Schon mal eine Nacht lang im Krankenhaus gearbeitet? Der Nebenjob im Krankenhaus macht´s möglich!
Meinen ersten Nachtdienst überhaupt hatte ich vor einigen Monaten, kurz nachdem ich die Zusage für meine Aushilfsstelle bekommen habe. Und in diesem Blogeintrag möchte ich über meinen ersten Nachtdienst in der Neurologie berichten.
Die reguläre Dienstzeit ist von 21 bis 7 Uhr, also zehn Stunden. Zehn Stunden wach, aufmerksam und konzentriert bleiben. Je nach Station gibt es mal mehr, mal weniger Arbeit. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass sich Patienten nachts genauso geborgen fühlen wie tagsüber. Der Pflegemangel, darüber habe ich schon im letzten Blogeintrag ausführlich berichtet, macht es den Stationen allerdings nicht immer möglich, auf alle Wünsche der Patienten einzugehen: Eine Nachtschwester, circa 25 Patienten. Wenn man Glück hat, ist ein Medizinstudent dabei, der ein wenig unter die Arme greift.
20 Uhr: Ich gehe am Samstagabend von zu Hause los, ohne Mittagsschlaf, weil ich zu aufgeregt bin. In meinem Rucksack habe ich ausreichend Essen und Trinken dabei. Zum Glück, denn wie ich am eigenen Magen spüren werde, werde ich in der Nacht einen sehr großen Hunger verspüren. Neben einer normalen Mahlzeit habe ich für die Pflegerin und mich eine Packung Salzstangen eingepackt, damit wir etwas zum Knabbern haben, wenn wir Patientenakten aktualisieren.
Ich komme kurz vor Dienstbeginn an, stelle mich vor: „Hallo, ich bin Andrej. Ich bin vom Studentenpool und helfe heute hier aus“. Ich bekomme den Schlüssel von der Umkleide, ziehe mich um und bin bereit für die Übergabe von den Kollegen aus dem Spätdienst. Übergaben kenne ich gut aus dem Pflegepraktikum, doch ich muss schnell feststellen, dass neurologische Patienten ganz andere Probleme haben als Kinder mit allergischen Reaktionen.
22 Uhr: Die Nachtschwester und ich besuchen alle Patienten, stellen uns kurz vor und sagen, dass wir gleich nochmal reinkommen. Jetzt geht es erst richtig los: Tabletten verteilen, Vitalzeichen messen, Patienten zur Toilette und wieder ins Bett begleiten, lagern, Notfälle aufnehmen, Infusionen aufziehen, dokumentieren.
Als Aushilfe darf man ja nicht alle Aufgaben übernehmen, jedoch hilft es einer Pflegekraft sehr viel, wenn man zum Beispiel an die Klingel geht und nach dem Patienten schaut. Das ist für eine Aushilfe leichte Arbeit und erspart der Pflegekraft wertvolle Zeit, die sie für ihre Aufgaben braucht.
Gegen 0 Uhr: Der erste Rundgang ist geschafft, die meiste Arbeit soweit erledigt. Der nächste Rundgang steht in circa zwei Stunden an. Meldet sich zwischendurch jemand, so gehe ich hin und schaue, was dem Patienten fehlt.
Zwischen den Rundgängen bleibt eigentlich immer etwas Zeit für Gespräche mit der Pflegekraft, einen Biss ins mitgebrachte Brötchen und Salzstangen… Glaubt mir, es gibt kaum etwas Schöneres als eine Süßigkeit oder etwas Salziges, was man so nebenbei essen kann, wenn man Patientenberichte vervollständigt.
Irgendwann zwischen 3 und 5 Uhr: Man wird müde, der Körper schreit nach Schlaf… Aber der Dienst dauert noch einige Stunden. Während in dieser Zeit die meisten Patienten ruhig und tief schlafen, kann man seine Lernsachen auspacken (nur zu empfehlen, wenn man das Lernen in der Nacht gewöhnt ist), oder einfach mal in den Ordnern der Station blättern. Man glaubt es kaum, aber man findet in ihnen super interessante Dinge, so zum Beispiel Altprotokolle von Facharztprüfungen. Auch interessant sind die Informationsordner zum richtigen Umgang mit Patienten, die gerade eine schlimme Diagnose vom Arzt mitgeteilt bekommen, oder mit Angehörigen, die ihre(n) Verwandte(n) verloren haben. Aber wenn man zurzeit ein gutes Buch liest, so ist diese Zeit meistens die richtige, um es weiterzulesen.
Die Zeit zwischen 5 und 7 Uhr vergeht wie im Flug: Die ersten Patienten werden langsam wach, erneut müssen viele Patienten gelagert, die Urinbeutel der katheterisierten Patienten geleert werden. Einige erhalten erneut Infusionen, weil sie Schmerzen haben, andere drehen sich nochmal um, nachdem sie die Uhrzeit erfahren haben.
Und da sind sie schon… Die Kollegen, die den Frühdienst übernehmen. Wir empfangen sie mit frisch gebrühtem Kaffee, einige von ihnen kennt man noch von der Übergabe aus dem Spätdienst. Es wird gegähnt, man lässt die ganze Nacht Revue passieren. Man freut sich, weil die Nacht ruhig war und es keine größeren Komplikationen gab. Der verdiente Feierabend, naja, besser "Feiermorgen", kann kommen.
Auf dem Weg nach Hause begegnen mir junge und alte Menschen, die gerade zur Arbeit oder von der Party nach Hause fahren. So sehe ich also aus, wenn ich sonntagmorgens von der Party komme? Oh man!
8:30 Uhr: Ich liege im Bett, bin total erschöpft und müde. Aber ich lächle, weil ich den ersten Nachtdienst gemeistert und mit der Nachtschwester die Station geschmissen habe.
Andrej Weissenberger (21) studiert Medizin in Bonn und wohnt in Köln. Derzeit befindet er sich im dritten vorklinischen Semester und bereitet sich auf sein Physikum im August vor.