Flensburger Student erhält Auszeichnung für virtuelle Medizin

An der Hochschule Flensburg werden zwar keine Mediziner ausgebildet – die Informatiker aus dem hohen Norden entwickeln aber spannende eLearning-Tools, die das Medizinstudium leichter machen. Eine Kooperation mit der Uniklinik Göttingen hat jetzt einen internationalen Preis bekommen.

Matthias Süncksen, Prof. Dr. Michael Teistler und Prof. Klaus Dresing von der Uni-Klinik Göttingen (v.l.) mit dem erstmals verliehenen „AOTrauma Innovation in Education Award“. | Hochschule Flensburg

Das Thema eLearning wird in der Ausbildung junger Ärzte immer wichtiger – ob es nun das Erforschen von Organen per Virtual Reality-Brille ist oder das spielerische Lernen von Abläufen in einer Notaufnahme. Matthias Süncksen, Informatik-Student aus Flensburg, ist einer, der solche Programme entwickelt. Er hat für seine Masterarbeit im Bereich "Virtuelle Medizin" jetzt in Davos in der Schweiz den „AOTrauma Innovation in Education Award“ verliehen bekommen.

Die AOTrauma ist eine internationale Vereinigung von Chirurgen, Orthopäden und Ärzten weiterer Fachbereiche. Auf der Konferenz der Organisation hat eine hochkarätige Jury aus 19 Bewerbungen aus aller Welt den Preisträger gewählt. Der Preis wurde im Dezember erstmals verliehen. Süncksen hat in seiner Masterarbeit einen virtuellen Trainingsraum für interoperative Bildgebung entwickelt. Damit soll OP-Personal dafür geschult werden, während eines chirurgischen Eingriffs Röntgenaufnahmen durchzuführen. An der Uniklinik Göttingen wurde das Schulungs-Tool schon zweimal eingesetzt.

Auch sonst ist das Programm international auf Interesse gestoßen: Auf der Tagung der Schweizer Gesellschaft für Chirurgie in Basel sowie auf dem Kongress für Unfallchirurgie in Berlin durfte Süncksen das Tool mit Live-Demonstrationen vorstellen. Auf der IEEE-Konferenz „Serious Games and Applications for Health“ in Wien wurde der Beitrag zum „Best Paper“ gekürt.

Ärzte und Experten für Medizindidaktik der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben ein Computerspiel entwickelt, das die Abläufe auf einer Notaufnahme simuliert.

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Doch das Institut für Angewandte Informatik der Hochschule Flensburg weckt damit nicht zum ersten Mal das Interesse der Mediziner: Auch das "Sono-Game" ist eine Entwicklung der Flensburger. Dabei können Medizinstudenten spielerisch üben, Ultraschall-Schnittbilder zu erstellen und mit ihnen zu arbeiten. Die Inhalte werden dabei nicht nur anhand medizinsicher Beispiele vermittelt: Unter anderem müssen die angehenden Mediziner in einer Spielzeugfabrik Kisten scannen und die Inhalte anhand von Schnittbilder erkennen. Das Programm wurde bereits 2017 auf dem Kongress der European Society of Radiology (ESR) in Wien vorgestellt.

„Der Bedarf, das räumliche Verständnis zu schulen, als Grundstein für den Ultraschall, ist auf jeden Fall vorhanden“, erklärt Prof. Dr. Michael Teistler, Professor für Angewandte Informatik an der Hochschule Flensburg. Besonders erfreut zeigte er sich auch über Süncksens Erfolg: „Das ist schon was Besonderes. Es ist selten, dass Studierende auf internationalen Tagungen vortragen und dann auch noch ausgezeichnet werden“.

Das Themengebiet "Virtuelle Medizin" an der Hochschule Flensburg überzeugt jedenfalls nicht nur die medizinische Community: Die Marga und Walter Boll-Stiftung aus Kerpen unterstützt das Projekt seit Jahren und hat nun für drei weitere Jahre 430.000 Euro Fördergelder zur Verfügung gestellt, heißt es von der Hochschule. So können viele weitere Informatik-Studierende einen Einblick in diese Forschungswelt gewinnen und den angehenden Medizinern einen leichten und spielerischen Zugang zu weiteren Themengebieten ermöglichen. 

Quelle: Hochschule Flensburg, University of Applied Sciences

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