Blog zum Medizinstudium: Das dritte vorklinische Semester

Bewerbung, richtiges Lernen, Physikum und Pflegepraktikum: Andrej Weissenberger gibt Tipps zu allen Themen, die Medizinstudenten bewegen. Selbst an der Universität Bonn eingeschrieben, sorgt er in seinem Blog regelmäßig für Einblicke in seine eigenen Erfahrungen. Teil 8: Das dritte vorklinische Semester.

Andrej Weissenberger

Hier bloggt Andrej Weissenberger über alles, was Medizinstudenten interessiert.

Die Hälfte der Vorklinik ist geschafft und nun geht’s im dritten Semester ans Eingemachte! Im dritten vorklinischen Semester wird in den Fächern Biochemie, Physiologie, Anatomie sowie Neuroanatomie gelehrt. Und neben der theoretischen Lehre hat man in diesem Semester die Chance, das Gelernte an der Leiche eines Körperspenders noch weiter zu vertiefen.

Die Lehre in Biochemie wird aus dem vorherigen Semester fortgeführt, die Themen werden aber interessanter. Zumindest empfand ich das so. Nachdem man im zweiten Semester sich durch die Stoffwechselwege gequält und Formeln von Reaktionsstoffen auswendig gelernt hat, lernt man im Wintersemester alles zur DNA, was ein Mediziner wissen muss: Aufbau von Nukleinsäuren und Genen, Proteinbiosynthese, Zellzyklus und die entsprechenden Signaltransduktionen.

Hämatologie und Immunologie

Außerdem wird Wissen in den Themen Blut und Immunologie vermittelt. Damit man im biochemischen Wirrwarr nicht durcheinander kommt, werden größere Themenblöcke im Praktikum behandelt: So darf man beispielsweise das Blut von Patienten untersuchen und schauen, welche Krankheiten sie haben.

Die biochemischen Seminare, die schon aus dem vorherigen Semester bekannt sind, werden ebenfalls im Wintersemester vorlesungs- und praktikumsbegleitend angeboten. Auch dieser Kursteil wird als bestanden gewertet, wenn eine MC-Klausur erfolgreich absolviert wurde. Wenn das der Fall ist, so hat man endlich seinen Biochemie-Schein in der Tasche. Das war’s mit biochemischen Laboren in der Vorklinik!

Die Vorlesung im Fach Physiologie vermittelt wichtiges Wissen für das im vierten Semester stattfindende Praktikum. Es ist zwar keine Pflichtveranstaltung, so wie alle anderen Vorlesungen auch, aber es ist eine Veranstaltung, die besucht werden sollte, wenn man es etwas leichter im Praktikum haben möchte. Es geht praktisch um alle Themenbereiche der Physiologie. Teil 2 folgt im darauffolgenden Semester, allerdings geht es dort um speziellere, sehr aufs Praktikum aufbauende Themen.

Alles dreht sich um Anantomie

Anatomie ist im zweiten Wintersemester eindeutig das Fach, um das sich alles dreht. Neben der Vorlesung, die wichtiges Wissen für den Kurs der makroskopischen Anatomie vermittelt, hat man die einmalige Gelegenheit, sich an zwei Tagen in der Woche für je vier Stunden an einem Körperspender das Wissen anzueignen. Manch eine/r wird den Kurs aus Erzählungen unter dem Namen Präp(arier)kurs kennen. Mit Handschuhen und geschärftem Präparierbesteck ausgestattet, wird die Leiche eines Körperspenders von ca. 20 Studierenden und mehreren Tutoren, die zu verschiedenen Zeiten in Gruppen an der Leiche arbeiten, sorgfältig präpariert. Neben dem Anatomieatlas sind Dozenten im Anatomiesaal anwesend und helfen, wenn man die Präparieranleitung nicht versteht oder irgendwelche Fragen hat.

Geprüft wird in diesem Fach mündlich. Die Prüfung in der anatomischen Propädeutik aus dem zweiten Semester kann man sich bei Bestehen anrechnen lassen, sodass man das erste Testat (so nennt man unter Studierenden die Kurzprüfungen) schon vor Beginn des Kurses bestanden hat. Geprüft wird allgemein ca. alle vier Wochen in den Themen Allgemeine Anatomie, Bewegungsapparat, innere Organe sowie Kopf, Hals und deskriptive Neuroanatomie.

Prüfungssituation: von heiter bis traurig

Die Prüfungen verlaufen in den jeweiligen Gruppen an der Leiche, die man präpariert hat, je nach Dozent einzeln, manchmal auch in Kleingruppen. In unterschiedlich langen Prüfungen wird das Gelernte testiert: Es wird erklärt, teilweise mit Händen und Füßen, mit der Pinzette am Körperspender oder am Skelett gezeigt, diskutiert und manchmal auch gelacht. Das ein oder andere Tränchen hat man auch fließen gesehen.

Die Prüfungsatmosphäre hängt vom Prüfer und dem Prüfling sehr stark ab: einige Prüfer sind sehr locker und nicken bestätigend während der Prüfung, andere wiederum notieren sich nur irgendwelche Sachen auf ihrem Block und geben am Ende nur das Ergebnis bekannt. Sind alle Prüfungen bestanden, so hat man auch den aufwändigsten Schein der Vorklinik in der Tasche. Hat es bei den Prüfungen nicht geklappt, so hat man im darauffolgenden Semester die Möglichkeit, die Prüfung(en) einmalig zu wiederholen. Klappt das auch nicht, so muss „geschoben“ werden. Das heißt, man hat ein Zusatzsemester, in welchem man alle Anatomieprüfungen wiederholen muss.

Ohne Fleiß, kein Preis

Anatomie ist mit Sicherheit das zeitintensivste und aufwändigste Fach in der Vorklinik. Nichtsdestotrotz ist die Erfahrung im Anatomiesaal eine Erfahrung, die eine/n sicherlich irgendwie prägen wird, sei es denn emotional oder nur wissenstechnisch gesehen. Mehr zu meinen Erfahrungen im Präpsaal gibt es dann im nächsten Blogeintrag. Und damit es im Semester nicht langweilig wird, gibt es einen Vorgeschmack auf die Neuroanatomie in Form einer Vorlesung. Diese dient der Vorbereitung für die Klausur im Sommersemester. Dazu mehr im Blogeintrag zum vierten Semester. Im dritten Semester wird man sich langsam bewusst, was für ein komplexes Fach man studiert und welches umfangreiches Wissen in verschiedenen Bereichen notwendig ist, um den komplexen Körper des Menschen zu verstehen.

Auch in diesem Semester gilt: Ohne Fleiß, kein Preis. Manchmal muss das Privatleben etwas darunter leiden, doch auch dieses Semester geht schnell vorbei. Wichtig ist, dass man auch in „schwierigen Zeiten“ vor den Prüfungen sein Ziel im Auge behält. Man muss strukturiert und kontinuierlich lernen, genug Pausen machen und sich ab und zu etwas Gutes tun. Denn das ist der Weg, der erfolgreich zum Ziel führt.

Andrej Weissenberger (21) studiert Medizin in Bonn und wohnt in Köln. Derzeit befindet er sich im dritten vorklinischen Semester und bereitet sich auf sein Physikum im kommenden Jahr vor.

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