Pechler arbeitet seit zehn Jahren in einer psychiatrischen Klinik, für sie ist es ein „Traumberuf“, wie sie sagt. Und das, obwohl sie auch schon einmal von einer Patientin mit Gegenständen beworfen wurde, wie sie den Zuhörern berichtete. Mit Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie, Borderline-Störungen und Suchterkrankungen hat sie täglich zu tun.
Ein großer Bereich, der zunehmend häufiger auftritt, ist der pathologische Internetgebrauch: „Wir haben Patienten, die nicht mehr Essen und Trinken, sondern nur noch am PC sind.“
Die Arbeit in einer Psychiatrie eignet sich nicht für jeden Arzt: „Für psychiatrische Patienten braucht man sehr viel Geduld. Wenn man ein ungeduldiger Mensch ist, dann rate ich davon ab. Und ich muss es auch aushalten, wenn jemand zu mir sagt, 'ich mag Sie nicht!', so Pechler. Aber es gebe auch Momente, in denen man mit den Patienten lachen kann.
Viel vom Patienten zurückerhalten
Sie rät, dass man bei der Arbeit mit psychisch kranken Patienten verstärkt darauf achten muss, wie es einem selbst als behandelnder Arzt dabei geht. Und: „Es gibt Momente, bei denen man radikal ehrlich gegenüber dem Patienten sein muss.“ Im Falle der Patientin, die mit Gegenständen geworfen hatte, bedeutete das, der Patientin klar zu sagen, dass sie als Ärztin künftig nicht mehr mit ihr in ihrem Zimmer sprechen wird, weil sie dort Angst vor ihr hat.
Wichtig sei es in der Psychiatrie außerdem, den Patienten nicht von seinen Defiziten her zu betrachten, sondern sein Augenmerk auf das zu richten, was der Patient kann. „Manchmal ist man der Psychotherapeut, manchmal nur derjenige, der Medikamente verschreibt. Die Arbeit ist ein ganz breit gefächertes Spektrum, in der Praxis oder im Krankenhaus. Eines gilt immer: Sie brauchen sehr viel Geduld, aber Sie werden viel vom Patienten zurückbekommen.“
Operation Karriere, 20.06.2015, München. „Für Leib und Seele – Experte für Psychosomatische Erkrankungen“. Dr. med. Susanne Pechler, Oberärztin, Klinik für Psychaitrie, Psychotherapie und Psychosomatik, kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost, München; Foto: OPK