Seit Ende März gibt es in NRW die Möglichkeit, einen Medizinstudienplatz über die sogenannte Landarztquote zu bekommen. Interessierte können sich für das Sommersemester 2020 noch bis zum 30. September u.a. bei den Universitäten Aachen, Bochum, Bonn oder Köln bewerben. Ein Top-Abi ist dafür nicht zwingend notwendig. Falls ein Bewerber einen Studienplatz über die Landarztquote ergattern kann, geht er jedoch folgende Vereinbarung ein: Nach dem Studium muss er eine für die Tätigkeit als Hausarzt passende Weiterbildung absolvieren. Dabei hat er die Auswahl zwischen Allgemeinmedizin, Innere Medizin oder Kinder- und Jugendmedizin. Außerdem verpflichtet er sich, nach dieser Weiterbildung zehn Jahre lang als Hausarzt in einem Gebiet zu arbeiten, für das ein öffentlicher Bedarf an Hausärzten festgestellt wurde.
Neben NRW hat nun auch Bayern die Landarztquote für Medizinstudienplätze beschlossen und auch Baden-Württemberg will gleichziehen. Bayern bietet sogar für maximal vier Semester ein Stipendium an. Die bmvd kritisiert diese „reine Symbolpolitik“. Ihrer Meinung nach könne so keine bessere Versorgung strukturschwacher Regionen gewährleistet werden, allein schon, weil die Quote zum falschen Zeitpunkt ansetze. Es dauere durchschnittlich 12-15 Jahre, bis ein Mediziner Studium und Weiterbildung abgeschlossen habe und als Hausarzt auf dem Land arbeiten könne. An der jetzigen akuten Unterversorgung ändere das nichts.
Eher abschreckende Wirkung
Vielmehr das Gegenteil sei der Fall. Durch die Quote werde der Eindruck vermittelt, dass die Arbeit als Hausarzt auf dem Land besonders unattraktiv sei. Diese negative Werbung schrecke ab. Außerdem wüssten Studierende zu Studienbeginn noch nicht, wohin sie ihr Weg in Zukunft führe oder welche ärztliche Spezialisierung sie absolvieren möchten. Dem „Berufsmonitoring Medizinstudierende“ zufolge, das die bvmd in Zusammenarbeit mit den Medizinischen Fakultäten und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2018 durchgeführt hat, will die Hälfte der Studierenden momentan nicht auf dem Land arbeiten. Um jedoch überhaupt einen Studienplatz zu bekommen, würden einige diese Vereinbarung trotzdem eingehen.



Um die Versorgungsengpässe in der Allgemeinmedizin und in der landärztlichen Versorgung zu verbessern, fordert die bvmd lösungsorientierte Gegenmaßnahmen wie eine Verbesserung der Lehr- und Weiterbildungsangebote, die Schaffung neuer Karriere- und Entwicklungschancen und Dual-Career-Programme. Wenn Studierende sich während ihres Studiums Interesse für die Arbeit als Hausarzt auf dem Land entwickeln, sollten sie durch strukturierte und gute Lehrangebote angesprochen werden. Außerdem fordert die bvmd eine bessere Vernetzung mit anderen Gesundheitsberufen, um so die Versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Die allgemeinmedizinische Versorgung solle zudem auf Prävention und longitudinales Gesundheitsmanagement ausgerichtet sein.
Neue Versorgungsformen als Alternative entwickeln
Möglich seien laut bvmd z.B. Kooperationen von Universitätskliniken mit medizinischen Versorgungszentren, damit Ärzte zwischenzeitlich in einer ländlichen Region arbeiten. Die Versorgungssituation müsse getrennt von der Zulassung zum Medizinstudium gesehen werden und einzelne Akteure im Gesundheitssystem dürften nicht die Entwicklung neuer Versorgungsformen behindern.
Quelle: Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (10.9.2019)