Sind Sie ein Praxisgründer oder ein Angestellter?

Nähert sich die Weiterbildungszeit dem Ende, stellt sich die große Frage, wie es weitergehen soll: Niederlassung oder Anstellung? Beratungscoach Dr. Anke Handrock zeigt Ihnen mit einem Test, welche Arbeitsform besser zu Ihnen passt.

Es gibt (grob gesagt) drei grundlegende Motive, die Menschen zum Handeln bewegen. Sie sind bei allen Menschen vorhanden, jedoch jeweils unterschiedlich stark ausgeprägt:

Sind Sie ein Leistungsmensch?

Leistung: Wenn dieses Motiv Ihnen am wichtigsten ist, entsteht Zufriedenheit dann, wenn der je eigene Leistungsstandard erfüllt wird. Worin dieser besteht, kann unterschiedlich sein. Es kann sich z.B. um hohe Qualität handeln, aber auch um Geschwindigkeit oder um weitere Faktoren. 

Menschen mit diesem Motiv werden im Beruf voraussichtlich dann glücklich werden, wenn sie ihren eigenen Standard erfüllen können. In einer eigenen Praxis kann das sicher verwirklicht werden. Im Angestelltenverhältnis wird es nur möglich sein, wenn die Leistungskriterien der Praxis und die des angestellten Arztes übereinstimmen – hier kommt es häufiger zu Interferenzen.

Ist Ihnen Selbstbestimmtheit wichtig?

Macht: Bei diesem Motiv geht es um den Gestaltungswillen, die wichtigen Bereiche der eigenen Umwelt sollen so organisiert sein und gestaltet werden, wie es den eigenen Vorstellungen entspricht. Dabei übernehmen Sie gern die Verantwortung. 

Dies ist in der eigenen Praxis jederzeit möglich. Für angestellte Ärzte ergeben sich hier jedoch meist Einschränkungen. Konflikte werden auf Dauer relativ wahrscheinlich, es sei denn, der Gestaltungswillen wird an anderen Orten (zum Beispiel im familiären Bereich) ausgelebt.

Funktionieren Sie besser im Team?

Anschluss: Hier geht es vorrangig darum, zu der entsprechenden Gruppe dazu zugehören. Der Gestaltungswille tritt eher in den Hintergrund und auch bei den Standards können Kompromisse zugunsten der Gruppe gut eingegangen werden. Wenn Menschen mit diesem Hauptmotiv eine Praxis führen wollen, ist es wichtig, dass sie sich aktiv dafür entscheiden die Führung zugunsten dieser Gruppe übernehmen zu wollen. 

Es kann hilfreich sein, noch einmal darüber nachzudenken, was das wichtigste eigene Motiv ist. Menschen denen das Leistungs- oder das Anschlussmotiv am wichtigsten ist, sind häufiger von sich aus weniger an Führung interessiert, als Menschen mit dem Motiv Macht. Oft wird daher ein gewisser Unwille zur Teamführung als Grund für eine Entscheidung zum Verbleiben im Angestelltenverhältnis genannt. 

Dabei ist wichtig zu wissen, dass erfolgreiche Führung mit jedem dieser Motive gut gelingen kann. Denn zur erfolgreichen Führung sind nicht so sehr die Motive ausschlaggebend, sondern verschiedene Fähigkeiten, die systematisch erlernt werden können. 

Die Autorin, Dr. med. dent. Anke Handrock, leitet seit 1995 ihr eigenes Beratungsunternehmen für Coaching und Training in der Medizin. Sie hat sich insbesondere auf Patientenführung und systemisch-strategische Teamkommunikation spezialisiert. Seit 2012 ist sie auch die Leiterin des Steinbeis-Transfer-Instituts „Positive Psychologie und Prävention“ der Steinbeis-Hochschule Berlin.

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