Aufwandsentschädigung im PJ: Nur ein Baustein

Einige Klinikkonzerne zahlen regelmäßig eine Aufwandsentschädigung im PJ. Die Geschäftsführerin des Helios Vogtland-Klinikum Plauen, Peggy Uhlmann, erläutert im Interview die Gründe und analysiert die Arbeitsbedingungen der PJ-Studierenden.

Peggy Uhlmann ist Geschäftsführerin des Helios Vogtland-Klinikums Plauen. | Helios Kliniken GmbH/Wehmeyer

Welche Bedingungen finden Studierende im Praktischen Jahr (PJ) bei Ihnen vor?

Peggy Uhlmann: Den grundsätzlichen Rahmen bildet die Ärztliche Approbationsordnung. Das heißt, ein PJler wird beim Helios-Konzern 40 Stunden pro Woche eingesetzt. Dabei ist es uns wichtig, dass er nicht noch einen Job nebenbei hat, sondern sich wirklich auf die Ausbildung konzentrieren kann. Seit August 2016 zahlen wir daher eine Geldzuwendung von 399 Euro und einen Essenszuschuss von 74 Euro beziehungsweise 150 Euro. Erste Priorität hat aber die Ausbildung: So können die PJler beispielsweise während ihrer Einsatzzeit bei uns in Plauen an verschiedenen Weiterbildungen im Haus teilnehmen sowie an wöchentlichen PJ-Fortbildungen.

Warum zahlen Sie nicht die mögliche Maximalvergütung von 735 Euro?

Peggy Uhlmann: Wir haben bei Helios eine konzernweite Handlungsempfehlung zur Vergütung von PJlern, an die wir uns halten.

Die Zahl der PJ-Studierenden an Ihrem Haus geht zurück. Warum?

Peggy Uhlmann: Ich denke, dass liegt einerseits daran, dass sich viele PJler an ihre Heimatunis gebunden fühlen. Anderseits ist die Promotion für viele beim Abschluss ihres Studiums wichtig – die ist natürlich schwieriger von Plauen aus zu machen. Wir hätten gerne mehr PJler. Daher glaube ich, dass wir uns noch mehr Gedanken machen müssen, wie wir die Studierenden hier in das Helios Vogtland-Klinikum Plauen locken. Zum Beispiel durch ein strukturiertes Ausbildungskonzept oder eine bessere Akquise bei Ärztemessen. Ich denke nicht, dass der ländliche Raum per se abschreckend ist.

Sie betonen den Ausbildungsfokus des PJs. Wäre es dann nicht konsequent, das Geld statt in Aufwandsentschädigungen in eine Lernklinik zu stecken?

Peggy Uhlmann: Innovative Ausbildungskonzepte sind immer eine gute Idee und werden bei Helios auch ständig entwickelt und umgesetzt. Allerdings finde ich es wichtig, dass sich die PJler zu 100 Prozent auf ihr PJ konzentrieren können – und das geht nur mit einer Aufwandsentschädigung.

Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) kann sich freuen: Insgesamt 108.760 Unterstützer haben in den vergangenen drei Monaten die Petition für ein faires PJ unterschrieben.

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Wie sieht die Beschäftigung der PJ-Studierenden in Ihrem Haus konkret aus?

Peggy Uhlmann: Der PJler vertieft hier als Teil seiner Ausbildung seine praktischen Fähigkeiten. Routinetätigkeiten, wie Blutabnehmen, Flexülenlegen und Ähnliches gehören natürlich auch dazu. Wir bei Helios versuchen dies aber zu reduzieren. Die Studierenden sollen ein realistisches Bild von ihrem zukünftigen Arbeitsalltag bekommen.

Sind PJler Teil Ihrer Personalplanung?

Peggy Uhlmann: Ich glaube nicht, dass ein PJler ein Ersatz für einen voll ausgebildeten Arzt sein kann. Die PJler kommen zum regulären Stellenplan hinzu. Wir schaffen aber auch keine zusätzlichen Stellen zur Betreuung von PJlern. Der Stellenplan bildet die Leistungsfähigkeit der Klinik ab. Diese unterstützt der PJler, sodass als Gegenleistung eine Ausbildung möglich wird.

Was halten Sie von einer einheitlichen Mindestvergütung im PJ?

Peggy Uhlmann: Ich bin da sehr aufgeschlossen – auch für eine komplett einheitliche Vergütung mit dem BAföG-Höchstsatz. Wenn es nach oben eine Grenze gibt, sollte es nach unten auch eine Grenze geben. Dann müssten alle Kliniken vor allem mit ihrer Ausbildung punkten und die Wettbewerbsbedingungen würden transparenter und fairer werden.

Welche anderen Arbeitsbedingungen sollten standardisiert werden?

Peggy Uhlmann: Es sollte ein strukturiertes Fortbildungsangebot für PJ-Studierende geben. Außerdem sollte die Evaluation der Kliniken durch die Studierenden zentralisiert und veröffentlicht werden. Wir glauben, dass durch Transparenz ein gesunder Wettbewerb entsteht und die Qualität verbessert wird. Kein PJler sollte Ersatz für einen Stationsarzt sein. Des Weiteren gibt es ja ein unter Förderung des Bundesministeriums für Forschung entwickeltes „PJ-Manual“. Das könnte vermehrt Anwendung finden. Und nicht zuletzt sollten die Ausbilder von PJ-Studierenden für die Lehre weitergebildet werden. Die medizinische Fakultät Leipzig bietet jetzt einen Kurs an.

Können PJ-Studierende und Kliniken in Zukunft besser voneinander profitieren?

Peggy Uhlmann: In Zeiten von fehlendem Nachwuchs gilt: Bei einem PJler, der zufrieden ist, gibt es eine gewisse Chance, dass er auch im Krankenhaus bleibt. So ist ein gutes PJ für das Helios Vogtland-Klinikum auch ein Baustein in der Personalakquise, von dem wir und die PJler profitieren.

Transparenzhinweis: Der Autor des Interviews arbeitet aktuell als PJler in Helios Vogtland-Klinikum Plauen und bezieht daher die im Interview beschriebene Aufwandsentschädigung. Das Interview fand außerhalb der Arbeitszeit statt.
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