Karriereplanung: Berufswege ergeben sich oft durch Zufall

Wie gestalte ich meinen Karriereweg? Was passt zu mir, Klinik oder Niederlassung? Viel Gelegenheit für Fragen an das Plenum aus Hausärzten und Chirurgen bot die Podiumsdiskussion bei Operation Karriere in München.

Podiumsdiskussion Operation Karriere München

Moderatorin Dr. E. Richter-Kuhlmann (l.) mit Podiumsteilnehmern Dr. W. Ritter, Dr. B. Reinhardt, PD Dr. S. Grote, PD Dr. M. Rentsch, Dr. D. Schneider (v.l.) | Wolf

Eines wurde schnell deutlich: Die Karrierewege der Podiumsteilnehmer verliefen nie geradlinig und waren häufig vom Zufall bestimmt. Dr. Dagmar Schneider, niedergelassene Hausärztin in Bayern, kam über eine Vertretungsstelle zu ihrer heutigen Hausarztpraxis. Andere entdeckten während ihrer Zivildienstzeit ihre Begeisterung für den heutigen Beruf. Häufig waren Kontakte, die im Berufsleben geknüpft wurden und Menschen, von denen man gelernt hat, richtungweisend für die eigene Zukunft.

„Als Niedergelassener sind Sie der Chef“

Für eine Tätigkeit als niedergelassene Allgemeinmedizinerin hat sich Dr. Beate Reinhardt entschieden. Sie arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis auf dem Land. „Als Niedergelassener sind Sie der Chef, Sie bestimmen Ihren Urlaub, Sie sind flexibel. Und die Patienten geben Ihnen sehr viel zurück“, sagte sie. "Vor dem Schritt in die Selbständigkeit muss man keine Angst habe", sagte der Allgemeinmediziner Dr. Wolfgang Ritter. Man muss sich jedoch bewusst sein, ein Unternehmen zu führen. Er empfiehlt, erst ein paar Jahre Erfahrung in der Anstellung zu sammeln und sich dann niederzulassen.

Als niedergelassener Allgemeinarzt gibt es viele Entfaltungsmöglichkeiten, auch, um sich politisch oder auf Verbandsebene zu engagieren. Ritter ist zugleich als Delegierter des Bezirks München für den Bayerischen Hausärzteverband tätig. „Vor rund fünfzehn Jahren war der Beruf des Hausarztes sehr bedroht, das war für mich der Antrieb, politisch aktiv zu werden. Ich finde es wichtig, dass man für das, was man mit Leidenschaft tut und für den Patienten kämpft.“

Absprung von Uniklinik ist später möglich

Ein einmal eingeschlagener Weg muss nicht „in Stein gemeißelt“ sein. Auch ein Wechsel in der Lebensmitte ist durchaus üblich. Ein paar grundlegende Überlegungen am Anfang erleichtern den späteren Berufsweg. „Wenn man eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, ist es empfehlenswert, in einem Universitätsklinikum zu beginnen“, sagte der Chirurg PD Dr. Markus Rentsch, der den Bereich Kolorektale Chirurgie an der LMU München leitet. In diesem Fall sei es sinnvoll, zwei Jahre im Ausland rein wissenschaftlich tätig zu sein. „Wenn man merkt, die Uniklink ist nichts für mich, ist der Absprung sicher möglich, wenngleich nicht zu jedem Zeitpunkt einfach." Unter Umständen haben gleichaltrige Kollegen mehr Operationserfahrung und werden bei einer Einstellung bevorzugt.

Von der Uniklink München an das deutlich kleinere Klinikum St. Elisabeth Straubing wechselte der Chirurg PD Dr. Stefan Grote. Er arbeitet als Chefarzt in der Orthopädie und Unfallchirurgie und hat nach wie vor ein breites Spektrum an chirurgische Aufgaben: „Wir machen chirurgisch alles! Wer chirurgische Hausforderungen liebt, ist an einem kleineren Haus nicht schlechter dran.“ Andererseits kann man für bestimmte chirurgische Disziplinen, etwa in der Transplantationsmedizin, nur in einem Universitätsklinikum bzw. spezialisierten Zentrum tätig sein. All diese Überlegungen sollten die Wahl des künftigen Berufswegs beeinflussen.

Auch die Frage, welche Tätigkeit mit Familie am besten zu vereinbaren ist, beeinflusst die Planung vieler junger Ärztinnen und Ärzte. Deutlich wurde: In der Chirurgie gibt es Frauen, in Führungspositionen arbeiten sie aber selten – erst recht in Teilzeitmodellen. Wer Karriere machen will, muss hier offenbar familiär oft noch zurückstecken.

Über aktuelle Weiterbildungsbefugnis informieren

Egal, ob man sich für eine Weiterbildung in der Allgemeinmedizin, Chirurgie oder einem anderen Gebiet entscheidet, grundsätzlich ist es wichtig, sich vor einer Weiterbildung darüber zu informieren, welche Weiterbildungserlaubnis der Weiterbilder hat und ob diese aktuell ist. Denn danach richtet sich, was später als Weiterbildungszeit anerkannt wird. Die Landesärztekammern informieren auf ihren Websites darüber. Und noch einen ganz praktischen Tipp hat Hausärztin Reinhardt für die jungen Kollegen: „Ich empfehle jedem, vor Vertragsabschluss zur Probe zu arbeiten. Wer einen Tag in der Praxis mit dem künftigen Team verbringt, kann sehen, ob die Chemie stimmt.“

Quelle: Operation Karriere Kongress 2016 München, Podiumsdiskussion - Welche Weiterbildung passt zu mir? Moderatorin Dr. E. Richter-Kuhlmann; Podiumsteilnehmer: Dr. Wolfgang Ritter, Facharzt für Allgemeinmedizin in München, Bayerischer Hausärzteverband e.V.; Dr. Beate Reinhardt, Landarztpraxis Effeltrich, KV Bayern;  PD Dr. Stefan Grote, Chefarzt Klinikum Orthopädie und Unfallchirurgie, Klinikum St. Elisabeth Straubing GmbH; PD Dr. Markus Rentsch, Bereichsleiter Kolorektale Chirurgie der LMU München;  Dr. Dagmar Schneider, Fachärztin für Allgemeinmedizinj, Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin, Bay. Landesärztekammer.

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