Egal, ob für eine Prüfung im Studium oder im späteren Beruf, Anatomie muss sitzen. Es ist wichtig, diesem großen Fach mit Motivation und Geduld zu begegnen. Spätestens während der Physikumsvorbereitung muss man das Lernen beherrschen, ansonsten wird es schwierig mit der Wiederholung aller prüfungsrelevanten Fächer. Der Präparierkurs bietet sich in der Vorklinik als ein guter Test für die eigenen Lernmethoden an, denn erfolgreiche Lernmethoden versprechen ein positives Prüfungsergebnis.
Zeit- und Lernplan aufstellen
Manche anatomischen Institute bieten ihren Studierenden Stoffkataloge an, die prüfungsrelevante Themen in Stichpunkten zusammenfassen. Manchmal ist es notwendig (oder auch sinnvoll), sich über das jeweilige Thema mehr zu informieren und den Stoffkatalog zu erweitern.
Wichtig ist, dass man sich rechtzeitig an den Schreibtisch begibt, den Kalender aufschlägt und die Prüfungstermine einträgt. Mit rechtzeitig meine ich mindestens vier bis sechs Wochen vor der Prüfung, die Zeit kann allerdings je nach Lerntyp sehr variieren. Nachdem man die Prüfungstermine auf dem Schirm hat, lässt es sich einfacher abschätzen, wie viel Zeit man für die Vorbereitung hat. Das erzeugt zwar einen Zeitdruck, der ist aber als Motivation enorm wichtig.
Mithilfe des Stoffkatalogs kann man sich nun Tages- oder Wochenlernziele setzen. Es ist ratsam, sich lieber weniger Ziele zu setzen als zu viele, denn nichts demotiviert mehr als ein fehlendes Häckchen auf dem Lernplan, nachdem man Stunden ins Lernen investiert hat.
Sieben Lerntipps für das Physikum
Für einen erfolgreichen Lerntag sollten neben dem „Büffeln“ auch Entspannungsphasen eingeplant und genommen werden. Anschließend lässt es sich wieder besser lernen.
Die Nächte nicht zu kurz werden lassen! Im Tiefschlaf werden durch das Lernen angelegte Gedächtnisspuren vom Hippocampus in den Kortex übertragen. Ausreichend Schlaf ist also wichtig, um das Gelernte zu verinnerlichen und am nächsten Tag wieder voll konzentrationsfähig zu sein.
Um nicht den Überblick zu verlieren, ist es hilfreich, To-Do-Listen mit den Lernzielen anzulegen. Als erstes To-Do an jedem Tag könnte das kurze Wiederholen des Erlernten vom Vortag stehen.
Damit die Lernziele in der geplanten Zeit erreicht werden können, sollte man Zeitdiebe verbannen. Das Smartphone kann auf stumm geschaltet werden oder ganz in einer Schublade verschwinden. Als Belohnung ist in den Lernpausen der Blick aufs Handy dann wieder erlaubt.
Wer Probleme hat, sich bestimmte Zusammenhänge und Begrifflichkeiten zu merken, dem hilft es vielleicht, Kernaussagen oder Vokabeln mit ihrer Erläuterung auf Post-its zu schreiben und an Alltagsgegenstände in der Wohnung zu kleben. Wenn man auf das Post-it guckt, liest man sich die Stichwörter laut vor und wiederholt sie ein zweites Mal, ohne abzulesen.
Man muss in der Prüfungszeit nicht zum Eremiten werden. Eine Sporteinheit dient als Ausgleich und hilft, den Kopf wieder frei zu bekommen. Je nach Sportart kann dies auch gleichzeitig mit sozialen Aktivitäten verbunden werden. Mit dem besten Freund eine Runde joggen, schwimmen oder radfahren tut gleich doppelt gut.
Wem vom Lernmarathon völlig der Kopf dröhnt, der darf auch mal einen Tag Blau machen. Dann heißt es ausspannen und viel Energie tanken, damit es am nächsten Tag mit neuem Elan weitergehen kann.
Nachdem der Lernplan steht, geht es ans Eingemachte: Man muss sich das Wissen aus Lehrbüchern und Anatomie-Atlanten aneignen. Dazu ist die richtige Auswahl von Büchern wichtig.
Während einige Studierende lieber mit den Benninghoff-Atlanten lernen, schwören andere auf die Prometheus-Reihe. Zum sturen Auswendiglernen empfehle ich keine Lehrbücher wie die Duale Reihe, zum Nachschlagen sind sie aber sehr empfehlenswert. Auch wenn viele mit dem Kopf schütteln werden, Wikipedia und medizinische Websites (Skripte von anderen Unis, DocCheck usw.) schaffen tatsächlich in vielen Bereichen einen guten bis sehr guten Überblick, der den Einstieg in ein Thema durchaus erleichtern kann.
Die Auswahl der Bücher lässt sich am besten durchführen, indem man sich die Bücher in der Uni-Bibliothek genauer anschaut. Es ist gar kein Problem, sich viele Bücher auszuleihen. Wichtig ist nur, dass man nicht mit mehreren Büchern gleichzeitig lernt. Das überfordert nämlich und schafft nur unnötigen Stress; es gibt nichts Nervigeres, wenn man als Laie zwei oder mehreren unterschiedlichen Angaben zum ein- und demselben Thema begegnet.
Konstantes Lernen und Wiederholen
Das A und O beim Lernen ist das konstante Lernen und Wiederholen. Konstant bedeutet nicht, dass man keine Pausen machen darf, sondern dass man regelmäßig lernt, um nicht aus dem Thema zu kommen und alles zu vergessen. Im Lernplan sollten also nicht nur neue Themen an der Tagesordnung stehen, sondern ab und zu Tage zum Wiederholen eingeplant werden. Man unterschätzt, wie schnell das Gehirn ohne regelmäßiges Wiederholen vergisst, aber auch, wie schnell das Gehirn Neues lernt, wenn regelmäßig wiederholt wird. Ein kleiner Tipp am Rande: das Wiederholen in Gruppen und mit Anatomie-Apps für Smartphones und Tablets macht das Ganze noch mehr Spaß!
Motivation und Kraft tanken
Neben der ganzen Lernerei sind Pausen für einen Lernerfolg unentbehrlich. Ich empfehle im Lernplan, neben Lerntagen auch feste Pausentage einzuplanen. Auf drei Lerntage sollte ein Pausentag folgen, diese Erfahrung habe ich gemacht.
Natürlich können die Pausenzeiten individuell angepasst werden. Das Wichtigste ist, dass man sich in diesen Pausen ausruht, also nicht heimlich bei YouTube Anatomie-Tutorials schaut oder gar in das Buch schielt… Nehmt euch die Zeit, geht raus, trefft euch mit Freunden, macht Sport oder geht eurem Hobby nach. So tankt ihr Kraft und Motivation für das Auswendiglernen der Arterien und Venen des Körpers.
Mit ein wenig Durchhaltevermögen, etwas Geduld und Motivation (und viel Schokolade, Kaffee, Kakao oder von allem ein wenig) wird das Lernen zum alltäglichen Spaß, allerspätestens nach den ersten Prüfungserfolgen.
Viel Erfolg beim Lernen!
Andrej Weissenberger (22) studiert Medizin in Bonn und wohnt in Köln. Derzeit befindet er sich im dritten vorklinischen Semester und bereitet sich auf sein Physikum im kommenden Jahr vor.