Dr. med. Hubert Grundner, Oberarzt der Abteilung Chirurgie und Unfallchirurgie an der Kreisklinik Wertingen, arbeitete zunächst an einem Universitätsklinikum und wechselte später zu der kleineren Klinik mit Regelversorgung – ein Wechsel „in schlechten Zeiten“, wie er sagte. Denn früher erhielten Ärzte an großen Häusern nur befristete Verträge.
Heute weiß er die Vorzüge der Kreisklinik sehr zu schätzen: Assistenzärzte werden hier – anders als an der Uniklinik – „häufiger in dem ausgebildet, was auch tatsächlich häufig bei Patienten auftritt“. Den „einfachen Blinddarm“ oder die einfache Schnittverletzung sieht man hier öfter. Die Lebensqualität sei besser, verglichen mit der hohen Arbeitsbelastung am Universitätsklinikum. „Man muss wissen, ob man für die Arbeit am Universitätsklinikum geeignet ist“, sagte Grundner.
Karriere an der Uniklinik macht Ortswechsel nötig
Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Wolfgang J. Spitzer arbeitet am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg. Dort ist er Leiter der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. „Viele Medizinstudierende wollen in einem Universitätsklinikum tätig sein. Das Krankheitsspektrum vor Ort konzentriert sich immer auf die Extremfälle“, bestätigte er. Es sei richtig, dass die Arbeitsbelastung an Häusern der Maximalversorgung extrem ist. Papierarbeit, etwa die Beantragung von Drittmitteln, müsse er häufig in seiner Freizeit erledigen.
Wer Karriere an der Universität machen will, muss bereit sein, den Arbeitsplatz und -ort zu wechseln. „Sie müssen die Bereitschaft haben, langfristig unstet zu leben. Und auch der Partner oder die Partnerin muss bereit sein, diesen Weg mitzugehen“, sagte Spitzer.
Familienfreundliche Zeiteinteilung in der Niederlassung
In die Niederlassung hat es dagegen Dr. Beate Reinhardt, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Niedergelassene Ärztin in Effeltrich, verschlagen. Die Niederlassung war nicht von vornherein geplant. Doch aufgrund der selbstbestimmten Zeiteinteilung ließ sich ihre Arbeit optimal mit ihrem Familienleben vereinbaren. In ihrer Praxis arbeiten heute zehn Ärzte, dabei gibt es verschiedene Teilzeitmodelle. In einem waren sich die Diskutanten einig: Wer einmal in die Niederlassung will, sollte einen Teil seiner Ausbildung im ambulanten Bereich verbringen, sonst ist ein späterer Wechsel von der Uniklinik in die Niederlassung hart.
Wer seine Weiterbildung plant, muss an den infrage kommenden Krankenhäusern die für einen persönlich wichtigen Kriterien vergleichen. Spitzer wies auf die Bedeutung der „weichen Fakten“ hin: Wie viele Tage habe ich bezahlte Fortbildungszeit? Wie lange ist die Kinderbetreuung geöffnet bzw. gibt es überhaupt eine? Wie up to date ist die Abteilung – gibt es High-Tech-Geräte im OP? Wie ist das zahlenmäßige Verhältnis von Chef- zu Oberärzten? Dürfen auch junge Ärzte operieren? Entscheidend sei auch: Wie finanzstark ist das Haus? Spitzer räumt allerdings ein, dass ihn noch nie ein Bewerber nach dem Deckungsbeitrag seiner Klinik gefragt habe.
Welchen Weg wollen Sie gehen?
Doch die Zeiten haben sich geändert: „Sie können alles fragen. Sie sind ein gesuchter Rohstoff!“, verdeutlichte Grundner. Kliniken müssen mit guten Angeboten den Nachwuchs für sich gewinnen: Heute übernehmen beispielsweise viele Kliniken die Kosten für die Sonografie- oder Röntgenausbildung, früher musste sie der Assistenzarzt selbst bezahlen.
Moderatorin Dr. Eva Richter-Kuhlmann zog die Bilanz: „Es gibt nicht den einen Weg, das eine Kochrezept. Es ist alles möglich, auch vieles, was früher nicht möglich war. Wichtig ist, dass Sie sich fragen, was Sie wollen und den Weg wählen, zu dem Sie Lust haben.“
Operation Karriere, 20.06.2015, München. Podiumsdiskussion zur Weiterbildung mit Dr. Beate Reinhardt, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Niedergelassene Ärztin, Effeltrich, Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Wolfgang J. Spitzer, Leiter der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg und Dr. med. Hubert Grundner, Oberarzt der Abteilung Chirurgie und Unfallchirurgie an der Kreisklinik Wertingen. Foto: INFINITY/Fotolia.com