Junge Assistenzärzte – als billige Arbeitskräfte missbraucht?

Jeder fünfte Assistenzarzt in einer Klinik arbeitet mehr als 60 Stunden pro Woche. Dabei übernehmen junge Assistenzärzte auch Aufgaben, denen sie noch nicht gewachsen sind. Das berichtet das Magazin "Kontraste".

Junge Assistenzärzte

Junge Assistenzärzte stehen oft unter großem Druck. | © Kontraste (Screenshot)

Überlastung, Übermüdung und Unkonzentriertheit das sind die Folgen der hohen Arbeitsbelastung, der Assistenzärzte an Kliniken ausgesetzt sind. Mit hohen Risiken für die Patienten. Das berichtet das Magazin "Kontraste" in seiner Sendung vom 10.12. Die Reporter begleiteten junge Assistenzärzte und -ärztinnen, die unerkannt bleiben wollen.

Frisch von der Uni muss eine junge Assistenzärztin alleine den Nachtdienst in der Notaufnahme übernehmen. Sie schickt eine Frau mit Schmerzen im Knie wieder nach Hause, zwei Tage später kommt diese Patientin auf die Intensivstation und stirbt an Organversagen sie litt unter einer schweren Diabeteserkrankung. Den Nachtdienst zu verweigern, dem Vorgesetzten zu widersprechen, das wagte die Assistenzärztin damals nicht. Einige Universitäten üben in Rollenspielen das Gespräch mit Patienten, aber auch Standfestigkeit gegenüber Vorgesetzten ein.

Knappe Ressourcen, wenig Einarbeitungszeit und ökonomischer Druck, so erlebt in dem Bericht ein junger Assistenzarzt seine Anfangszeit. "Die Kliniken verdienen vor allem an Operationen. Und deshalb stehen Chefärzte und Oberärzte ständig im OP. Für die Assistenzärzte bleibt wenig Zeit. Sie dürfen zu selten daneben stehen und unter Aufsicht lernen – denn sie werden ja als billige Arbeitskräfte auf der Station gebraucht", kritisiert er die Missstände.

Appell an Eigenverantwortung der Assistenzärzte

Missbrauch wird demnach auch mit den Logbüchern getrieben. Im Logbuch werden den Assistenzärzten viele Untersuchungen bescheinigt, die gar nicht stattgefunden haben. Die Bundesärztekammer will dem Bericht zufolge die Logbücher in Zukunft fälschungssicherer machen.

Wolfgang Albers (Die Linke), ehemaliger Oberarzt, fordert von Assistenzärzten mehr Eigenverantwortung: "Der Assistenzarzt muss natürlich ein originäres Interesse daran haben, gut ausgebildet zu werden, denn sich irgendetwas bescheinigen zu lassen, was man nicht kann, hilft ihm ja nicht. Denn irgendwann steht er dann als verantwortlicher Facharzt vor dem Patienten. Und was macht er dann? Letztendlich badet es dann der Patient aus."

Weitere Interviews mit Assistenzärzten, die über Missstände berichten sowie zusätzliche Einschätzungen von Experten stehen unter www.kontraste.de.

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