Interessenkonflikte: Transparenz im Studium

Wie beeinflussen Industriekontakte junge Mediziner? Und wie kannst Du schon im Studium lernen, mit Interessenkonflikten richtig umzugehen? Das erklärt Maja Struck von der Arbeitsgemeinschaft Interessenkonflikte der bvmd im Interview.

Welche Kontakte zur Pharmaindustrie haben Dozenten? Bei Kongressen und Vorträgen wird das offengelegt, an der Uni nicht. | peterschreiber.media - stock.adobe.com

Die Arbeitsgemeinschaft Interessenkonflikte der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) und der internationalen Studierendenorganisation „Universities Allied for Essential Medicines“ (UAEM) fordert Transparenz beim Umgang mit der Industrie im Medizinstudium. Dafür sollten die medizinischen Fakultäten klare Richtlinien erstellen.

Maja Struck studiert im elften Semester an der Charité in Berlin. | privat

Enge Industriekontakte und daraus resultierende Interessenkonflikte von Dozierenden im Medizinstudium – wie seid ihr darauf gekommen, dass dies relevant sein könnte?

Maja Struck: Wir sind vor einigen Jahren darauf aufmerksam geworden, dass Dozierende bei Symposien und Jahrestagungen von wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften immer ihre Interessenkonflikte darlegen. In den Vorlesungen, bei denen es zum Teil um gleiche oder ähnliche Inhalte geht, geschieht dies praktisch nie. Das hat uns stutzig gemacht. Außerdem haben wir im Verlauf des Studiums bemerkt, dass Studierende eine Zielgruppe von Industrie-Marketing-Aktionen sind. Wir werden zum Beispiel zu Symposien eingeladen, erhalten Reisestipendien und dergleichen. Aber wir lernen im Studium nicht, wie wir damit umgehen können – auch und vor allem später im Beruf. Dabei ist aus Studien klar: Interessenkonflikte wirken sich zum Beispiel auf das Verschreibungsverhalten aus, auch wenn man eigentlich glaubt, sich nicht beeinflussen zu lassen.

Wie gehen die medizinischen Fakultäten in Deutschland bei der Lehre mit Interessenkonflikten der Dozierenden um?

Maja Struck: Wir haben dazu eine Umfrage unter den Fakultäten gemacht. Das Ergebnis war ernüchternd. Die meisten wollten gar nicht auf unsere Fragen antworten. Von 38 angefragten Fakultäten haben schließlich doch 16 geantwortet. Aber nur zwei von ihnen haben Richtlinien zum Umgang ihrer Dozierenden mit Interessenkonflikten angegeben.

Was fordert die bvmd?

Maja Struck:
Drei Dinge sind aus unserer Sicht wichtig: Lehre im Studium zum Thema Interessenkonflikte, damit wir vor allem später als Ärztin oder Arzt damit umgehen können. Nicht nur psychologisch, auch rechtlich. Außerdem sollten Dozierende in den Vorlesungen Interessenkonflikte offenlegen, wie dies bei wissenschaftlichen Tagungen Standard ist. Und drittens sollten die Fakultäten klare und transparente Richtlinien schaffen, wie sie es mit Interessenkonflikten ihrer Lehrenden halten.

Wie können Studierende sich bei dem Thema weiter engagieren?

Maja Struck: Wir haben ein Netzwerk gegründet und es gibt an vielen Fakultäten bereits Ansprechpartner der bvmd für das Thema Interessenkonflikte. Es ist sehr hilfreich, wenn daraus kleine AGs werden, die das Thema mit den Dekanaten besprechen und die Druck machen, dass etwas passiert. Übrigens hat das Thema nach unserer Umfrage bei den Fakultäten einen Schub bekommen: Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hat zum Beispiel im vergangenen Oktober unsere Initiative begrüßt und unterstützt das Anliegen nach klaren Regeln zum Umgang mit Interessenkonflikten.

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