Eine breite Palette diagnostischer und therapeutischer Verfahren und ein Patientenkollektiv, das von der Geburt bis ins hohe Alter alle Facetten bietet – diese Eckpunkte machen die Arbeit eines Facharztes für Hals-, Nasen-, und Ohrenheilkunde aus. „Die HNO-Heilkunde hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und steht heute in der Mitte der Medizin“, sagt Löhler. Vor allem für junge Mediziner sei das Fachgebiet attraktiv: HNO-Ärzte müssen sich mit einer großen Vielfalt zu behandelnder Krankheitsbilder befassen und haben die Wahl zwischen zahlreichen Spezialisierungsmöglichkeiten. Außerdem fördert der Bundesverband den Nachwuchs mit verschiedenen Angeboten: Er vermittelt beispielsweise Famulatur- und Praktikumsplätze und wer sich zur Weiterbildung zum HNO-Arzt entscheidet, wird während der Assistenzzeit von erfahrenen Verbandsmitgliedern betreut.
Diagnose und Therapie stellen die Ärzte immer wieder vor Herausforderungen, beispielsweise bei der Schwerhörigkeit, die in verschiedenen Altersstufen auftreten kann. Das Problem betrifft immerhin jeden fünften Erwachsenen in Deutschland, lediglich 16 Prozent davon sind mit Hilfsmitteln wie einem Hörgerät ausgestattet. Mit einem frühzeitigen Screening auf Schwerhörigkeit kann das Fortschreiten der Erkrankung verhindert und die Versorgungssituation verbessert werden.
Die Schwerhörigkeit ist ein Symptom und der HNO-Arzt muss sich auf die Suche nach der Ursache machen, schließlich kann es schwerwiegende Konsequenzen haben, wenn das Problem nicht therapiert wird. „Auftreten kann zum Beispiel ein Cholesteatom, also ein einwucherndes Perlgeschwulst mit nachfolgender chronisch-eitriger Entzündung des Mittelohres. Daneben kann es zu einem Akustikusneurinom kommen, einem gutartigen Tumor im inneren Gehörgang“, erklärt Löhler. Eine nicht weiter untersuchte und behandelte Altersschwerhörigkeit könne Folgen wie ein gesteigertes Depressionsrisiko, Demenzen, ein erhöhtes Sturzrisiko sowie kognitiven Leistungsverlust haben.
Schwerhörigkeit – kein Problem des Alters
Seit 2009 gibt es in Deutschland das Neugeborenen-Hörscreening, um bereits im frühen Kindesalter mögliche Probleme zu identifizieren und zu behandeln. „Im Ergebnis verbessern sich die Chancen, das vorhandene Restgehör noch während der kritischen Periode des Spracherwerbs zu stimulieren“, weiß Löhler. Weitere Nachfolgeuntersuchungen seien jedoch notwendig, um eine Verschlechterung bzw. Hörverlust langfristig zu verhindern.
Auch der Schwindel ist eine Symptomatik, die vom HNO-Arzt untersucht wird, denn Ursache der Beschwerde kann eine Störung der Gleichgewichtsorgane im Innenohr sein. „Bei einer Behandlung des Gleichgewichtsorgans, dem komplexesten Sinnesorgan des Menschen, werden die jeweils fünf Bewegungssensoren pro Seite auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft. Darüber hinaus testet der HNO-Arzt das Koordinationsvermögen des Patienten und führt einen Hörtest durch“, skizziert Löhler das Vorgehen.
Allergien – immer mehr Menschen sind betroffen
Pollen- oder Lebensmittelallergien belasten mittlerweile fast jeden dritten Deutschen. Die Diagnostik anhand unterschiedlicher Tests und die Hypersensibilisierung fallen ebenfalls in den Aufgabenbereich des HNO-Facharztes. „Wer die Anzeichen einer Allergie ingoriert, setzt sich dem Risiko chronischer Erkrankungen aus. So führen unbehandelte inhalative Allergien zu einer erhöhten Asthma-Rate“, sagt Löhler.
„Die aufgezählten Beispiele zeigen, dass die moderne Hals-Nasen-Ohrenheilkunde nicht für sich allein steht, sondern in der Mitte der Medizin verortet ist. HNO-Ärzte behandeln Patienten von jung bis alt. Ihr Tätigkeitsspektrum ist breit gefächert und kommt mit anderen Fachdisziplinen in Berührung. Neben verschiedenen Operationen – vom mikrochirurgischen Eingriff bis zur Tumorchirurgie – gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Spezialisierung“, fasst Löhler zusammen.
Quelle: www.hno-aerzte.de, Foto: A.R. / pixelio.de