Wie begutachte ich einen wissenschaftlichen Artikel?

Der abschließende Artikel der Trilogie zum wissenschaftlichen Publizieren aus der neuen KARGER KOMPASS DERMATOLOGIE Rubrik "DermaCampus" ist erschienen. Nachdem die Fragen zum Schreiben eines wissenschaftlichen Artikels, zur Literaturrecherche und zur Qualität geklärt wurden, wird nun die Begutachtung erläutert.

Begutachtung Reviwe Artikel

Wer wissenschaftliche Artikel publiziert, kann auch Gutachten für Journals verfassen | CC0 Public Domain

Wer Artikel schreibt, zur Publikation einreicht und schließlich veröffentlicht, wird unweigerlich früher oder später von den Journals, in denen er selbst veröffentlicht, gefragt werden, ob er nicht seinerseits ein eingereichtes Paper begutachten kann. Diese Gutachtereinladungen erfolgen in der Regel per E-Mail. Die Gutachten müssen dann innerhalb eines onlinebasierten Einreichungssystems eingegeben werden, das einem meist durch eigene Einreichungen schon bekannt ist. Je nach Journal erfolgt die Begutachtung in einem einfach oder doppelt verblindeten Verfahren. Beim einfach verblindeten Verfahren hat der Gutachter Kenntnis, wer die Autoren der zu begutachtenden Studie sind, beim doppelt verblindeten Verfahren sind auch die Autoren anonymisiert. Sowohl bei dem einen wie auch bei dem anderen Vorgehen wissen aber die Autoren nicht, wer ihre Arbeit begutachtet. Selbstverständlich sind die Gutachter angehalten, Stillschweigen in Hinblick auf die eingereichte Arbeit gegenüber jedem zu wahren, der nicht in den Begutachtungsprozess involviert ist. Im Fall von Interessenskonflikten sollte die Begutachtung abgelehnt werden. Interessenskonflikte sind z.B.:

  • eine Kollaboration mit den Autoren der eingereichten Studie,
  • eine direkte Konkurrenzsituation in Hinblick auf die eigene Arbeit,
  • eine andauernde Animosität mit den Autoren,
  • eigene finanzielle Vorteile, die mit der Publikation des zu begutachtenden Artikels verbunden sind.

Weitere Gründe für eine Ablehnung sind die Unmöglichkeit, das Gutachten innerhalb der vorgegebenen Zeit fertig zu stellen, oder eine völlige Unkenntnis der behandelten Thematik. In solchen Fällen sollten Sie dem anfragenden Journal mitteilen, dass Sie das Gutachten nicht übernehmen können.
Bitte bedenken Sie bei einer solchen Ablehnung, dass die grundsätzliche Bereitschaft zur Begutachtung anderer Arbeiten eine tragende Säule des Peer-Review-Verfahrens ist, zu dem es aktuell – zumindest im medizinischen Bereich – keine vernünftige Alternative gibt. Durch die Absage einer Begutachtungsanfrage besteht die Gefahr, dass sich der Begutachtungsprozess einer Arbeit verlängert, und das würden Sie sich ja bei den eigenen Arbeiten auch nicht wünschen.

Wie verfasse ich ein Gutachten?

In der Regel gibt das jeweilige onlinebasierte Einreichungssystem schon eine Struktur vor. So setzt sich das Begutachtungsformular häufig aus einer Reihe von Multiple-Choice-Fragen und einem Kommentarfeld zusammen. Die Multiple-Choice-Fragen ermöglichen es dem zuständigen Associate Editor, schnell einen grundsätzlichen Eindruck von der generellen Einschätzung der Arbeit zu erhalten. Im Kommentarfeld werden Empfehlungen und Korrekturhinweise für die Überarbeitung des Artikels vermerkt, an denen sich der Autor bei der Revision seines Artikels orientieren kann. Grundsätzlich gibt es bei der Begutachtung – ebenso wie beim Schreiben eines Artikels – eine Reihe von Grundsätzen, die beachtet werden sollten. Ein hilfreiches Gutachten sollten folgende Fragen beantworten:

  • Präsentiert die Arbeit neue Befunde?
  • Ist die Arbeit von Bedeutung für Forscher und Kliniker in diesem Fachgebiet?
  • Ist die Arbeit von Bedeutung für Forscher und Kliniker außerhalb des Fachgebiets?
  • Sind Methoden und statistische Verfahren in angemessener Weise verwendet worden?
  • Wurden sämtliche ethische Standards berücksichtigt?
  • Sind die Schlussfolgerungen der Autoren evidenzbasiert?
  • Enthält die Arbeit falsche Informationen oder sind wichtige Dinge nicht berücksichtigt?
  • Ist die aktuelle Literatur angemessen zitiert?
  • Ist die Arbeit gut geschrieben, klar und leicht zu verstehen?
  • Wenn die Arbeit Tabellen oder Abbildungen enthält, helfen diese dem Leser oder sind sie überflüssig?

Was geschieht nach der Abgabe des Gutachtens?

Bei einem ordentlichen Peer-Review-Verfahren gibt es zu jeder Arbeit mindestens zwei Gutachten. Liegen die Gutachten vor, wird der zuständige Associate Editor auf der Basis der Gutachten um eine abschließende Entscheidung gebeten. Weichen die Gutachten stark voneinander ab, kann er entweder selbst ein weiteres Gutachten anfertigen oder um die Anfrage eines dritten Gutachters bitten. Im Anschluss wird der Autor über die Entscheidung informiert und erhält in diesem Zuge auch die anonymisierten Gutachten. Im Falle einer Überarbeitung wird der Autor gebeten, innerhalb eines definierten Zeitraums die revidierte Fassung seines Artikels zusammen mit einem detaillierten Antwortbrief zu den Gutachterkommentaren erneut einzureichen. Der zuständige Associate Editor prüft dann die Revision; gegebenenfalls kann er auch nochmals die Gutachter um ihre Meinung bitten. Viele Journals informieren die Gutachter nach Abschluss des Begutachtungsprozesses über die finale Entscheidung (Annahme/Ablehnung). Häufig werden den Gutachtern dabei die jeweils anderen Gutachten zu ihrer Information zur Verfügung gestellt. Der Austausch von Informationen sowie die Koordination der Abläufe erfolgen über das Editorial Office des Verlags als neutrale Schnittstelle.

Kontaktadresse: Dr. Sven Riestenpatt, Projektmanagement & Editorial Office Transfusion Medicine and Hemotherapy / Obesity Facts, S. Karger Verlag für Medizin und Naturwissenschaften GmbH, Wilhelmstraße 20a, 79098 Freiburg, Deutschland, s.riestenpatt@karger.com

Alle Artikel aus der neuen Rubrik "DermaCampus" von KARGER KOMPASS DERMATOLOGIE können hier kostenfrei heruntergeladen werden.

"DermaCampus"

KARGER KOMPASS DERMATOLOGIE stellt den «DermaCampus» vor – eine Rubrik, die dezidiert den Belangen junger Fachärzte und Weiterbildungsassistenten gewidmet ist. Sie gibt der jungen Ärzteschaft eine Plattform, um ihre Anliegen zu formulieren, aber auch um Wissen zu vermitteln und Hilfestellung in beruflichem und wissenschaftlichem Kontext zu geben: Zu Wort kommen die Jungmediziner in fachspezifischen Darstellungen, berufspolitischen Auseinandersetzungen sowie mit aktuellen Projektvorstellungen.

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