Podiumsdiskussion - Welcher Arbeitgeber passt zu mir?

Um den Studierenden einen Einblick in verschiedenste Kliniktypen zu geben, stellten Vertreter aus Grund- und Regelversorgung, Uniklinik, Konfessionellem Krankenhaus und Niederlassung ihren Arbeitsplatz bei der Podiumsdiskussion auf dem Operation Karriere-Kongress in Köln vor.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Operation Karriere 2014 in Köln | Foto: OPK

Einig waren sich die Protagonisten der Diskussion bei der mittlerweile eindeutig hohen Durchlässigkeit des Systems. Berufsanfänger könnten durchaus wechseln, wenn ihnen der bisher eingeschlagene Weg doch nicht zusagt. Auch eine Rückkehr in die Klinik nach der vorherigen Niederlassung sei möglich.

Der momentan herrschende Ärztemangel trage zudem dazu bei, dass Ärzte sehr gefragt sind, daher könne man bei Vorstellungsgesprächen im Gegensatz zu früheren Zeiten auch gewisse Forderungen stellen – vor allem im Hinblick auf die Familienplanung und Work-Life-Balance würden mittlerweile alternative Arbeitszeitmodelle angeboten und problemlos durchgeführt.

1.    Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung

Capio Mathilden-Hospital Büdingen, Dr. med. Thomas Utrobicic

„Bei uns wird sehr viel fachärztliche Medizin für ein vergleichsweise kleines Krankenhaus gemacht“, erklärte Dr. Thomas Utrobicic, Chefarzt für Innere Medizin. Ein breites internistisches Spektrum und eine strukturierte Weiterbildung wird Berufseinsteigern geboten. Mit 36 Monaten stationärer Basisweiterbildung biete das Hospital zudem die volle Weiterbildungszeit an – in der Inneren Medizin und auch in der Allgemeinmedizin. Fakultativ können sechs Monate in der Chirurgie oder Psychiatrie hinzukommen. Das Ausbildungscurriculum des Krankenhauses sieht eine 40-Studen-Woche für Berufseinsteiger vor, der Dienst beschränkt sich zunächst auf die Wochentage Montag bis Freitag. Die Supervision und Einarbeitung erfolgt durch Stations-, Ober- und Chefärzte; zweimal täglich finden Besprechungen statt, zweimal täglich eine Visite auf der interdisziplinären Intensivstation. Das Intubationstraining erfolgt innerhalb der ersten zwei Wochen, auch die Sonographie-Ausbildung findet in der Anfangsphase der Beschäftigung statt. Danach folgt schrittweise der Übergang in den Bereitschafts-, Schicht- und Wochenenddienst. Als wichtigste Eigenschaften für junge Kollegen nannte Utrobicic Freude, Engagement, Empathie und Spaß am Lernen.

2.    Klinik der Maximalversorgung

Uniklinik Köln, PD Dr. Kerstin Rhiem

Genau wie beim Capio Mathilden-Hospital bietet auch die Uniklinik Köln mit 36 Monaten die volle Weiterbildungszeit. Berufseinsteiger beginnen mit einer 42-Stunden-Woche. „Neben der Patientenversorgung sind am Uniklinikum die Lehre und Forschung zwei entscheidende weitere Säulen der Arbeit“, sagte PD Dr. Kerstin Rhiem, Oberärztin in der Gynäkologie. In der Forschung könne man ganz spezifisch für seine eigene Arbeit recherchieren oder beispielsweise in die Grundlagenforschung einsteigen. Die Uniklinik bietet viele verschiedene medizinische Studiengänge und einen Modellstudiengang für Humanmedizin. „Wir legen hier sehr viel Wert auf praktische Inhalte“, betonte Rhiem. Das sogenannte „SkillsLab“ des Zentrums der Humanwissenschaftlichen Fakultät bietet Studierenden beispielsweise eine Vertiefung ihrer theoretischen Kenntnisse zur Diagnostik und Förderung, indem diese in realen Anwendungsfeldern aus der Praxis erprobt werden. Aufgrund der großen Vielfalt an angebotenen Fachgebieten („gelebte Interdisziplinarität“) sei die Uniklinik vor allem auch für diejenigen empfehlenswert, die sich bezüglich ihres angestrebten Fachbereiches noch nicht ganz sicher seien. „Als großer Konzern setzen wir viel daran, unsere guten Mitarbeiter auch halten zu können“, sagte Rhiem. Für die Familienfreundlichkeit spricht eine eigene KiTa, außerdem werden Seminare zur Personalentwicklung angeboten. Neben Führungsseminaren (Personalführung und ökonomische Aspekte) ist auch Gremienarbeit möglich.

3.    Konfessionelles Krankenhaus

St. Josef-Krankenhaus Leverkusen-Wiesdorf, Nicole Pfeifer

Das St. Josef-Krankenhaus in Leverkusen-Wiesdorf bietet Berufseinsteigern eine leicht verkürzte Weiterbildungszeit von 24 Monaten. „Die Ausrichtung aufgrund der Größe und des Versorgungsauftrages des Krankenhauses ist nicht auf Forschung und Neuerung aus“, sagte Pfeifer, „Leuchtturmprojekte können mitunter hier aber wesentlich leichter durchgesetzt werden.“ Die Patienten kämen hauptsächlich, weil ein konfessionelles Krankenhaus nach wie vor einen Vertrauensvorsprung in der Bevölkerung genieße. Auch die Spiritualität (Gefühl, dass nicht nur der Körper, sondern auch die Seele mit behandelt wird), spiele eine Rolle. Vor allem in Fachbereichen wie der Geriatrie liege die Stärke eines konfessionellen Krankenhauses im Beistand in besonders schwierigen Situationen. Für Mitarbeiter sei ein konfessionelles Krankenhaus attraktiv, da die ihnen entgegengebrachte Wertschätzung größer sei als bei anderen Arbeitgebern. Außerdem zeichne man sich durch eine gelebte Offenheit gegenüber den Kulturen aus. Ein besonderes kirchliches Engagement sei jedoch keine Grundvoraussetzung für eine Beschäftigung – wichtiger sei es, die Ziele des Trägers sinnvoll zu verfolgen.

4.    Niederlassung in einer Praxis

Dr. med. Frieder Hutterer, Niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin

„Niedergelassene Ärzte sind die Zehnkämpfer der Medizin – sie müssen sich in allen Disziplinen auskennen – in manchen sogar so gut wie die spezialisierten Kollegen“, so charakterisierte Dr. Frieder Hutterer das breite medizinische Spektrum niedergelassener Ärzte. Vertragsärzte dürfen alle gesetzlich versicherten Patienten behandeln und zusätzlich Privatpatienten. Zahnärzte sind zufrieden – das ginge zumindest aus der regelmäßig von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) durchgeführten Befragung „Ärztemonitor“ hervor. Die Zufriedenheit der Ärzte mit ihrem Beruf sei demnach deutlicher höher als beim Bevölkerungsdurchschnitt. Die Mehrheit der Ärzteschaft sei auch mit dem Einkommen einverstanden. „Die Präsenz der Allgemeinmedizin soll von der Politik auch weiter gefördert werden“, sagte Hutterer. Teilweise sei das PJ mittlerweile auch schon in einer niedergelassenen Praxis möglich.

Operation Karriere, 15.11.2014, Köln. Podiumsdiskussion "Welcher Arbeitgeber passt zu mir?" mit Dr. med. Thomas Utrobicic, Capio Mathilden-Hospital Büdingen, PD Dr. Kerstin Rhiem, Uniklinik Köln, Nicole Pfeifer, St. Josef-Krankenhaus Leverkusen-Wiesdorf und Dr. med. Frieder Hutterer, Niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin. Foto: OPK

Operation Karriere auf Instagram