Psychosomatische Medizin und Psychotherapie: Spezialisten für Körper und Seele

Fachärzte in der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie - sie behandeln schwer kranke Menschen, doch deren Beschwerden haben nicht nur körperliche Ursachen. Diese liegen oftmals viel tiefer. Assistenzärztin Juliane Pieper absolviert ihre Ausbildung an der Berliner Charité.

Ärzte im Gespräch

Die Zahl der Facharztanerkennungen auf dem Gebiet der psychosomatischen Medizin ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. | Wavebreak Media Micro/Fotolia

„Sie sind heute Nacht über die Rettungsstelle gekommen, weil Sie kollabiert sind: Sie wiegen aktuell nur 40,2 Kilo. Seit wann geht es Ihnen so schlecht?“, fragt Assistenzärztin Juliane Pieper (29) die junge Frau bei der morgendlichen Visite auf Station 13, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik an der Charité, Campus Mitte in Berlin. „Ich schaffe es nicht mehr zu essen“, sagt sie, „ich fühle mich schwach, schlapp und schwindlig.“

Worauf sie das zurückführe, fragt die angehende Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie behutsam. Stress im Job, sie müsse für andere die Arbeit miterledigen, habe aber immer schon wenig gewogen. Juliane Pieper ordnet eine umfangreiche Labordiagnostik und somatische Abklärung an und vermittelt einen Termin bei der Ernährungsberaterin sowie die Teilnahme an der „Essgruppe“ zusammen mit anderen essgestörten Patienten . Zudem werden Psychotherapie und Physiotherapie zum sanften Muskelaufbau auf dem Therapieplan der jungen Frau stehen; ein paar Wochen wird sie bleiben. Anschließend geht die Assistenzärztin zusammen mit Schwester Ulrike und der Praktikantin Nina – meist ist auch eine Psychologin bei der Visite mit dabei – ins nächste Zimmer, zu den Männern, die hier überwiegend unter Adipositas leiden. . .

Essstörungen und Adipositas

Juliane Pieper ist zurzeit auf der Station für die Patienten mit Essstörungen und Adipositas zuständig. „Die Visite ist eher somatisch ausgerichtet, wir schauen, wie der Stand der Untersuchungen und Therapien ist und machen den Therapieplan“, erklärt die Ärztin. Der ist individuell auf den Patienten ausgerichtet und „multimodal“: körperliche Untersuchungen und Labordiagnostik, psychotherapeutische Einzelgespräche, Gruppensitzungen, Musiktherapie, Kunsttherapie, Entspannungsverfahren, Ernährungsberatung, kommunikative Bewegungstherapie sowie psychoedukative Gruppen. Neben Essstörungen und Adipositas werden auf Station 13 Depressionen, Angststörungen, somatoforme Störungen, Funktionsstörungen oder unerklärliche Schmerzen behandelt.

Medizinstudenten kommen anfangs mit Vorurteilen

Alles Psychos? Die meisten Medizinstudenten, die Praktika auf der Station absolvieren, kämen am Anfang mit solchen Vorurteilen, sagt Juliane Pieper: „Die haben ja eigentlich nichts“, das höre sie sehr oft. „Wir haben hier somatisch schwer kranke Patienten, die wir integriert psychosomatisch behandeln. Oft kommen sie mit multiplen Beschwerden, und es ist unsere Aufgabe herauszufinden, welche eine körperliche Ursache haben und was der psychische Anteil sein könnte.“ Erst danach könne die Therapie beginnen. Dieses integrierte Arbeiten im Team, bei dem auch Ärzte anderer Fachrichtungen, wie Neurologie, Gynäkologie, Dermatologie, Urologie, hinzugezogen werden, mache zusammen mit der psychosozialen Diagnostik das Fach Psychosomatik für sie so spannend.

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