Auswandern als Arzt

In den Sommermonaten die Abende am Strand verbringen und im Frühling und Herbst bei sonnigen 20 Grad auf der Veranda frühstücken – wer hat nicht schon einmal davon geträumt, auszuwandern. Das Gute bei Ärzten und Ärztinnen ist: Sie werden überall gebraucht.

Bern

Die Schweiz ist für Mediziner aus Deutschland am attraktivsten. Im Bild: Die Aare, die durch Bern fließt. | pasja100/CC0

Wer nun aber glaubt, die meisten Ärzte kehren Deutschland den Rücken, um in der Karibik oder einem anderen Feriendomizil zu praktizieren, der täuscht sich. Laut der Ärztestatistik 2018 sind im vergangenen Jahr 1.941 Ärztinnen und Ärzte ausgewandert – am beliebtesten war das deutschsprachige und benachbarte Ausland: 641 Ärzte und Ärztinnen wanderten in die Schweiz aus, 268 nach Österreich. Auf Platz 3 kommen die USA mit 84 ausgewanderten Ärzten und Ärztinnen, 69 Mediziner zog es nach Griechenland.

Damit sticht ein wesentlicher Faktor hervor, der bei einer Auswanderung wichtig ist: Die Sprache. Gerade im medizinischen Kontext gibt es viele Fachtermini, die man sich bei einer Auswanderung aneignen muss. Deshalb wählen viele Ärzte ein Land, in dem die Muttersprache oder zumindest Englisch gesprochen wird. 

Weiterbildung im Ausland

Auch der Zeitpunkt des Auslandsaufenthaltes spielt eine Rolle. Das PJ im Studium ist eine gute Möglichkeit, ohne großen Aufwand ein anderes Gesundheitssystem kennenzulernen. Plant man, die Weiterbildung im Ausland zu machen, sollte man sich davor intensiv mit der Anrechenbarkeit von Leistungen beschäftigen. So regelt zum Beispiel eine gemeinsame Richtlinie der EU zur Anerkennung von Berufsqualifikationen (2005/36/EG), dass Weiterbildungsabschnitte innerhalb der Europäischen Union (EU), des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) und der Schweiz als gleichwertig anerkannt werden. Theoretisch kann man also einzelne Abschnitte der Weiterbildung oder auch die gesamte Weiterbildung in vielen Ländern Europas absolvieren. Dennoch empfiehlt es sich, vor der Ausreise den Auslandsdienst der Bundesärztekammer zu kontaktieren, um alle nötigen Informationen zur Wunschdestination zu erhalten. 

Spielt man mit dem Gedanken, ins außereuropäische Ausland zu gehen, wird es schon etwas aufwendiger. So gibt es in den USA zum Beispiel eine schwere Examensprüfung (USMLE), die man vor der Berufsausübung als Arzt bestehen muss. Außerdem werden die Facharztzeugnisse aus dem nicht-europäischen Ausland in Deutschland nicht ohne Weiteres anerkannt. Einzelne Weiterbildungsabschnitte können zwar übernommen werden, aber mindestens ein Jahr der Weiterbildung muss in Deutschland erfolgen und auch die Prüfung muss hier abgeleistet werden. Wenn die gesamte Weiterbildung im nicht-europäischen Ausland absolviert wurde, wird die ausländische Facharztweiterbildung von der Ärztekammer geprüft. Unter Umständen werden dann einzelne Abschnitte nicht anerkannt und müssen nachgeholt werden. Außerdem steht eine Facharztprüfung vor dem Prüfungsausschuss der zuständigen Landesärztekammer an.   

Die Entscheidung, wann man ins Ausland geht, sollte also gut überdacht werden. Will man zum Beispiel im Ausland forschen und gar keinen Facharzttitel machen, dann kann man sich fragen, ob auch langfristig eine ärztliche Tätigkeit ohne Facharzttitel vorstellbar ist. Denn sonst holen einen die Fragen, die man jetzt umgeht, später wieder ein. Will man den Facharzttitel im Ausland machen, muss man wiederum bedenken, dass man als Facharzt dann auch nur dort praktizieren kann, also nicht mehr so leicht in Deutschland Fuß fasst. 

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