Ziel sei es, den Kindern die Angst vor Krankenhäusern und der Medizin zu nehmen, aber auch, sie für ein mögliches späteres Studium zu begeistern, sagte die Initiatorin Juliane Kaufmann. Auch in anderen Städten wie Düsseldorf oder Hannover können die Jüngsten ihren Wissensdurst nach solchen Themen stillen.
Geplant sind ab dem 5. August monatlich Vorlesungen und Experimente von Ärzten und Wissenschaftlern, zu denen jeweils 200 Kinder kommen können. Dabei geht es um Fragen wie: Warum vergisst der Mensch das Atmen beim Schlafen nicht? Wie heilt der Körper seine Wunden? Hat man den Kopf nur zum Denken? Die Reihe mit elf Vorlesungen ist bereits jetzt gefragt. „Wir haben insgesamt etwa 700 Anmeldungen“, sagte Kaufmann.
Die Charité Universitätsmedizin bietet seit Jahren bereits das sogenannte Teddykrankenhaus an, bei dem Kindergartenkinder die Scheu vor dem Arzt verlieren sollen. Für Erwachsene gibt es – wie an vielen anderen Krankenhäusern deutschlandweit auch – Sonntagsvorlesungen zu medizinischen Themen. Etwa 200 Zuhörer kämen jeweils. „Besonders interessieren sich die Besucher für Vorlesungen zum Thema Volkskrankheiten wie Alzheimer, Demenz, Diabetes, Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, berichtete Jessica Oemisch von der Charité.
Bei Acht- bis Zwölfjährigen sei das Interesse an allem, was im Körper vor sich gehe, extrem groß, sagte Kaufmann. In Hannover haben sich fünf Hochschulen zusammengeschlossen und bieten eine Reihe an, bei der auch medizinische Themen auf dem Vorlesungsplan stehen. In Düsseldorf organisiert die Heinrich-Heine-Universität im Universitätsklinikum Ringvorlesungen für Kinder – in diesem Sommersemester sind es fünf Veranstaltungen.
„Krankenhäuser organisieren ‚Kinder-Unis’, um bei den jungen ‚Studenten’ Begeisterung zu wecken für medizinische Themen und den Arztberuf“, erläuterte Robert Schäfer, Experte für Gesundheitsmarketing. Darüber hinaus sei es unter anderem auch möglich, ein Bewusstsein für gesundheitsbewusstes Verhalten zu schaffen und potenzielle Patienten zu gewinnen. „Wer schon als Junge oder Mädchen von seiner ‚Vorlesung’ und den Dozenten begeistert war, geht mit Sicherheit später genau in diese Klinik, wenn es wirklich etwas zu behandeln gibt“, so der Experte.
Patienten gewinnen – das sei auch das wesentliche Ziel von Krankenhäusern, die Vorlesungen für erwachsene Laien organisieren. „Die Informationsveranstaltungen bieten hierfür sehr gute Möglichkeiten, weil das Krankenhaus seine Leistungsfähigkeit darstellen kann“, sagte Schäfer.
Die Zuhörer könnten gleich mehrfachen Nutzen ziehen: „Wenn die Ärzte Deutsch und nicht Lateinisch sprechen, dann lernen die Besucher in ganz kurzer Zeit ganz viel über die Krankheiten, ihre Vermeidung, ihre Entstehung, die Symptome, die Diagnostik, die Bandbreite der Therapiemöglichkeiten sowie die Rehabilitation“, nannte Schäfer ein Beispiel. Und anders als im Internet könne man maßgeschneiderte Antworten auf seine Fragen bekommen.