Morbus Crohn
Beim Morbus Crohn handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung, bei der der gesamte Magen-Darm-Trakt vom Mund bis zum Anus betroffen sein kann. Überall da, wo es Darmschleimhaut gibt, kann die sich auch entzünden. Im Gegensatz zur Colitis ulcerosa ist aber beim Crohn nicht nur die Darmschleimhaut betroffen, die Entzündung durchdringt alle Darmschichten bis ganz nach außen. Glücklicherweise ist aber nicht immer jedes Stückchen Darm befallen, sondern immer nur Teile, ähnlich einem Flickenteppich. Am häufigsten aber ist der Übergang vom Dünn- in den Dickdarm erkrankt.
Warum das so ist – Sie werden es ahnen –, weiß man nicht, die Gelehrten tappen im Dunkeln. Manchmal haben die Patienten über Jahre hinweg ihre Ruhe, um dann völlig unvermittelt erneut mit der Krankheit konfrontiert zu werden. Üblicherweise befällt der Crohn die Betroffenen irgendwann zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr völlig unvermittelt. Los geht das Ganze oft mit häufigen Durchfällen, denen, anders als bei der Colitis ulcerosa, normalerweise kein Blut beigemengt ist. Außerdem müssen Patienten krampfartige Schmerzen im Unterbauch ertragen, haben oft Fieber und verlieren Gewicht. So viel zu den Symptomen an sich.
Das wirklich Gefährliche am Morbus Crohn sind aber dessen Komplikationen. Denn durch die andauernde Entzündung kommt der Darm kaum zur Ruhe. Und weil entzündetes Gewebe den eigentlichen Aufgaben nicht mehr nachgehen kann, wird die effektive Nährstoffaufnahme nach und nach zum Problem. Die Patienten klagen über Mangelerscheinungen und leiden an den Folgen von Vitamin-, Folsäure- und oft auch Eisenunterversorgung.
Als wenn das nicht genug wäre, kommt es beim Morbus Crohn auch noch besonders häufig zur sogenannten Fistelbildung. Als Fistel bezeichnet man eine unnatürliche Verbindung zwischen zwei Geweben, die nicht zusammengehören. Bedingt durch die andauernde Entzündung verkleben Darmschlingen miteinander und schaffen neue Verbindungen – entweder zwischen Darmschlinge und Darmschlinge, im schlimmsten Fall aber auch zwischen Darm und Haut oder Darm und Blase, was natürlich bedeutet, dass sich Stuhl entweder nach außen oder in die Blase entleert. Man kann sich kaum vorstellen, was Betroffene erleiden müssen. Blasen- und Hautinfektionen sind einige der lediglich körperlichen Folgen. Durch den kontinuierlichen Wechsel von Entzündung und Heilung entstehen Narben, die den Darm im schlimmsten Fall auch verschließen können. Und als ob auch das nicht schon schlimm genug wäre, ist auch das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, leicht erhöht. Sie werden gleich noch sehen, dass es bei der Colitis ulcerosa noch viel stärker erhöht ist, aber trotzdem – Krebs ist Krebs.
Wenn Sie jetzt den Eindruck haben, dass Morbus Crohn eine richtig üble Krankheit ist, dann zu Recht. Hinzu kommt, dass sie sich auch in anderen Organen zeigen kann. So leiden Betroffene von Zeit zu Zeit auch unter Entzündungen der Gelenke, der Augen sowie anderer Gewebe, auch Hautgeschwüre kommen vor. Aber genau das haben solche Krankheiten, in denen sich der Körper gegen sich selbst wendet, an sich. Sie treten oft verteilt auf – mit Präferenz an einigen bestimmten Stellen, in diesem Fall im Darm.
Glücklicherweise verläuft die Erkrankung nicht überall gleich schlimm und auch nicht immer in ihrer vollen Intensität. Ich habe aber durchaus Patienten kennengelernt, die der Crohn bis in Gewichtsregionen gezwungen hat, die kaum noch tolerierbar waren, und die dann durch die oben besprochenen Komplikationen letzten Endes gestorben sind.
Wie aber kann ein Arzt nun zwischen einer normalen und völlig harmlosen Durchfallerkrankung und dem gefährlichen, das Leben verändernden Crohn unterscheiden?