Das System der Weiterbildung ist flexibler und damit auch attraktiver geworden für die jungen Mediziner. Waren vorher nur große Blöcke möglich, werden nun auch dreimonatige WB-Zeiten offiziell anerkannt: „Glücklicherweise ist es uns gelungen, das auf dem jüngsten Ärztetag durchzusetzen. Davon profitieren Sie alle“, sagte Dr. Christiane Groß, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes und Gast auf dem von Dr. Eva Richter-Kuhlmann moderierten Weiterbildungs-Podium des Berliner Kongresses.
Flexiblilität entscheidendes Kriterium
Gerade diese Flexibilität sei heute entscheidend, um dem Mediziner-Nachwuchs faire Chancen auf eine entsprechend kompetente Ausbildung zu geben und gleichzeitig Beruf und Familie miteinander verknüpfen zu können. Sie selbst habe damals die einmalige Chance gehabt, trotz zweier Kinder nie den Kontakt zum Fach zu verlieren: „Ich konnte immer wieder zeitlich begrenzte Vertretungen machen.“ Heute hätten die Kliniken schon Angst im Umgang mit Schwangeren. Groß: „Ich kann nur empfehlen, individuell mit den Arbeitsmedizinern abzustimmen, was im Einzelfall möglich ist. Davon profitieren beide – die Klinik und die Kollegin.“
Das griff PD Christoph Reißfelder, Leitender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden, gleich auf: „Wir in Dresden haben besonders gute Bedingungen: Wir bieten in unserer Klinik eine 24-Stunden-Notfall-Kinderbetreuung an.“ In den neuen Bundesländern gebe es keine Kinderbetreuungsprobleme. Also: „Suchen Sie nicht nur das richtige Fachgebiet, suchen sich auch das richtige Bundesland aus“, fügte Reißfelder augenzwinkernd hinzu.
Forschung - "oftmals in der Freizeit"
Wer vor der Frage stehe, ob er lieber an eine große, etwa eine Universitätsklinik, oder lieber an ein kleines Haus gehen möchte, sollte sich fragen, ob er gerne in der Forschung tätig sein wolle. „Sie sollten aber auch wissen, dass oftmals in der Freizeit geforscht wird“, fügte Reißfelder an. Neige jemand schon früh zur ambulanten Medizin, sei er sicher an kleinen Krankenhäusern besser aufgeboben: „Hier lernen Sie die Blinddarm-OP eher als an großen Häusern, an denen solche Eingriffe aus Kostengründen eine Katastrophe sind.“ Zu beachten sei zudem, dass große Kliniken inzwischen häufig auch Kooperationen mit kleinen Häusern haben.
„Hören Sie auf Ihren Bauch“, riet Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey, Prodekanin für Studium und Lehre an der Charité, den jungen Medizinern. Sie verwies darauf, dass verstärkt im Studium der Bereich des „clinical teaching“ angeboten werde – was für viele sicher ein interessanter Weg sein könnte. So gebe es alleine in Berlin 500 allgemeinmedizinische Lehrpraxen, die mit der Charité zusammenhingen.
Weiterbildungszeit - keine Anrechnung bei abgelaufener Befugnis
Zur Vorsicht bei der Wahl der Weiterbildungsstellen riet Eileen Siewert, Juristin und Referentin am Dezernat für Ärztliche Weiterbildung der Bundesärztekammer in Berlin. „Die einzelnen Kammern bieten solche Weiterbildungsstellen im Netz an. Weiterbildungen sind nur an zugelassenen Stellen – Kliniken und Praxen – möglich.“ Siewert verwies darauf, dass es auch Weiterbildungs-Teilbefugnisse gibt, die zeitlich begrenzt seien. „Darauf sollte man achten. Denn wenn Sie Ihre Weiterbildungszeit absolvieren, und die Befugnis des Ausbilders ist abgelaufen, wird Ihnen diese Zeit nicht angerechnet.“
Weiterbildungsstellen - Kammern helfen bei der Suche
Einen praktischen Tipp hatte zum Abschluss noch Dr. Branko Trebar, Leiter der Abteilung Versorgungstruktur bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Berlin, für den Nachwuchs parat. Wer etwa auf der Suche nach einer passenden Weiterbildungsstelle sei, kann sich an die jeweiligen Kammern wenden, die auf Weiterbildungs-Verbunde verweisen können. Mit solchen Angeboten habe man in der Allgemeinmedizin begonnen; nun werde dies zur Organisation einer Weiterbildungszeit sinnvolle Angebot auch für andere Fächer angeboten. Trebar: „Koordinierungsstellen in jeder Kammer organisieren das für Sie.“
Quelle: Operation Karriere Kongress 2016 Berlin, Podiumsdiskussion - Welche Weiterbildung passt zu mir? Moderatorin Dr. E. Richter-Kuhlmann; Podiumsteilnehmer: Eileen Siewert, Juristin und Referentin am Dezernat für Ärztliche Weiterbildung, Prof. Adelheid Kuhlmey, Prodekanin für Studium und Lehre an der Charité, Dr. Branko Trebar, Leiter der Abteilung Versorgungstruktur bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Berlin, PD Christoph Reißfelder, Leitender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden, Dr. Christiane Groß, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes.