Ich kam, sah und bloggte – Aus dem völlig verrückten Leben eines (Not)arztes.

Exklusiv bloggt der Spiegel-Bestsellerautor Falk Stirkat für Operation Karriere. Er erzählt über seinen spannenden Alltag als Notarzt und riskiert einen Blick in die chirurgischen Praktiken des 18. Jahrhunderts. Dieses Mal im Fokus: ein verliebter Fußballer, bei dem das Narkosemittel nicht wirkt.

Hier bloggt Falk Stirkat

Hallo liebe Leser, 

heute melde ich mich wieder von der Rettungsfront, um euch neue Details aus dem Leben eines Notarztes zu berichten. Und das ist zum Glück nicht immer so dramatisch und furchtbar wie man vielleicht manchmal denkt. Von Zeit zu Zeit rücken wir sogar zu Einsätzen aus, die in ihrer gesundheitlichen Relevanz für den Betroffenen überschaubar, dafür aber für alle Beteiligten manchmal ganz lustig sein können. So geschehen vor einigen Monaten bei einem Fußballspiel der Kreisliga. Wir saßen gerade gemütlich auf dem Sofa im Aufenthaltsraum unserer Rettungswache, um den ‚Großen’ dabei zuzuschauen, wie sie sich um den Champions League Pokal stritten, als uns der Melder dazu zwang das so geliebte Fußballvergnügen gehen zu lassen, um stattdessen Leben zu retten. Na ja, wir retteten nicht wirklich irgendwen. Aber wir mussten uns wenigstens nicht gänzlich vom Fußball verabschieden – auch wenn die Klasse eine andere war – die Probleme waren die gleichen. 

Am Einsatzort angekommen, wurde uns erklärt, dass einer der Spieler seinen Gegner etwas unsanft umgemäht hatte – und das auch noch von hinten.
„Und der hat nur Gelb gesehen", fügte der Einweiser hinzu. Nach dem Patienten mussten wir nicht lange suchen. Der lag schreiend und fluchend direkt auf der Seitenlinie und konnte sich keinen Meter bewegen, was den Schiedsrichter in die unangenehme Situation brachte das Spiel so lange unterbrechen zu müssen, bis die Typen vom Rettungsdienst endlich ihren Job gemacht hatten.
„So eine Scheiße!", fluchte der gefoulte Spieler. „Ich glaube mein Bein explodiert."
Und in der Tat. Besonders gesund sah die Wade des Burschen nicht aus. Der untere Teil des Unterschenkels stand in einem sehr ungesunden Winkel vom Rest des Beines ab. Da waren wohl Schien- und Wadenbein hin.
„Sieht nach einer längeren Spielpause aus", sagte ich.
„Haha. Sehr hilfreich", antwortete der Patient.
Als er meinen Rettungsassistenten Paul sah, hellte sich seine Stimmung deutlich auf.
„Ey Paul, was machstn Du hier?", fragte er.
„Na, ich arbeite doch beim Rettungsdienst. Weißt Du doch."
Ich nutzte die kurze Ablenkung, um dem Patienten einen Venenzugang zu legen.
„So", erklärte ich. „Du bekommst jetzt ein Schmerzmittel." (Wir hatten uns relativ schnell auf das "Du" geeinigt. Der Bursche hieß Lars.) „Und dann wirst Du einschlafen und erst wieder aufwachen, wenn wir im Krankenhaus sind."
„Alter, mach schon! Das tut so weh", mahnte mich unser Patient zur Eile.
Also verabreichte ich ihm eine ordentlich Dosis des Narkotikums und Schmerzmittels Ketamin und zusätzlich noch ein paar Milligramm des Downers Midazolam. 

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