Stufe 1: Gegenfrage stellen
"Könnten Sie diese Frage nochmal anders formulieren?" oder "Wie soll ich Ihre Frage genau verstehen?" sind mögliche Gegenfragen, mit denen Du relativ elegant reagieren kannst, wenn Du auf dem Schlauch stehst. Manche Prüfer verstehen diesen Wink und versuchen dann eventuell, Dir zu helfen.
Aber Vorsicht: Mit einer Gegenfrage signalisierst Du auch, dass Du keinen Plan hast. Das ist einmal in Ordnung, aber bitte nicht öfter.
Wenn Du Glück hast, wird es danach einfacher und Du kannst die Frage nun beantworten. Wenn nicht, folgt Stufe 2...
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Stufe 2: Herantasten
"Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie ... meinen?" Mit so einer Formulierung kannst Du Dich einem Thema vorsichtig nähern, wenn Du eine grobe Vermutung hast, was der Prüfer meinen könnte. Wenn Du errätst, was der Prüfer tatsächlich im Sinn hatte, bist Du aus dem Schneider. Wenn nicht, kannst Du auch hier auf eine Hilfestellung hoffen.
Der Vorteil: Du kannst Teilkompetenzen zeigen.
Hat nicht geklappt? Dann ist es Zeit für Stufe 3...
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Stufe 3: Themenwechsel
Der Themenwechsel ist schon deutlich riskanter als die zwei vorangegangenen Eslakationsstufen. Aber wenn Du bisher nicht weitergekommen bist, wird es so langsam Zeit für etwas gewagtere Maßnahmen. Probiere also, das Thema in einen Bereich zu lenken, in dem Du Dich besser auskennst und der mit der Frage lose zu tun hat – vielleicht, indem Du auf ein Beispiel aus dem Praxisalltag verweist.
Achtung: Dieses Manöver ist für die Prüfer leicht als Ablenkungsversuch durchschaubar. Hier bist Du deutlich stärker auf ihr Wohlwollen angewiesen. Aber vielleicht hast Du ja Glück und sie lassen sich darauf ein.
Wenn nicht, ist es jetzt Zeit für eine wirklich extreme Maßnahme. Es folgt Stufe 4...
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Stufe 4: Mutig sein
In Stufe 4 musst Du all Deinen Mut zusammennehmen und... nein nein, wir empfehlen Dir jetzt nicht, wild ins Blaue zu raten. Das ist in jedem Fall eine blöde Idee – die Wahrscheinlichkeit, dass Du rein zufällig die richtige Antwort gibst, ist in dieser Stufe verschwindend gering. Also versuch das bitte nicht. Mutig sein bedeutet an diesem Punkt, einfach zuzugeben, dass man keine Ahnung hat, und auf das Wohlwollen der Prüfer zu hoffen.
Dein Vorteil: Klar – das kostet Punkte in der Prüfung. Aber die Chancen stehen nicht schlecht, dass die Prüfer zumindest Deinen Mut und Deine Ehrlichkeit honorieren. Und dann kann es mit der nächsten Frage eigentlich nur besser werden.
Mit diesem Eskalationsprogramm bist Du auf Ratlosigkeit in der mündlichen Prüfung einigermaßen gut vorbereitet. Das hilft, um Dich vor dem absoluten Worst Case zu schützen...
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Worst Case: Der Leuchtturm-Effekt
Was auf den ersten Blick nach Urlaub aussieht, steht hier für etwas, das Du in der Prüfungssituation unbedingt vermeiden solltest. Denn peinlicher geht es kaum.
Was sich hinter dem Leuchtturm-Effekt verbirgt, beschreibt der Oberarzt und erfahrene Prüfer René Carolus so: "Der Prüfer stellt eine Frage, der Prüfling weiß es nicht, er wird nervös und läuft rot an. Der Prüfer will helfen, der Prüfling entspannt sich etwas und die Gesichtsfarbe normalisiert sich. Dann stellt der Prüfer die nächste Frage und das gleiche Spiel geht von vorne los. Dann haben Sie den Leuchtturm-Effekt: Rot-weiß-rot-weiß."
Aber mit den Tricks aus dem Eskalationsprogramm bist Du vor dieser Situation hoffentlich gut geschützt. Wir wünschen gutes Gelingen!