„Suchen Sie sich aus, wo Sie arbeiten möchten“, riet Georg Kirschner von der A.S.I. Wirtschaftsberatung den Zuhörern des Podiums „Neue Entwicklungen in der Aus- und Weiterbildung“ auf dem Operation Karriere Kongress in München am 11. Juni 2016. „Und seien Sie ruhig anspruchsvoll – der Arbeitsmarkt gibt das aktuell her!“
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Damit die beruflichen Anforderungen und Gegebenheiten später auch mit Vorstellungen der Bewerber übereinstimmen, sollte sich der Bewerber früh mit seinen beruflichen Wünschen auseinandersetzen. Nicht umsonst würde die Generation Y als eine Generation beschrieben, die hinterfragt und kritisiert. Die sich eine konstruktive Herangehensweise wünsche und erwarte, dass der Arbeitgeber sich die Kritik anhört und auch darauf eingeht.
Außerdem stünden die Faktoren Team, Weiterbildung, Zukunft (z.B. Verbleib an einem Standort) hoch im Kurs, gefolgt von der Vereinbarkeit von Beruf, Privatleben, Karriere und Familie. Erst weit unten sei der Faktor Geld angesiedelt. „Die Gehälter stehen meist sowieso mit dem Tarifvertrag fest“, erklärte Kirschner den Zusammenhang. Die Bewerber könnten darauf nur bedingt Einfluss nehmen.
Kirschner verdeutlichte dies am Bewerbungsprozess. Er stellte zwei Stellenanzeigen vor – die eine hübsch gelayoutet mit einem großen Foto als emotionaler Eyecatcher, jedoch wenig beschreibendem Text, die andere eher sachlich und strukturiert aufgebaut mit ausführlichem Text. „Welcher Job ist besser?“, fragte Kirschner das Publikum. „Das kann man so natürlich nicht beantworten. Doch bei der zweiten Anzeige hat sich die Personalabteilung der Klinik zumindest Gedanken darüber gemacht, welche Informationen und welches Angebot für Sie interessant sein könnten“, stellte Kirschner fest. Außerdem gebe die ausführliche Anzeige dem Bewerber einen Anhaltspunkt für die Vorbereitung auf die Bewerbung und das spätere Vorstellungsgespräch.
Was können Arbeitgeber Ärzten in 10 Jahren noch bieten?
In puncto Work-Life-Balance sei es fraglich, ob Krankenhäuser in 10 Jahren noch das bieten können, was sich die Ärzte wünschen. Als Option führte Kirschner die ambulante Tätigkeit an. Und die Tendenz zur Praxis steige, jedoch mit anderen Ansprüchen als früher. Mittlerweile habe die Politik darauf reagiert. Es gibt neue Arbeitsmodelle im ambulanten Bereich, die spezielle Ansprüche erfüllen. Hierzu zählen neben der klassischen Einzelpraxis die „echte“ Berufsgemeinschaft, die Job-Sharing-Berufsgemeinschaft, Job-Sharing in Anstellung, Assistententätigkeit in einer Vertragsarztpraxis oder die Anstellung als Arzt in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ). Mit diesen Modellen lasse sich die angestrebte Arbeitszeit und somit die Work-Life-Balance flexibler planen.
Kirschner fragte zum Abschluss die Zuhörer nach Ihrer Meinung. Viele meldeten sich zur Frage „Können Sie sich für später eine Niederlassung vorstellen?“. Auf die Frage „Würden Sie für sich eine Niederlassung komplett ausschließen?“ zeigte nur eine Hand auf.



Quelle: Operation Karriere Kongress 2016 München, Klinik und Zuhause – Zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Georg Kirschner, A.S.I. Wirtschaftsberatung, Münster