Neurologie: Viel Diagnostik im Team

"Der Neurologe denkt immer zuerst an das Gehirn", eröffnete Dr. med. Felix Schlachetzki, Oberarzt Schlag­an­fall/Neu­ro­so­no­lo­gie vom Bezirksklinikum Regensburg, seinen Vortrag auf dem Operation Karriere Kongress in München.

Diagnostik im Team

"Der Neurologe denkt immer zuerst an das Gehirn", Dr. med. Felix Schlachetzki. | Dan Race/Fotolia

Doch nicht nur das Gehirn gehört in den Arbeitsbereich des Neurologen, sondern auch das Rückenmark, das periphere bzw. autonome Nervensystem und sogar die Muskeln. Dieses Gebiet umfasst daher viele Erkrankungen. Der Neurologe bekommt zum einen häufige Volkskrankheiten und zum anderen seltene Erkrankungen zu Gesicht, die ein Arzt nur drei bis vier mal pro Jahr sieht.

Um welche Krankheiten handelt es sich genau? Schlachetzki fragte zum Einstieg, was Elvis Presley und Whoopie Goldberg gemeinsam haben. Sie leiden bzw. litten beide an Migräne – ein Fall für den Neurologen. Eine weitere, häufig vorkommende Indikation sei der Schlaganfall. Schlachetzki warnte, dass man hier nicht nur an Menschen in der zweiten Lebenshälfte denken dürfe: Der Schlaganfall sei auch eine häufige Erkrankung bei Kindern, Grund dafür ist meist eine Sichelzellanämie. Als Fallbeispiel führte Schlachetzki einen zweijährigen Jungen an, sein bis dato jüngster Schlaganfall-Patient sei jedoch gerade einmal zwei Monate alt gewesen.

Ein breites Spektrum für den Neurologen: über 2.000 Differentialdiagnosen

Die Bandbreite der Erkrankungen erstreckt sich von neurodegenerativen Erkrankungen, wie z.B. Parkinson, Demenz und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), über entzündliche Erkrankungen, wie Multiple Sklerose, Enzephalitiden und Meningitiden, bis hin zu Blitzschlagverletzungen, Epilepsien, neuromuskulären Erkrankungen, Polyneuropathien und Hirntumorerkrankungen. Insgesamt hat es der Neurologe mit über 2.000 Differentialdiagnosen zu tun. Um hier die richtige Diagnose zu stellen, ist eine gute Anamnese sehr wertvoll, denn 90 Prozent aller Diagnosen erfolgen durch die Anamnese.

Eines ließe sich feststellen: Neurologen werden aktuell gesucht. "So viele Neurologen, wie wir brauchen, können wir gar nicht ausbilden", sagte Schlachetzki. Das ist auch der Grund, weshalb die Telemedizin in diesem Berufsfeld weiter zunimmt. In Regensburg heißt das Projekt TEMPiS, welches als Kurzform für "Telemedizinisches Projekt zur integrierten Schlaganfallversorgung in der Region Süd-Ost-Bayern" steht. So kann der Schlaganfallexperte per Videokonferenz jederzeit sofort hinzu geschaltet werden und die richtige Therapie anordnen. Eine so schnelle Versorgung von Schlaganfällen sei ansonsten nur in speziellen Zentren in großen Städten möglich.

Der Neurologe arbeitet nicht nur für sich allein. Die Neurologie hat viele Überschneidungen mit der Neuroradiologie und der Psychiatrie. Und auch das Berufsfeld der neurologischen Rehabilitation rückt immer näher heran.

Einige weitere Fallbeispiele ging Schlachetzki noch durch, bis er sein Tätigkeitsgebiet zusammenfassend auf den Punkt brachte: häufig Teamwork, viel Diagnostik!

Operation Karriere, 20.06.2015, München. „Mit guten Nerven – Erfolgreich in der Neurologie“. Dr. med. Felix Schlachetzki, Oberarzt Schlaganfall/Neurosonologie, Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg, Regensburg.

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