„Der HNO-Arzt ist weit mehr als nur der ‚Mandelschneider‘, so PD Dr. med. Elias Scherer, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg. So reiche das Spektrum des HNO-Facharztes von der Behandlung einer chronischen Sinusitis, bei der sich große Überschneidungen mit der Allergologie ergäben, bis hin mikrochirurgischen Eingriffen am offenen Kehlkopf.
Mikro- und Laserchirurgie
Zu letztgenanntem zählen laut Scherer auch beispielsweise die restruktive Chirurgie der Nase nach einer Tumorresektion, aber auch größere operative Eingriffe wie etwa die Rekonstruktion eines ganzen Gesichts.
Scherers Spezialgebiet ist die Kopf-Hals-Chirurgie. Hierzu zähle etwa die Entfernung von Tumoren an schwer zugänglichen Stellen. So auch die Tumorresektion von Oropharynxkarzinomen mit anschließender Rekonstruktion. Auch die Resektion von Larynxkarzinomen zählen zu seinen Aufgaben an der Klinik. Bei OPs am Kehlkopf und den Stimmbändern komme häufig auch Laserchirugie zum Einsatz.
Zur rekonstruktiven Chirurgie zähle beispielsweise das Einsetzen von Implantaten, die eine Artikulation der Patienten nach einer Resektion größerer Tumore am Kehlkopf wieder ermöglichten.
Weiterbildung Facharzt/Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Weiterbildungszeit:
60 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1,
davon
● 24 Monate Basisweiterbildung im Gebiet Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
● 36 Monate Weiterbildung zum Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, davon können
– 6 Monate im Gebiet Chirurgie oder Pathologie oder in Anästhesiologie, Anatomie,
Kinder- und Jugendmedizin, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Neurochirurgie oder
Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen angerechnet werden
– bis zu 12 Monate im ambulanten Bereich abgeleistet/angerechnet werden
Weiterbildungsinhalt:
Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in
– der Erkennung, konservativen und operativen Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von
Erkrankungen einschließlich Funktionsstörungen, Verletzungen, Fehlbildungen, Formveränderungen
und Tumoren der Organe der Nase und Nasennebenhöhlen, der Tränen-Nasen-Wege, des Gehörund
Gleichgewichtsorgans, der Hirnnerven, der Lippen, der Wange, der Zunge, des Zungengrunds,
des Mundbodens, der Tonsillen, des Rachens, des Kehlkopfes, der oberen Luft- und Speisewege,
der Kopfspeicheldrüsen sowie der Oto- und Rhinobasis sowie der Weichteile des Gesichtsschädels
und des Halses
– den Grundlagen der gebietsbezogenen Tumortherapie
– der Betreuung palliativmedizinisch zu versorgender Patienten
– der Erkennung und Behandlung gebietsbezogener allergischer Erkrankungen einschließlich der
Notfallbehandlung des anaphylaktischen Schocks
– den Grundlagen schlafbezogener Atemstörungen und deren operativer Behandlungsmaßnahmen
– der Indikationsstellung zur operativen und konservativen Behandlung einschließlich der
Risikoeinschätzung und prognostischen Beurteilung
– den umweltbedingten Schädigungen im Hals-Nasen-Ohrenbereich einschließlich
Lärmschwerhörigkeit
– lasergestützten Untersuchungs- und Behandlungsverfahren
Definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren:
– unspezifische und allergenvermittelte Provokations- und Karenztests einschließlich epikutaner,
kutaner und intrakutaner Tests einschließlich Erstellung eines Therapieplanes
– Hyposensibilisierung
– neuro-otologische Untersuchungen,
z. B. experimentelle Nystagmusprovokation, spinovestibuläre, vestibulospinale und zentrale Tests
und funktionelle Untersuchung des Hals-Wirbel-Säulensystems auch mit apparativer Registrierung
mittels elektro-und/oder Videonystagmographie
– operative Eingriffe einschließlich endoskopischer und mikroskopischer Techniken
– an Ohr, Ohrschädel, Gehörgang, Ohrmuschel einschließlich Felsenbeinpräparationen
– an Nasennebenhöhlen, Nase und Weichteilen des Gesichtsschädels
– plastische Maßnahmen geringen Schwierigkeitsgrades an Nase und Ohr
– im Pharynx
– im Bereich des Kehlkopfs und der oberen Luftröhre einschließlich Tracheotomie
– am äußeren Hals
– an Speicheldrüsen und -ausführungsgängen
– Eingriffe bei Schlafapnoe
– Mitwirkung bei Eingriffen höherer Schwierigkeitsgrade,
z. B. bei mikrochirurgischen Ohroperationen, große tumorchirurgische Operationen im Kopf-Hals-Bereich,
bei endoskopischer Ethmoidektomie und Pansinusoperationen, bei neuroplastischen
Eingriffen, bei Gefäßersatz und mikrovaskulären Anastomosen
*Ergebnisse der Ärztestatistik 2015, Bundesärztekammer
Quellen: Operation Karriere Kongress 2016 Hamburg, Vortag „Von der Sinnesphysiologie bis zur Kopf-Hals-Tumorchirurgie – Aspekte der praktischen HNO-Medizin“; Referent: PD Dr. med. Elias Scherer, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg, Rotenburg (Wümme); Musterprüfungsordnung Bundesärztekammer.