Im gerade erschienen Krankenhaus Rating Report 2017 wird der Fachpersonalmangel bei steigenden Patientenzahlen mal wieder als eines der größten, zukünftigen Probleme im Krankenhauswesen hervorgehoben. Signifikant sind die Lösungsvorschläge der Macher der Studie. Vorgeschlagen wird nicht etwas dafür zu sorgen, dass mehr Fachärzte ausgebildet werden. Stattdessen hofft man, dass eine zunehmende Digitalisierung und der Einsatz von Robotik Abhilfe schaffen.
Vielleicht sind die Autoren der Studie angesichts der Personalsituation an deutschen Krankenhäusern einfach ernüchtert. Denn neu ist die Problematik des Fachkräftemangels nicht. Schätzungen des Marburger Bundes zufolge, waren im Jahr 2010 rund 12.000 Ärztestellen unbesetzt, was im Mittel 1,5 Stellen pro Krankenhausabteilung ausmacht. 6 Jahre später sieht es nicht anders aus. In 26 Prozent aller kommunalen Krankenhäuser waren zwei Stellen pro Abteilung nicht besetzt, in 12 Prozent der Häuser waren drei Stellen pro Abteilung vakant und bei 6 Prozent der Häuser fehlten vier Ärzte pro Abteilung. Nur ein Viertel (24 %) der kommunalen Krankenhäuser hatten keinen Bedarf an ärztlichem Personal.
Manche Fachärzte begehrter als andere
Obwohl man als Arzt jeder Fachrichtung keine Probleme hat, einen Arbeitgeber zu finden, sind manche Fachärztinnen bzw. Fachärzte auf dem Arbeitsmarkt nachgefragter als andere. Der sogenannte Facharztindex von der Firma Mainmedico errechnet, wie viele Fachärztinnen und Fachärzte rein rechnerisch auf eine Stellenanzeige im Deutschen Ärzteblatt entfallen. Durchschnittlich kommen derzeit auf eine Facharztstellenanzeige 29,7 potenzielle Stellenbewerber. Am meisten gesucht wurden im vergangenen Jahr Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin. Selbst wenn alle in diesem Fachbereich derzeit tätigen Ärzte mit einem Schlag arbeitslos werden würden, gäbe es nur 6,4 Bewerber auf eine ausgeschriebene Stelle.
Die Kehrseite des Fachkräftemangels ist im Krankenhausalltag spürbar: Man arbeitet zu viel, ist übermüdet, gereizt und leistet sich unter Umständen Konzentrationsfehler, die man bei besseren Arbeitsbedingungen nicht begangen hätte. Dabei leiden nicht nur ältere Ärzte und Ärztinnen unter den Zuständen im Krankenhaus. In einer kürzlich veröffentlichten Studie des Hartmannbundes zeigte sich, dass auch Assistenzärzte und -ärztinnen schlecht schlafen, von der überbordenden Bürokratie genervt sind und sich krank zur Arbeit schleppen.



Die Ergebnisse der Hartmann-Studie haben ein Gutes: Sie zeigen, dass die junge Ärztegeneration ihren Missmut formuliert und es nicht etwa als selbstverständlich ansieht, von Freitagnachmittag bis Monagtmorgen durchzuarbeiten, um keine Schwäche zu zeigen – eine Ansicht, die eine ältere Ärztegeneration noch teilweise vertritt. Und anders als früher ist man heute als junger Arzt in einer guten Verhandlungsposition, weil Chefärzte auf eine Stellenanzeige mit etwas Glück eine handvoll Bewerbungen bekommen, aber keinesfalls mehr eine ganze Flut. Um junge Fachkräfte anzulocken, müssen Kliniken als Arbeitsort so attraktiv wie möglich werden. Als Bewerber kann man das Haus vor der Unterzeichnung des Vertrages auf das Weiterbildungscurriculum, die Arbeitszeiten, die Familienfreundlichkeit, die Einbindung digitaler Technologien, die Personalsituation und viele andere Faktoren hin überprüfen, die einem wichtig sind. Üblich ist es in vielen Häusern z.B., zu Beginn die Opt/Out-Regelung zu unterschreiben, damit man mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen 48 Stunden pro Woche eingesetzt werden kann. Lässt sich eine erhöhte Arbeitszeit nicht mit dem Privatleben vereinbaren, dann unterschreibt man diese Regelung einfach nicht und bleibt als Stellenbewerber trotzdem attraktiv.
Stelle finden – so geht’s
Der größte Stellenmarkt für Ärzte bietet das Deutsche Ärzteblatt. Man bekommt es nach der Anmeldung bei der zuständigen Ärztekammer automatisch zugesandt, kann sich die offenen Stellen aber auch online unter www.aerztestellen.de ansehen. In der Printausgabe sind die Stellenangebote nicht sortiert, online hat man die Möglichkeit sich passende Anzeigen nach Ort/Region, Fachrichtung, Bezeichnung etc. anzeigen zu lassen. Außerdem gibt es monatlich das regionale Ärzteblatt der zuständigen Ärztekammer. Hier finden sich mehr lokale Stellenangebote und ambulante Weiterbildungsangebote. Speziell für junge Mediziner haben wir auch auf Operation Karriere einen Stellenmarkt. Hier wird man fündig, wenn man Arbeitgeber für das PJ oder die Famulatur sucht, auch Assistenzarztstellen sind ausgeschrieben.