Experte im Gespräch: Der Unternehmensberater Markus Bazan

Je weniger Exemplare es von einer Spezies gibt, desto wertvoller wird sie. Die Vermittlung von Ärzten ist für Headhunter inzwischen sehr lukrativ. Im Interview verrät der Unternehmensberater Markus Bazan welche Facharzttitel bei Vermittlern gerade besonders hoch im Kurs stehen.

Markus Bazan

Hat sich auf das Gesundheitswesen spezialisiert: Diplom-Ökonom Markus Bazan. | Fa. Hilbig/Strübbe und Partner

Herr Bazan, Ihre Unternehmensberatung gibt es seit 1989. Wer kann mit einem Beratungswunsch zu Ihnen kommen?

Wir sind als Berater für die Leistungsanbieterseite unterwegs, das bedeutet wir beraten Krankenhäuser, Arztnetze, große ärztliche Zentren und Altenpflegeheime. Das ist unser Klientel. Daran angedockt sind Anfragen aus dem regulativen Bereich, also von Ministerien und Trägern verschiedener Einrichtungen.  

Mit der Bazan Junior Line helfen Sie Unternehmen der Gesundheitsbranche und Universitätskliniken Fehler in Organisations-Abläufen zu finden. Wie genau funktioniert Ihre Fehlersuche? Welcher Hilfsmittel bedienen Sie sich?  

Vor vier, fünf Jahren haben wir aus einem Lehrauftrag, den wir an der FH Münster im Bereich physikalische Technik hatten, dies Junior-Line-Produkt entwickelt. Hierbei untersucht ein Pflegewissenschaftler zum Beispiel einen ambulanten Pflegedienst, der von irgendeiner Sparkasse Druck bekommen hat, dass er sich effizienter aufstellen soll und wir schicken ihn dann auf Tour und sagen: „Hör mal zu, guck dir ´mal an wie der Laden organisiert ist.“ Wir setzten ihm dann einen Coach und einen Senior an die Seite, so dass er auch ein Feedback bekommt. Das Prinzip ist: Verantwortung übernehmen. Studenten sind über 18. Sie sind erwachsene Menschen. Sie müssen das wahre Leben kennen lernen. Und wenn sie es kennen gelernt haben umso besser. Das heißt: wir lassen zu. Wir sagen aber trotzdem, sie sind jetzt nicht ausgewachsene Berater, sondern sie kommen mit ihren Charaktereigenschaften und haben ihren vernünftigen Blick auf die Sachen. 

Was muss im Krankenhausbetrieb besser werden? Können Sie, dank dieses Beratungskonzepts, einen zentralen Mangel herausstellen?

Entscheidungsschwäche! Auf allen Ebenen. Und: Verantwortungsvermeidung. Es sind immer nur eine Handvoll Leute, die Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen, weil das ansonsten in den Organisationen sanktioniert wird. Wenn jemand eine Entscheidung trifft und es geht in die Hose dann steht der gleich am Pranger. Da hat keiner mehr Bock heutzutage drauf. 

Würden Sie sagen, das liegt an der Ausbildung in der Medizin. Dass man dazu getrimmt wird die Entscheidungen des Ober- oder Chefarztes widerspruchslos anzunehmen?

Genau. Es ist keine Erziehung zur Verantwortung, sondern eine Erziehung zur Absicherung. Immer das große Labor ankreuzen. Immer 25 Mal noch einmal eine Diagnose machen. Wenig zuhören. Oft schon mit einer vorgefertigten Meinung reingehen, die leitliniengerecht ist und und und. Das ist ein echtes Problem. Das ist in der holländischen Ärzteausbildung zum Beispiel anders. Dort legt man die Hand noch auf den Bauch. 

Wie kann man Ihrer Meinung nach die medizinische Lehre verbessern? Wo würden Sie ansetzen?

Man sollte in der Ausbildung möglichst viel in anderen Gesundheitssystemen praktisch arbeiten, damit man merkt wie das echte Leben ist. Man kann nach Ruanda gehen oder nach Holland oder nach Kanada oder nach England und gucken wie das dort funktioniert. Leute, die im Ausland waren, kommen anders wieder und übernehmen dann auch hier in Deutschland Verantwortung. 

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