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1. Tipp: Das Pflegepraktikum bestmöglich nutzen
„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus: Die Pflege ist eine Teamarbeit, genauso wie eure ärztliche Tätigkeit in der Zukunft. Man muss sich aufeinander verlassen, Hand in Hand agieren können. Ohne jegliche Motivation eurerseits, aber auch seitens des Personals, wird das Pflegepraktikum kein Vergnügen. Sorgt schon von Anfang an für einen guten und freundlichen Eindruck!
Daher der Appell: Macht etwas aus dem Pflegepraktikum! Nutzt diese Zeit, um Erfahrungen zu sammeln, das Personal mit Fragen zu löchern und vor allem die ersten Kontakte zu knüpfen. Seid freundlich, hilfsbereit und schenkt dem Personal und den kleinen oder großen PatientInnen ein Lächeln. Es lohnt sich!"
Andrej Weissenberger (21) studiert Medizin in Bonn und wohnt in Köln. Er fasst in seinem Blog regelmäßig zusammen, worauf es im Medizinstudium ankommt.
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2. Tipp: Das PJ im Ausland machen
„Wie enttäuscht ich da war [nach dem 1. PJ-Tertial in Deutschland], nicht das Gefühl zu haben, überhaupt etwas gelernt zu haben. Und welches Gefühl ich jetzt habe, wirklich die Chirurgie verstanden zu haben und auch operieren zu können. Ich hätte nie gedacht, dass ich in Russland so viel lernen und gleichzeitig so viel Spaß haben würde. Und ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich Deutschland mit so einem unguten Gefühl verlassen würde. Meine Kommilitonen erzählten mir gestern, dass sie auch im Chirurgie-Tertial eher die Hakenhalter und Kaffeekocher waren und sich dadurch verständlicherweise nur wenig fürs Fach Chirurgie begeistern konnten.
In diesem (russischen) Sinne: PJler aller Länder vereinigt euch ;) und fordert endlich das, was ihr schon so lange verdient, nämlich eine gute ärztliche Ausbildung im PJ und nicht nur stumpfes Blutabnehmen und Hakenhalten den ganzen Tag. Es ist eure Zeit, verschwendet sie nicht!"
Fräulein Licht (25) studiert Medizin in Münster und hat Ende 2015 ihr Praktisches Jahr begonnen. Ihr 2. PJ-Tertial verbrachte sie in St. Petersburg. Sie hält die Leser mit ihren Erfahrungen im PJ auf dem Laufenden.
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3. Tipp: Kurz aber effektiv Lernen
„Ich finde, lernen mit Kindern ist (fast) kein Problem. Mit einem wachen Baby lernen?! Geht leider doch nicht. Zumindest meine Babys lagen nicht fröhlich im Bett, sondern schrien, wollten ständig gewickelt, gestillt, getragen, kurzum: geliebt werden. Umso effektiver wurden und werden dann aber die Schlafzeiten des Babys genutzt! Kaum ist das kleine schreiende Bündel endlich eingeschlafen, ab an den Computer und lernen. Was ich früher nasepopelnd in fünf Stunden geschafft habe, schaffe ich nun in sage und schreibe einer Stunde! Ein unglaubliches Paradox, das mir bis jetzt alle studierenden Mütter und Väter bestätigt haben. Selbst wenn das Baby mal zu Hause nicht schläft – was bei uns ziemlich oft der Fall ist – auch unterwegs mit Kinderwagen lässt sich das Tablet auf die Beine des Babys legen und Vorlesungsfolien können laufend durchgebüffelt werden. Allerdings muss ich mich manchmal ziemlich anstrengen, um die Augen vor den immer größer werdenden Wäschebergen, vor dem Chaos in der Küche, zu verschließen – das muss einfach warten.
Und ich kann mich glücklich schätzen, dass meine Mama in der Nähe wohnt. Sie spielt liebend gerne mit ihren Enkeln, wenn es bei mir mal knapp mit der Zeit wird. Ein Luxus! Wenn es in der heißen Klausurenphase mal ganz knapp wird, muss ich eben abends etwas länger aufbleiben und pauken. Auch das geht erstaunlich gut. Als Mama lernt man nun mal gezwungenermaßen mit Schlafmangel umzugehen."
Natalja Ostankov ist 27, zweifache Mutter und studiert Medizin in München. Kann man das alles unter einen Hut bringen? Sie sagt ja und schildert in ihrem Blog, wie der Alltag zwischen Kindern und Klinik aussieht.
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4. Tipp: Sich als Berater sehen
„Wichtigste Aufgabe eines Arztes ist, na klar, die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen. Soweit sollte mir wohl jeder zustimmen. Aber da gibt es noch etwas – eine Sache, die leider viel zu oft in den Hintergrund tritt – nämlich die Aufklärung des Patienten.
Jetzt können wir nicht jedem Patienten jedes Therapiedetail und jede mögliche Nebenwirkung jeder möglichen Therapie bis in die Haarspitzen erklären, das ist klar. Was wir aber tun können, ist das Interesse am eigenen Körper und der eigenen Krankheit zu wecken. Denn Aufklärung heißt Verantwortung übernehmen zu können und selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen. Nicht umsonst sagen die Amis „informed consent“, also aufgeklärte Einwilligung. Eine Wahl hat nur der, der die Alternativen kennt. Unsere Aufgabe als Ärzte ist es nicht nur den Menschen eine Therapie anzubieten, wir müssen sie auch soweit über Nachteile, Alternativen und so weiter aufklären, dass die Entscheidung vom Patienten selbst getroffen werden kann. Denn nur so macht der auch mit.
Wir sollten uns als Wegbereiter und Berater sehen – nicht als Entscheider!"
Falk Stirkat arbeitet seit 2010 als Arzt. Seiner anfänglichen Tätigkeit in einer großen chirurgischen Klinik folgten Ausbildungszeiten in Notaufnahme und Intensivstation. Heute arbeitet der Autor als Leiter einer großen Notarztwache und lässt andere an seinen Erfahrungen als Notarzt durch seine Bücher und Blogbeiträge teilhaben.
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5. Tipp: Üben, üben und nochmals üben
„Am zweiten Tag [meiner Facharztausbildung zur Anästhesistin in Dänemark] ist Workshop-Tag mit Stationstraining und ich habe zum ersten Mal ein Skalpell in der Hand, um eine Koniotomi an einer Ziegen-Trachea auszuführen. Nachdem wir es einige Male versucht haben, benutzen wir die Leber des Tieres, um subkutanes Fett zu simulieren. Das Gefühl, dass ich das irgendwann mal brauchen könnte, finde ich nicht sehr prickelnd, denn ich stelle mir passende Notfallsituationen vor und es beklemmt mich ein wenig. Allerdings weiß ich auch aus meiner rettungsdienstlichen Erfahrung, dass man in der konkreten Situation dann automatisch handelt ohne darüber nachzudenken. Genau dafür sind diese Übungen extrem wichtig. Höchste Konzentration und gerne nochmal und nochmal und nochmal üben. Es wird ewig dauern, bis ich diese Gelegenheit noch einmal bekomme.
Katja Kilb ist Assistenzärztin in Svendborg, Dänemark – oder wie sie es nennt das "Ärzte-Paradies". Was sie in Ihrer Facharztweiterbildung erlebt, teilt sie mit den Lesern in ihrem Blog.
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6. Tipp: Sich als (nicht perfekter) Mensch akzeptieren
„Folgende Sätze aus einem Gespräch mit einem guten Freund haben sich besonders bei mir eingeprägt: „Ein Arzt muss perfekt sein. Aber der Mensch, der sich dahinter verbirgt, ist alles… nur nicht perfekt“. Genau diesen Konflikt hatte ich unbewusst über mehrere Semester hinweg mit mir herumgetragen. Und auch, wenn viele meiner Kommilitonen und Freunde nicht darüber sprachen, so war das Thema häufig unterschwellig auch bei ihnen präsent. Die Angst davor, als PJ-ler oder Assistenzärztin Fehler zu machen, kann einem niemand nehmen. Der eigene Anspruch an sich selbst und die Erwartung der Gesellschaft, als Arzt „perfekt“ sein zu müssen, mag zwar nach einem gewissen Ideal streben, ist aber nicht nur realitätsfern, sondern auch ungesund."
Katerina Tsochataridou berichtet in ihrem Blog über ihr Studium und ihren Alltag in Frankfurt a.M. Aktuell studiert sie im 10. Semester Humanmedizin.