Nahezu jeder zweite Klinikarzt nutzt „häufig“ (48,1 %) Stellenmärkte in medizinischen Fachzeitschriften, weitere 38 Prozent nutzen diese „gelegentlich“. Unter den aktiv Suchenden erreicht der Wert „häufig“ 62 Prozent. In Online-Jobbörsen sucht gut jeder sechste Klinikarzt (21,2 %) sowie mehr als die Hälfte der aktiv Suchenden (56,3 %). Stellenausschreibungen auf Klinik-Websites finden „häufig“ die Aufmerksamkeit von 18,3 Prozent der Ärzte. Das sind die Ergebnisse einer Umfrage des Deutschen Ärzteverlags und des Wissenschaftlichen Instituts für Presseforschung und Publikumsanalysen (WIP) in Köln. Vom 2. November bis 31. Dezember 2018 befragte das Institut 1.610 Klinikärztinnen und -ärzte darüber, wie sie neue Stellen suchen und wie sie den Stellenmarkt des Deutschen Ärzteblattes bewerten.



Demnach lesen 94,5 Prozent der Befragten den Stellenmarkt in der Printausgabe des Deutschen Ärzteblattes. 26,1 Prozent nutzen ihn jede Woche, weitere 27 Prozent fast jede Woche. „Jede Woche“ antworten vor allem Chefärzte (45,7 %) und 42,5 Prozent der Klinikärzte, die aktiv nach einer neuen Stelle suchen.
Den Online-Stellenmarkt aerztestellen.de nutzen 68,6 Prozent der Befragten, jeder elfte Klinikarzt jede Woche, weitere 6 Prozent fast jede Woche. „Jede Woche“ antworten vor allem Oberärzte (13,9 %) und Chefärzte (11,7 %). Unter den aktiv suchenden Ärztinnen und Ärzten schauen 35,9 Prozent jede Woche oder fast jede Woche auf aerztestellen.de nach einer neuen Stelle. Indes kennt die Mehrheit der Befragten die meisten anderen Online-Jobbörsen nicht. Diese sind bei Chefärzten durchweg bekannter als in den anderen Gruppen. Bekanntheitswerte von mehr als 50 Prozent erreicht einzig DocCheck Jobs (50,2 %), gefolgt von StepStone (46,3 %).
Interessantes Detail: Jeder Fünfte (21,2 %) schaut sich ausschließlich oder überwiegend Stellenangebote auf seinem Smartphone an. Jeder dritte aktiv Suchende betrachtet Stellenangebote fast ausschließlich (11,3 %) oder überwiegend (21,7%) auf diesem Endgerät. Hingegen nutzen 46,1 Prozent ihr Smartphone nie für die Stellensuche. Der höchste Anteil der Smartphone-Nutzer findet sich unter den 30– bis 39-Jährigen. Von ihnen greifen 7,7 Prozent fast ausschließlich und weitere 20,3 Prozent überwiegend mit diesem Endgerät auf Online-Jobbörsen zu.
42,6 Prozent haben sich schon einmal beworben
Auf eine Stellenanzeige im Deutschen Ärzteblatt oder online unter aerztestellen.de haben sich 42,6 Prozent der Befragten schon mindestens einmal beworben. Unter den unter 30-Jährigen sind es 17,3 Prozent, in der Gruppe der über 60-Jährigen hingegen 72,5 Prozent. Gut vier von zehn Befragten (43,7 %), die sich schon einmal beworben haben, machten dies, weil sie die Anzeige eher zufällig gesehen hatten, ohne aktiv nach einer Stelle zu suchen. Nach wie vor ist der Postweg der am meisten genutzte Weg sich zu bewerben, gefolgt von E-Mail-Bewerbungen (35,6 %). Online-Formulare auf Klinik-Websites nutzen nur 7,9 Prozent der Befragten. Jeder dritte Klinikarzt (34,0 %) ist grundsätzlich an einem Stellenwechsel interessiert, sucht aber nicht aktiv. Ein knappes Drittel (30,6 %) der Befragten schaut sich ab und zu nach einer anderen Anstellung um. Und nur jeder Siebte (14,9 %) ist aktiv auf der Suche nach einem neuen Job. Mit steigendem Alter sinken Wechselbereitschaft und aktives Suchen. In der Gruppe der über 60-Jährigen wollen 41,1 Prozent ihren Job nicht mehr wechseln, in der Gruppe der unter 40-Jährigen sagen das dagegen nur 16,7 Prozent. Vor allem Chefärzte sind nicht mehr bereit zu wechseln (27,7 %). Dagegen suchen aktiv überdurchschnittlich viele Fachärzte (18 %), Ärzte in Weiterbildung (16,0 %) und Stationsärzte (15,3 %) eine neue Stelle.
Wer generell bereit ist, seinen Job zu wechseln, bevorzugt überwiegend eine Stelle in seiner Region (67,6 %). 13,9 Prozent schauen sich in ganz Deutschland um (13,9 %). Knapp jeder Zehnte (9,2 %) kann sich auch vorstellen, ins Ausland zu gehen.



An oberster Stelle der Kriterien, die Ärzten an einem neuen Job sehr wichtig sind, steht mit 62,1 Prozent die Vereinbarkeit des Jobs mit Familie und Freizeit. Es folgen gute Beziehungen zu Kollegen (60,8 %), Arbeitsinhalte (60,4 %) und Arbeitszeiten (52,6 %). Dabei ist die Rangfolge bei Männern und Frauen unterschiedlich: Männern sind die Arbeitsinhalte am wichtigsten, Frauen dagegen die Vereinbarkeit mit Familie und Freizeit.
Unter den Faktoren, die die Befragten veranlassen, sich auf eine Stelle zu bewerben, liegt der Standort des Arbeitsplatzes mit 67 Prozent klar auf Platz 1, gefolgt von den Arbeitsinhalten (47,7 %) und der möglichen Position im Unternehmen (40,4 %). Auch dabei gibt es Unterschiede zwischen Ärztinnen und Ärzten: Während für 49,9 Prozent der Ärztinnen die Arbeitsinhalte sehr entscheidend sind und für 45,9 Prozent der Ärzte, ist die mögliche Position im Unternehmen für 47,9 Prozent der Ärzte ein sehr entscheidender Auslöser sich zu bewerben, hingegen nur für 32,6 Prozent der Ärztinnen.
Als weniger wichtig erachten die Befragten die Verlinkung und Darstellung des Unternehmens auf der eigenen Homepage (9,3 %) und das Image und die Größe des Unternehmens (5,7 %).
Wer an der Umfrage teilgenommen hat
Von den 1 610 Befragten waren 51,4 Prozent Klinikärzte und 48,6 Prozent Klinikärztinnen. Das durchschnittliche Alter betrug 40,9 Jahre. Dabei waren die Männer mit durchschnittlich 42 Jahren etwas älter als die Frauen mit 39,8 Jahren. Unter den Befragten waren 36,8 Prozent Ärzte in Weiterbildung, 25,5 Prozent Oberärzte und 23,8 Prozent Fachärzte. Hinzu kamen 5,8 Prozent Chefärzte und 4,5 Prozent Stationsärzte. Mehr als die Hälfte (56,2 %) gehörten einer der drei Fachrichtungen Innere Medizin (24,8 %), Anästhesiologie (17,8 %) oder Chirurgie (13,6 %) an.
Jeder Zweite (47,3 %) gab an, im Arbeitsalltag nicht an Stellenbesetzungen beteiligt zu sein, ein weiteres Viertel nur gelegentlich. Gut ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte (26,3 %) gab an, meistens (13,3 %) oder häufig beteiligt (7,8 %) oder sogar allein verantwortlich (5,2 %) zu sein. Den Ergebnissen zufolge sind 92,5 Prozent der Chefärzte und 45 Prozent der Oberärzte zumindest häufig an Stellenbesetzungen beteiligt.