Europäische Gesundheitspolitik: Gestalten ist möglich

Die Arbeitsgruppe „Europäische Integration“ der bvmd bearbeitet Themen, die europaweit für Studium und Versorgung relevant sind. Friederike Münn, Dresden, ist eine der beiden Bundeskoordinatoren und erläutert, was sie an der Arbeit begeistert.

Friederike, „Europäische Integration“ ist ein weites Feld. Womit beschäftigt sich die Arbeitsgruppe (AG) konkret?

Friederike Münn: Unsere Gruppen bearbeiten viele verschiedene Themen mit Fokus auf innereuropäische Zusammenarbeit. Ein wichtiges Thema ist im Augenblick die Fachkräftemigration in Europa, speziell die von Ärzten. Aber wir organisieren auch bilaterale Kurzaustauschprogramme und lernen das Medizinstudium in anderen Ländern kennen…

Friederike Münn und Alexander Abt sind Bundeskoordinatoren der AG "Europäische Integration"| bvmd

Dann seid Ihr keine kleinen Gruppen mit fünf oder sechs Mitgliedern...

Friederike Münn: Nein, gar nicht. Die AG „Europäische Integration“ der bvmd ist die deutsche Sektion der European Medical Students‘ Association, der „EMSA“. Damit sind wir das Bindeglied zwischen beiden Organisationen. Es gibt Lokalgruppen in vielen Städten in Deutschland und in Europa – insgesamt über 100 aus 30 Ländern. Das ist also die Basis, aber wer sich einbringt, kann auch früh schon auf Europaebene mitgestalten. Wir treffen uns zweimal im Jahr mit Vertretern jeder Lokalgruppe zu General Assemblies.

Wie kann man sich so etwas vorstellen?

Friederike Münn: Auf diesen Versammlungen geht es darum, den interkulturellen Austausch zu fördern, sich untereinander zu vernetzen und gemeinsame Themen zu bearbeiten. Die kommende Assembly im April wird von der Heidelberger Lokalgruppe organisiert. Darüber freuen wir uns sehr! Auch hier wird es um „Medical Migration und Mobility“ gehen. Neben Vereinsarbeit und Workshops wird es auch Vorträge geben – zum Beispiel von der British Medical Association über die Auswirkungen des Brexits.

Du hattest erwähnt, dass man sich schon früh auf Europa-Ebene einbringen kann. Wie sieht das dann aus?

Friederike Münn: Ein Beispiel dafür sind einige Kleingruppen, die länderübergreifend aktiv sind. Eine sehr engagierte beschäftigt sich dabei mit eHealth. Dabei haben Studierende aus Deutschland, Lettland, Spanien und Rumänien gemeinsam in einer Studie untersucht, wie das Medizinstudium auf neue Möglichkeiten der digitalen Medizin vorbereitet und wie Studierende die Lernangebote aufnehmen. Dies hat gezeigt, dass es da eine Diskrepanz gibt: zwischen dem Interesse der Medizinstudierenden, Key Player in der Digitalisierung des Gesundheitswesens zu sein, und gleichzeitig Mangel an Lehre zu diesem Thema. Bisher entspricht das Curriculum zu eHealth an vielen medizinischen Fakultäten in Europa nicht den Bedürfnissen der Studierenden. Durch die Beziehungen der EMSA nach Brüssel gab es vor Kurzem für die Vertreter, darunter Lina Mosch aus Berlin, die Chance, die Ergebnisse auf dem „Deans Meeting“ der Europäischen Kommission vorzustellen und so direkt die Sicht der Studierenden genau den Personen vorstellen kann, die aktiv etwas ändern können: Dekane von Universitäten in ganz Europa, die beraten haben, wie man Digitalisierung in das medizinische Curriculum integrieren kann.

Wer setzt die Themen bei Euch – Ihr als Bundeskoordinatoren?

Friederike Münn: Nein, wir koordinieren und verbinden eher. Die Arbeit ist nicht hierarchisch organisiert. Die Lokalgruppen bringen die Themen ein und bearbeiten sie auch. Dann werden sie gegebenenfalls europaweit aufgegriffen. Die Münchner Lokalgruppe hat zum Beispiel ein Positionspapier zu „Mehrsprachigkeit von Arzneimittel-Beipackzetteln“ zur Abstimmung gebracht, das so jetzt auf europäischer Ebene von der EMSA vertreten wird. Zu dem Thema ärztliche Fachkräftemigration im europäischen Raum haben wir Bundeskoordinatoren gemeinsam mit der Lokalgruppe Bochum ein Workshop Wochenende organisiert, arbeiten jedoch als gesamte AG an dem Thema,– hier ist auch ein Positionspapier für die bvmd in Arbeit.

Die AG Europäische Integration (abgekürzt als AG EI) stellt das Bindeglied zwischen der bvmd und der EMSA (European Medical Student Association) dar.

Weitere Infos gibt es unter: www.bvmd.de und https://emsa-europe.eu 

Beitragsbild: PantherMedia / Joris Van Ostaeyen
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