„Unsere jungen Kollegen müssen in den ersten Jahren viel arbeiten, aber sie werden auch viel Spaß haben“, sagte Weidenbach. Von den jungen Kollegen erwartet er vor allem Eigeninitiative bei der Weiterbildung: „Wir verlangen, dass Sie sich damit beschäftigen, wie Sie Ihre Weiterbildung bekommen.“ In modernen Kliniken hilft eine klar strukturierte Weiterbildung bei der Planung, außerdem gibt es die Verbundweiterbildung.
Jeder sollte eine klare Vision für die Zukunft haben
Die Berufseinsteiger sollten eine klare Vision mitbringen, was ihre beruflichen Ziele sind, und wie sie diese erreichen wollen. Die Frage „Wo bin ich in zehn Jahren?“ sollte jeder für sich beantworten können. Auch wenn jemand seine Zukunft in der Niederlassung sieht, sollte er das offen ansprechen, empfahl Weidenbach.
Ein junger Arzt muss neben der Bereitschaft zu theoretischer und praktischer Weiterbildung sowie wissenschaftlicher Arbeit auch eine Akzeptanz für die Wirtschaftlichkeit von Kliniken mitbringen: Insgesamt müssten heute mehr Patienten in kürzerer Zeit mit mehr Qualitätsanspruch behandelt werden. Die Belastung für den Einzelnen steigt dadurch. Weidenbach erwartet auch, dass seine neuen Mitarbeiter Empathie und die Bereitschaft mitbringen, immer weiter zu lernen. „Sie sollten selbstbewusst und stolz auf unseren Beruf sein“, sagte er.
Bedürfnisse der „Generation Y“ wahrnehmen
Gleichzeitig müssen Chefärzte auch die Bedürfnisse der „Generation Y“ wahrnehmen. Junge Kollegen beklagen fehlende Unterstützung in der Weiterbildung und überbordende Bürokratie. Assistenzärzte erwarten ein gutes Einarbeitungskonzept sowie regelmäßige klinikinterne theoretische und praktische Weiterbildungsveranstaltungen.
Auch die Weiterbildung in Teilzeit ist ein häufiger Wunsch der „Generation Y“. Vielfach gibt es diese Möglichkeit bereits, betonte Weidenbach. Er machte aber auch klar: „Eine Klinik ist nicht mit 50 Prozent Teilzeitkräften zu führen. Und auch als Teilzeitkraft muss man am Wochenende arbeiten.“
Ärztemangel trotz steigender Arztzahlen
Trotz steigender Arztzahlen herrscht in Deutschland ein Arztmangel, was unter anderem am demografischen Wandel liegt. Während in großen Städten häufig eine Überversorgung herrscht, fehlen auf dem Land die Ärzte. Gleichzeitig gibt es eine Feminisierung der ärztlichen Professionen und den allgemeinen Trend zur Arbeitszeitverkürzung.
Außerdem gebe es zu viele Fachärzte und zu wenige Allgemeinärzte und hausärztlich tätige Internisten, verdeutlichte Weidenbach. Gleichzeitig gehen dem Gesundheitssystem viele Medizinstudenten „verloren“: 18 Prozent beenden ihr Studium nicht, 12 Prozent gehen nach beendetem Studium nicht in die Patientenversorgung – das sind Ärzte, die fehlen, so Weidenbach.
Operation Karriere, 20.06.2015, München. „Endlich Arzt - was erwarten Chefärzte von jungen Mitarbeitern?“. Prof. Dr. med. Hans Weidenbach, Chefarzt Medizinische Klinik, Klinikum Mittelbaden, Baden-Baden; Foto: Klaus D. Wolf