Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat in einem Entwurf für einen neuen Staatsvertrag neue Regeln für die Zulassung zum Medizinstudium beschlossen. Die Pläne stoßen auf Unverständnis bei der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL). Insbesondere die Tatsache, dass die Abiturnote bei der Zulassung zum Studium der Medizin eine noch größere Gewichtung erhält, wird abgelehnt. Die Abiturbestenquote soll bei der Vergabe der Studienplätze laut KMK von 20 auf 30 Prozent erhöht werden.
„Insgesamt ist die geplante Reform kein tragfähiges Fundament für die zukünftige Auswahl von Medizinstudenten“, kritisierte ÄKWL-Präsident Theodor Windhorst im Namen des ÄKWL-Vorstandes. Vielmehr sei sie teilweise eine Verschlimmbesserung des Status quo. „Die KMK irrt und hat nicht verstanden, was in der Medizin gebraucht wird: Wir benötigen engagierte, sozialkompetente und empathische Ärztinnen und Ärzte, die Helfer und Heiler sein wollen“, sagte Windhorst.
Soziales Engagement soll stärker berücksichtigt werden
Die vorgesehene Quotenerhöhung bei der Abiturnote konterkariere genau das, was in der Medizin benötigt werde: ein Studium letztendlich für eine patientenorientierte Versorgung und für motivierte Zuwendungsmedizin. Auch die Auswahlverfahren der Universitäten müssten sich auf diese in der Patientenversorgung benötigten Kompetenzen fokussieren.
„Auf der einen Seite die Überbetonung der Abiturnote, auf der anderen Seite sollen auch zehn Prozent der Studienplätze an Bewerber ohne Hochschulreife vergeben werden“, geht die ÄKWL-Kritik weiter. Die Abiturnote müsse die Eintrittskarte für das Studium bleiben, aber soziales Engagement und soziale Motivation, etwa in einem Freiwilligen Sozialen Jahr, durch eine Tätigkeit als Rettungssanitäter oder in Pflegeberufen, Sozialkompetenz oder bereits abgeschlossene Ausbildungen in Medizinberufen sollten in einem neuen Kriterienkatalog stärker berücksichtigt werden.
Der Wegfall der Wartezeit auf einen Studienplatz für Medizin bedeutet aus Sicht der ÄKWL für zahlreiche Studienplatzbewerber aktuell eine Situation der Ungewissheit. Die jetzt noch vorhandenen Wartelisten-Bewerber, die bis zu sieben Jahre auf ihren Studienplatz warteten, sollten Bestandsrechte erhalten, lautet die Forderung des ÄKWL-Vorstandes. Sie hätten Lebenszeit geopfert, um überhaupt in das Studiensystem zu gelangen und damit auch ihre Zielorientierung für ein Medizinstudium unter Beweis gestellt.
Bereits in der Vergangenheit hat sich die ÄKWL mehrfach für eine veränderte Zulassung zum Medizinstudium eingesetzt und sich dafür ausgesprochen, dass die Abiturnote im Verhältnis zu anderen Kompetenzen abgewertet und damit die zu starke Fokussierung auf die Abiturnote aufgegeben wird.