Normalerweise steht das Physikum, genauer gesagt der erste Abschnitt der ärztlichen Prüfung, im Regelstudiengang nach dem vierten vorklinischen Semester an.
Das Physikum besteht aus zwei schriftlichen Prüfungen und einem mündlichen Prüfungsteil. Im schriftlichen Teil geht es darum, das Wissen aus allen vorklinischen Fächern (z. B. Chemie, Biochemie, Anatomie, Physik und Physiologie) zu prüfen. Dazu stellt das zuständige Landesprüfungsamt an zwei Tagen in Multiple-Choice-Klausuren 320 Fragen, die gekreuzt werden müssen. In der Zeit, in der man auf das Ergebnis der schriftlichen Prüfung wartet, steht eine mündliche Prüfung an, die von den Hochschullehrern der Uni abgehalten wird, an der man studiert. Sie, die Experten auf ihren eigenen Gebieten, stellen viele Fragen zu den Fächern Anatomie,
Biochemie und Physiologie und bescheinigen nach einer erfolgreichen Prüfung die Eignung für die Klinik. Endlich!
Bevor man in den Genuss dieser wunderbaren Erfahrung kommen kann, muss man sich beim Landesprüfungsamt anmelden. Und genau das habe ich vor einigen Tagen gemacht. Um zugelassen zu werden, muss man neben vielen Unterlagen wie Geburtsurkunde oder Abi-Zeugnis (endlich hat es wieder einen sinnvollen Nutzen!) die Scheinfreiheit nachweisen. Da bei einigen Studierenden wie mir die Scheinfreiheit erst in diesem Semester bescheinigt werden kann, können die Leistungsnachweise im Laufe des Semesters nachgereicht werden. Erst dann, wenn alle Unterlagen vollständig sind, wird dem Antrag zur Zulassung stattgegeben.
Auch wenn es ein typisch bürokratisches Verfahren ist, war ich selbst beim Ausfüllen des Antrags auf Zulassung zum Physikum aufgeregt. Mir ist beim Ausfüllen des Antrags bewusst geworden, dass ich gerade etwas tue, was mich in weniger als einhundert Tagen in die Klinik katapultieren wird. Und so gern ich doch in der Vorklinik bin und Enzyme auf ihre Funktionsweise prüfe, ich möchte endlich meinen Kittel für etwas anderes benutzen als für das Biochemie-Praktikum.
Bevor ich unter Druck stehe und nicht genau weiß, was ich wann lernen soll, bereite ich mich langsam psychisch und physisch auf die kommenden Monate vor. Konkret bedeutet das, dass ich meinen Schokoladen-Schrank auffülle und leere, mir von allen Seiten Tipps und Tricks hole, wie man den Wissenshaufen in seinem Kopf behält. Außerdem treffe ich mich mit Kommilitonen, um die inzwischen verrosteten Stoffwechselzyklen durchzusprechen, um mich langsam auf den Endspurt vorzubereiten. Man kann eigentlich nicht früh genug anfangen…
Ich bin sehr gespannt, wie meine Kommilitonen und ich den Endspurt meistern werden. Eins kann ich auf jeden Fall schon jetzt sagen: Wir sind motiviert und werden unser Bestes geben.
Andrej Weissenberger (22) studiert Medizin in Bonn und wohnt in Köln. Derzeit befindet er sich im fünften vorklinischen Semester und bereitet sich auf sein Physikum im kommenden Jahr vor.