Das Krankheitsbild Diabetes mellitus werde häufig in der Vorlesung für Innere Medizin abgehandelt und nicht als Querschnittsfach unterrichtet, das auch Kenntnisse in Bereichen wie Augenheilkunde, Neurologie und Gefäßchirurgie erfordere, heißt es in einer Pressemitteilung der DDG. Nur die Hälfte der Befragten bewertete das aktuelle Lehrangebot in Bezug auf Themen der Diabetologie als ausreichend. Nur die Hälfte der Befragten gab an, sich in Behandlungsentscheidungen bei Diabetes sicher zu fühlen. Auch über die Möglichkeit, im Rahmen von Praktika, Hospitationen und Famulaturen praktische Erfahrungen zu sammeln, wussten 60 Prozent der Umfrageteilnehmer nichts. An der Umfrage nahmen mehr als 200 Studierende, PJler und Lehrbeauftragte teil.
„Diese Ergebnisse lassen uns als Fachgesellschaft aufhorchen“, kommentiert DDG-Sprecher Prof. Dr. Baptist Gallwitz die Umfrage. „Sie signalisieren, dass die Erkrankung Diabetes nicht ausreichend im Studium thematisiert wird und Medizinstudierende weiteren Ausbildungsbedarf mit Blick auf die Behandlung vorweisen.“ Derzeit gibt es in Deutschland nur acht klinische Lehrstühle für Diabetologie – auch an den neugegründeten Fakultäten in Augsburg und Bielefeld sei dieser Fachbereich bisher nicht geplant.
Diabetes mellitus ist eine Volkskrankheit – und immer mehr Menschen sind davon betroffen: Experten schätzen, dass die Zahl der Patienten in den kommenden Jahren von aktuell sieben Millionen auf bis zu zwölf Millionen ansteigen könnte, wenn nicht wirkungsvoll gegengesteuert wird. „Vor dem Hintergrund dieser alarmierenden Prognose sollten wir unbedingt Maßnahmen für eine gute Vorbeugung und optimale Behandlung der Volkskrankheit ergreifen“, fordert Gallwitz. Dazu zählt für ihn auch die Gewinnung und Qualifizierung der Nachwuchsmediziner.
Für DDG-Präsidentin Prof. Dr. Monika Kellerer ist das auch eine Frage der Versorgungsgerechtigkeit: „Regionale Versorgungsunterschiede werden wegen geringer Zahlen von diabetologischen Fachärzten künftig wohl weiter zunehmen. Dann sind Allgemeinmediziner stärker gefragt, die über entsprechende Kenntnisse verfügen müssen.“ Kellerer fordert daher die Umsetzung einer Nationalen Diabetes-Strategie, die die Eckpunkte für eine einheitliche Versorgung enthalten und den Bundesländern Orientierung bieten soll.