Perspektiven im Arztberuf: Werben und warnen

Mit seinem Impulsvortrag stimmte der Berliner Kammer-Chef Dr. Günther Jonitz die neugierigen Medizinstudenten beim Berliner Operation Karriere Kongress nicht nur auf den Tag, sondern gleich auch auf ihre Karriere ein. Er warb – und warnte.

Dr. med. Günther Jonitz

Dr. med. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin, gab einige seiner Erfahrungen an den Medizinernachwuchs weiter. | Fesseler

Die Begrüßung der jungen Kolleginnen und Kollegen durch Moderatorin Dr. Eva Richter Kuhlmann machte gleich mal Mut: Rund 6.000 unbesetzte Stellen in Kliniken, dringend gesuchte Hausärzte und ein großer erwarteter Bedarf an Frauen-, Augen- und Hautärzten in den kommenden Jahren seien eine verlockende Perspektive: „Sie sind gefragt – Sie haben die Wahl“, betonte die Redakteurin des Deutschen Ärzteblatts. Richter-Kuhlmann, selbst Ärztin, sprach die aktuellen Neuerungen – statt in Tertiale soll das praktische Jahr nun in Quartale geteilt werden und zwingend ein ambulantes Quartal enthalten –  an und lobte die Anwesenden dafür, dass sie ihre Karrieren selbst in die Hand nähmen: „Sie bekommen dafür auch den Respekt von etablierten Ärzten.“

"Glückwunsch, sie haben es bald geschafft"

Einer dieser etablierten Ärzte ist Dr. Günther Jonitz, Präsident der Berliner Ärztekammer. Er sprach über die „Berufsperspektiven für junge Ärzte im Wandel der vergangenen zehn Jahre“. Mit den Worten „Glückwunsch, sie haben es bald geschafft“ startete Jonitz seinen Vortrag. Der Kammerpräsident zeichnete ein realistisches Bild der aktuellen Berufsperspektiven für die jungen Ärzte. Dieses setzt sich zusammen einerseits aus einer großen Nachfrage (Jonitz: „Sie werden gebraucht!") und andererseits aus einer „gesundheitspolitischen Dauerkrise“, wie Jonitz offen betonte. Diese Krise sei geprägt durch die Logik des „Fließbandprinzips“, „fehlende Zusammenarbeit und Kommunikation der Akteure“, „fehlende werteorientierte Führung“ sowie durch eine Systemsteuerung über „Input“ statt über „Outcome“.

Mutmacher für den Nachwuchs

Gleichzeitig machte Jonitz den jungen Kolleginnen und Kollegen Mut: Das Arzt-Sein lohne sich aus vielen Gründen. Und der erfahrene Mediziner gab dem Fach-Nachwuchs einen Tipp mit auf den Weg: „Planen Sie Ihre Karriere, und freuen Sie sich auf alles, was Sie nicht geplant haben. Nutzen Sie die Chancen, die sich Ihnen auch überraschend bieten und bleiben Sie neugierig!" Beispielhaft und augenzwinkernd führte Jonitz an, welche unvorhersehbaren Weggabelungen auch seinen Werdegang prägten.

Jonitz machte den jungen Mediziner bewusst, dass sie als Arzt und Ärztin „die wichtigste Person im Leben eines Kranken und im Gesundheitssystem generell“ sind. Daher sollte sich jeder Arzt in jeder Situation fragen: „Was hat mein Patient davon?“ und stets nach der Maxime vorgehen „Primum nil nocere“ – also „erst einmal keinen Schaden anrichten“.

Erfahrung ist das A und O

Zum Abschluss gab Jonitz den jungen Zuhörern zwei Tipps. Zum einen sollten sie darauf achten, ausreichend und nach Möglichkeit vielfältige Erfahrungen zu sammeln. Denn diese subjektive Expertise machen die „Evidenzklasse 5“ aus: „Skills, Knowledge und Attitude“ seien das, was ärztliches Handeln auszeichnet. Sein Tipp Nummer zwei lautete: „Dokumentieren Sie Ihre Überstunden.“ Jonitz: „Den Arzt gibt es nicht umsonst! Und eine Fürsorge für sich selbst gehört auch zum Arztsein dazu.“

Außerdem empfahl der Kammerpräsident den jungen Medizinern, sich in der Fortbildung, bei den Fachgesellschaften, Berufsverbände und Kammern zu engagieren. Jonitz: „Fragen Sie, diskutieren Sie, seien Sie aktiv!“

Quelle: Dr. med. Günter Jonitz: "Berufsperspektiven für junge Ärzte im Wandel der letzten 10 Jahre", Impulsvortrag, Operation Karriere Kongress Berlin, 09.07.2016.

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