Junge Ärzte schlagen „Arzt für digitale Medizin“ vor

Junge Ärzte plädieren für die Einführung des Berufsbildes „Arzt für digitale Me­dizin“. Dieser müsse fundierte Kenntnisse über digitale Tools und digitale Gesundheitsan­wendungen haben und diese anwenden können, meint das Bündnis Junge Ärzte.

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„Über das Angebot digitaler Tools muss der Arzt für digitale Medizin die Patienten infor­mieren und bei Problemen – egal ob medizinisch oder digital – kompetent beraten könn­en“, erklären die Sprecher des Bündnisses, Mira Faßbach und Max Tischler. Ärzte werden auch weiterhin erster Ansprechpartner für Patienten sein. Davon sind die Vertreter der jungen Assistenz- und Fachärzte verschiedener Fachgruppen überzeugt.

Deshalb brauche es diesbezüglich Schulungen für Ärzte, eine attraktive Vergütung dieser zusätzlichen Leistungen, die Implementation von Digitalkompetenzen in die Aus- und Weiterbildung sowie grundsätzliches Interesse an digitalen Anwendungen. „Hier muss die Expertise von jungen Ärztinnen und Ärzten aus der unmittelbaren Patientenversorgung und gleichzeitig als digital natives genutzt werden.“

Drei neue Berufsbilder in der Medizin 

Mit seinem Vorschlag bezieht sich das Bündnis Junge Ärzte auf den im Mai veröffent­lich­ten Bericht der Reformkommission der Stiftung Münch zu den „Gesundheitsberufe der Zukunft“. Diese hatte die Etablierung von drei neuen Berufsbildern vorgeschlagen: die Fachkraft für digitale Gesundheit, die sich patientennah engagiert; den Prozessmanager für digitale Gesundheit als Ansprechpartner für alle Berufe im Gesundheitswesen und den System­architekten für digitale Gesundheit, der die einzelnen Digitalisierungsprojekte im Ge­sundheitswesen überwacht.

Die Auswahl und Schwerpunkte der neuen Berufe sehe man positiv, betonten Faßbach und Tischler. Allein aus bestehenden Berufsbildern sei die digitale Transformation im Gesundheitswesen nicht möglich.

Die Gesamtbetrachtung der Stiftung Münch fokussiere jedoch nur die stationäre Versor­gung sowie größere ambulante Versorgungsstrukturen. Die Prozess- und Strukturprob­le­me des deutschen Gesundheitswesens, wie die fehlende interprofessionelle Kommunika­ti­on und die sektorenübergreifende Versorgung von Patienten würden aber nicht beach­tet.

Max Tischler macht seine Facharztausbildung in der Dermatologie und ist Sprecher des Bündnis Junge Ärzte. Im Interview verrät er, warum er keinen Chefarzt-Posten anstrebt und was er von Klinikschließungen hält.

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„Eine prozessverantwortliche Koordination durch die Ärztinnen und Ärzte, die stets die Gesamtverantwortung für die Therapie der Patienten tragen, ist notwendig“, meinen die jungen Ärzte. Sie seien keine Digitalisierungsverweigerer und müssten als Digitalisie­rungs­partner einbezogen werden. „Es braucht eine intensive Zusammenarbeit mit den Anwendern in der Entwicklung von digitalen Tools, um eine sinnvolle Entlastung für die Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu erreichen.“

Die hierdurch gewonnene Zeit müsse nach Ansicht des Bündnisses Junge Ärzte zur En­t­las­tung der Menschen im Gesundheitswesen und zur Verbesserung der Versorgung der Patienten eingesetzt werden. „Das Hamsterrad, in dem sich das deutsche Gesundheits­wesen bewegt, muss zu Gunsten der Patientenversorgung gebremst werden“, betonen Faßbach und Tischler. 

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