Zum Auftakt des Operation Karriere-Kongresses Mitte November in Köln hielt Prof. Dr. med. Helmut Keller (Foto), Chefarzt der Medizinischen Klinik, Klinikum Mittelbaden (Rastatt), seinen Impulsvortrag zu den Erwartungen von Chefärzten an junge Mitarbeiter. Zu Beginn stellte er dem Auditorium kritisch die aktuelle Situation in Krankenhäusern dar.
Im Gegensatz zu früheren Zeiten stünden demnach wirtschaftliche Aspekte immer häufiger im Vordergrund. Die klassischen Aufgaben des Arztberufes, wie die Betreuung der Patienten und die Kommunikation mit diesen mache mittlerweile im Vergleich zu Verwaltungsaufgaben einen deutlich kleineren Anteil aus.
Die viel zitierte „Generation Y“, die Keller kritisch skizzierte, sei ein ebenso deutlich spürbares Phänomen wie die zunehmend steigende Anzahl von Ärztinnen (Feminisierung). Generell sei die Jobperspektive für Mediziner ausgesprochen gut, da nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern wie beispielsweise der Schweiz oder den USA ein immer größer werdender Ärztemangel bestehe. Daher sei auch die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten, gegeben.
Welche Klinik passt zu mir?
„Die Kliniken sind mittlerweile gläsern“, sagte Keller. Damit meinte er, dass beispielsweise im Internet Behandlungsstatistiken (u.a. auch Struktur, Bettenanzahl, Liegezeit, personelle und technische Ausstattung) verfügbar seien und somit jeder junge Kollege auf der Jobsuche individuell nachforschen und entscheiden könne, welcher Standort am besten zu ihm oder ihr passt. Ein sehr wichtiger Punkt sei auch das Vorhandensein eines Weiterbildungs-Curriculums. Darin seien unter anderem der Anspruch auf interne und externe Weiterbildungen sowie beispielsweise die vom Arbeitgeber bezahlte Teilnahme an Kongressen festgehalten.
Keller nannte dann noch die aus seiner Sicht wichtigsten Punkte, die ein Bewerber auf eine Stelle am Klinikum mitbringen sollte: Eine ausgereifte berufliche Zielplanung, eine Vision, Begeisterung und Empathie, Bereitschaft zu gezielter theoretischer und praktischer Weiterbildung und wissenschaftlicher Arbeit, Identifikation mit Klinik und Abteilung, Akzeptanz sinnvoller wirtschaftlicher Zielsetzungen im Klinikbetrieb, Bereitschaft zu realistischer Teilzeit-Arbeit, ärztliches Selbstbewusstsein und Stolz, Zivilcourage und eine sinnvolle Leistungsbereitschaft.
Was erwartet mich im Vorstellungsgespräch?
Zum Abschluss beantwortete Keller noch eine Frage zum Ablauf des Vorstellungsgesprächs. Ein Bewerber müsse sich darauf einstellen, folgende Fragen sinnvoll beantworten zu können, beziehungsweise folgende Bedingungen zu erfüllen:
- Was ist Ihre Zielsetzung? (Was genau wollen Sie werden?)
- Bereitschaft zur Promotion
- Nachweis praktischer Erfahrungen (bspw. Famulaturen) in relevanten Fachgebieten
- Vision (Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?)
- Persönliches (Was machen Sie, wenn Sie nicht Medizin machen?)