„Der Kontakt mit den Patienten im Rettungswesen ist ganz anders als im klinischen Bereich“, eröffnete Schlein ihr Kurzreferat. Man müsse sich immer wieder auf andere Situationen einstellen, da man bis auf die groben Fakten, die die Leitstelle übermittelt, nicht weiß, was einen erwartet. „Ich mache diesen Job nun fast seit 30 Jahren, seinen Reiz hat er auf keinen Fall verloren“, sagte Schlein.
Die tägliche Herausforderung eines Notfallmediziners sei es, mit den einfachen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, das Bestmögliche für die Patienten herauszuholen. Die Arbeit findet immer in wechselnden Teams statt. „Nur im Team ist man handlungsfähig – das beschränkt sich nicht nur auf die Mediziner-Kollegen. Müssen Patienten beispielsweise nach einem Verkehrsunfall aus dem Fahrzeug befreit werden, muss die Feuerwehr zuerst ran“, sagte Schlein. Für das Outcome des Patienten sei das schnelle Eintreffen am Ort des Unfalls/Vorfalls und dortige Handlungsschnelligkeit entscheidend.
Soft Skills sind gefragt
Da man zu den Patienten kommt und nicht anders herum, sind auch weitere Fähigkeiten gefragt. Eine gute interkulturelle Einschätzung einer Situation ist genauso wichtig wie die angemessene Einbindung von Kindern, beispielsweise, wenn diese als einzige Zeugen des Unfalls mit den Beobachtungen, die sie gemacht haben, weiterhelfen können. Auch eine gewisse psychiatrische Erfahrung ist notwendig, wenn es um die Betreuung suizidaler Patienten geht.
Die Übergabe von der präklinischen in die klinische Situation liefe niemals nach Standards ab. Das hinge zum Teil beispielsweise von der Stimmung der aufnehmenden Ärzte ab. Hier muss man Kommunikationskompetenz beweisen, zu seiner Einordnung des jeweiligen Falles stehen und die bereits durchgeführten Maßnahmen exakt erläutern.
Bevor man als Intensivmediziner arbeiten darf, muss man mindestens 24 Monate in der Patientenversorgung gearbeitet haben und einen Notarztkurs von 80 Stunden absolviert haben, darunter 50 Stunden Einsatz unter Anleitung.
„Das Schönste an diesem Beruf ist“, schloss Schlein ihren Vortrag, „wenn man die Patienten nach einiger Zeit im Krankenhaus wiedersieht und es ihnen besser geht.“
Quelle: Dr. med. Ulrike Schlein: Adrenalin im Blut - Einsatz in der Notfallmedizin. Operation Karriere-Kongress Köln, 26. November 2016.