„Über Sie wird gesprochen“ – so wandte sich Nina Walter (Foto), Ärztliche Leiterin Stabsstelle Qualitätssicherung und stellvertretende ärztliche Geschäftsführerin, Landesärztekammer Hessen (LÄKH), zu Beginn des Operation Karriere-Kongresses am 21. Februar 2015 in Frankfurt an die Teilnehmer. Fast jeden Tag werde in den Zeitungen über den Medizinernachwuchs berichtet. Die Aussagen entsprächen allerdings nicht in jedem Fall der Realität. Um tatsächliche valide Fakten vorlegen zu können, führt die LÄKH daher seit einigen Jahren (mittlerweile im 12. Jahrgang) Befragungsprojekte durch, bei denen junge Mediziner in verschiedenen Stufen ihres Studiums zu ihren persönlichen Daten und Aspekten der Ausbildung befragt werden. Walter stellte in ihrem Vortrag einige interessante Fakten vor.
Demnach seien mittlerweile 63,5 Prozent der Medizinstudierenden weiblich und dementsprechend 36,5 Prozent männlich. Die Nationalitäten verteilen sich wie folgt: 95,5 Prozent Deutschland, 1,9 Prozent EU-Ausland und 2,6 Prozent Nicht-EU-Ausland. Zu Beginn des Studium streben circa 39 Prozent der Studierenden eine Anstellung in der Klinik an, 25 Prozent haben noch keine konkreten Pläne, 21,9 Prozent wollen sich als Facharzt niederlassen, 8,8 Prozent als Hausarzt und 1,9 Prozent wünschen sich eine Beschäftigung im nicht-kurativen Bereich.
Warum Medizin studieren?
Warum haben Sie sich für das Medizinstudium entschieden? Auf diese Frage antworteten 64 Prozent mit wissenschaftlichem oder medizinischem Interesse, 61 Prozent halten die Medizin für eine interessante und vielseitige Tätigkeit, 55,7 Prozent schätzen den Umgang mit Menschen und 32 Prozent wollen gerne helfen (Mehrfachnennungen waren möglich).
Als langfristiges Ziel strebt ein Drittel der Befragten eine Position als Oberarzt an, 21 Prozent wollen fachärztlich selbstständig werden und lediglich 5 Prozent möchten Chefarzt oder Chefärztin werden. Dazu Walter: „Den ganz großen Stress wollen sich die meisten nicht unbedingt antun.“
Kein Mangel an Studienanfängern
Entgegen der Berichterstattung gebe es keinen Mangel an Interessenten für das Studium der Medizin, ganz im Gegenteil. Außerdem habe das Fach die geringste Absprungrate und die meisten Absolventen blieben nach Abschluss des Studiums in der Patientenversorgung. „Wenn ein Mangel herrscht, dann ist es ein Mangel an Studienplätzen, nicht an Studenten“, sagte Walter. Der Personalmangel habe andere Ursachen: Durch neue Arbeitszeitmodelle – wie Teilzeitbeschäftigungen und auch durch das Arbeitszeitgesetz – sei die Arbeitszeit pro Kopf deutlich gesunken, wodurch mehr Personal für die gleiche Anzahl an Stellen benötigt werde.
Operation Karriere Frankfurt, 21.02.2015. Eröffnungsvortrag „Beruf und Karriere – Was junge Mediziner wirklich wollen“, Nina Walter, Leiterin Stabsstelle Qualitätssicherung und stellvertretende ärztliche Geschäftsführerin, Landesärztekammer Hessen.