studium können weder Erfahrungen aus dem Studium noch spätere persönliche  Entwicklungen berücksichtigt werden. Deshalb lehnen wir die Einführung einer Landarztquote ab“, sagte Stefanie Weber. Die Gründe für den prospektiven Mangel an Ärztinnen und Ärzten in bestimmten Regionen lägen unter anderem in den Arbeits- und Niederlassungsbedingungen und grundsätzlichen Lebensbedingungen vor Ort. Dies hätten Umfragen unter Medizinstudierenden wie die des Marburger Bundes (MB-Studi-Barometer 2016) klar zu Tage gefördert.

Quelle: Marburger Bund

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