Witten/Herdecke
Weg über private Hochschulen
Wer das nötige Geld zur Hand hat, kann auch an Privatunis in Deutschland studieren. Die Studiengebühren in Witten/Herdecke, Kassel (School of Medicine), Hamburg (Asklepios Campus), Nürnberg (Paracelsus Uni Nürnberg) und Brandenburg (Medizinische Hochschule Brandenburg) bewegen sich zwischen 6.000 und 11.500 Euro – pro Semester. Als Vorteile sehen viele die kleinen Seminargruppen und die teilweise innovativen Modellstudiengänge. Nachteilig ist aus Sicht der staatlichen Hochschulen die Distanz zur aktuellen Forschung. Auch die Privatuniversitäten haben Auswahlkriterien. Die Abiturnote fällt hierbei aber derzeit nicht so sehr ins Gewicht. Seit vergangenem Jahr gibt es zum ersten Mal auch die Option, Medizin online zu studieren. Das EDU International College of Medicine in Malta bildet in Zusammenarbeit mit dem Helios-Konzern, an dessen Kliniken die Praktika in Deutschland absolviert werden, Medizinstudierende aus. Dadurch, dass die EDU International College of Medicine ihre Studierende zu vielen Praktika verpflichtet, besteht das Praktische Jahr aus nur zwei statt üblicherweise drei Tertialen.
Bundeswehr/Rott
Weg über die Bundeswehr
Wer sich für eine Offizierslaufbahn entscheidet, kann auch über einer der 250 Plätzen der Bundeswehr Medizin studieren. 2.200 Euro beträgt das Einstiegsgehalt. Im Gegenzug verpflichten sich die Offiziersanwärter für 17 Jahre. In den Semesterferien stehen dann allerdings meist keine Reisen mit Kommilitonen, sondern oft militärische Lehrgänge und Praktika an. Man sollte sich zudem bewusst sein, dass man für die Sanitätsoffizierslaufbahn häufige Umzüge und Auslandseinsätze in Kauf nehmen muss. Auf der Plusseite steht die finanzielle Unterstützung im Studium und die Jobsicherheit danach. Die Bewerbung erfolgt direkt bei der Bundeswehr. Die Abiturnote spielt dort nicht so eine große Rolle, dafür wird die sportliche, psychologische und soziale Eignung geprüft. Das Studium findet an einer der zivilen Hochschulen in Deutschland statt.
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Weg über einen medizinnahen Beruf
Einige Anwärter sammeln Wartesemester. Da mit einer Abiturnote von schlechter als 2,0 die Chancen auf einen Platz gering sind, absolvieren spätere Medizinstudierende medizinnahe Ausbildungen, zum Beispiel zum Rettungsassistenten. Die Wartezeitquote entfällt 2022 und wird durch die Eignungsquote ersetzt. Einige Hochschulen honorieren auch bereits Extraleistungen wie eine berufsbezogene Ausbildung. In der „zusätzlichen Eignungsquote“ können zehn Prozent der Bewerber darauf hoffen, anhand notenunabhängiger Kriterien beurteilt zu werden. Dazu kommt, dass man sich Leistungen, die man zuvor in der Ausbildung erbracht hat, auch im Medizinstudium anerkennen lassen kann. Beispielsweise können Pharmazeutisch Technische Assistenten das Chemiepraktikum anerkennen lassen und sich damit Stunden der Titration-Lehre ersparen.
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Weg über eine Landarztverpflichtung
Wer Lust hat, nach dem Studium aufs Land zu ziehen und eine Landarztpraxis zu führen, kann in einigen Bundesländern inzwischen über die sogenannte „Landarztquote“ studieren. Grundlage ist der „Masterplan Medizinstudium 2020“, der neben einer Weiterentwicklung des Zulassungsverfahrens auch auf eine Stärkung der ländlichen medizinischen Versorgung setzt. Bis zu zehn Prozent der Studienanfänger (abhängig vom Bundesland) können über diese Quote ein Medizinstudium beginnen.
Bedingung ist, dass sie nach ihrem Abschluss den Facharzt für Allgemeinmedizin absolvieren und für bis zu zehn Jahre in einer unterversorgten Region auf dem Land arbeiten. Schon heute gibt es einige Bundesländer, die ähnliche Modelle umsetzen. So zum Beispiel das Modellprojekt „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, das 20 Abiturienten das Medizinstudium an der Universität Pécs in Ungarn finanziert. Auch in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, im Saarland, Niedersachsen und Baden-Württemberg existieren solche Pläne oder sind teilweise schon umgesetzt.
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Weg über das Ausland
Wer in Deutschland geringe Aussichten auf einen Studienplatz hat, kann sein Glück auch im Ausland versuchen. Es bieten sich vor allem europäische Universitäten (beispielsweise in Österreich, Ungarn, Lettland oder Bulgarien) an, damit später die Approbation einfacher in Deutschland anerkannt werden kann. Bewerbungsablauf und Zulassungsbedingungen sind in den einzelnen Ländern unterschiedlich. Einige Universitäten haben einen Eignungstest, andere achten auf die Abiturnote, wieder andere berücksichtigen nur die Noten bestimmter Fächer. Zu beachten bei einem Auslandsstudium sind die Qualität der Ausbildungen, die Sprachbarrieren und die teilweise sehr hohen Studiengebühren.