Weiterbildung Urologie: Weit mehr als "nur Prostata"

Dass die Urologie mehr zu bieten hat als Prostata-Untersuchungen und ein Urologe kein reiner "Männerarzt" ist, erläuterte Dr. med. Dieter Echtle beim Operation Karriere-Kongress am 5. Dezember in Köln.

Dr. med. Dieter Echtle

Dr. med. Dieter Echtle stellte den Fachbereich Urologie auf dem Operation Karriere-Kongress in Köln vor. | Martin Reinhart

Dr. med. Dieter Echtle, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie, Städtische Kliniken Mönchengladbach, stellte zunächst die Rahmenbedingungen der Weiterbildung zum Facharzt für Urologie vor. Die Weiterbildungszeit beträgt 60 Monate, davon müssen mindestens 48 Monate in der Urologie absolviert werden. Optional können zwölf Monate in der Chirurgie (stationäre Versorgung), maximal sechs Monate in einem anderen Fachgebiet und maximal zwölf Monate in ambulanter Patientenversorgung geleistet werden.

Das relativ neue Logbuch der urologischen Weiterbildung hält dabei fest, welche Untersuchungen und Operationen der angehende Arzt absolviert hat. In der Musterweiterbildungsordnung ist festgehalten, den Nachweis über welche Kenntnisse, Erfahrungen, Fertigkeiten und detaillierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren der Arzt in Weiterbildung vor der Facharztprüfung vorweisen können muss. "Das Logbuch wird bisher sehr gut angenommen – die zu absolvierenden Untersuchungen und OPs sind hier über die fünf Jahre Weiterbildungszeit aufgeteilt", sagte Echtle.

Die Urologie ist mehr als nur "Männermedizin"

Echtle räumte mit dem Vorurteil auf, dass die Urologie nur "Männermedizin" sei: "Es gibt mehr als nur Prostata". 26 Prozent der Patientinnen seien momentan weiblich. Auf der anderen Seite steige die Anzahl der Urologinnen stetig. Der Wert hat sich von 1990 bis 2015 um zehn Prozent erhöht.

Die Kinderurologie befasst sich mit den Patienten von morgen. Häufig früh im Leben auftretende Erkrankungen sind beispielsweise die Enuresis (nächtliches Einnässen) und Harnröhrenklappen. "In einer Bettnässer-Sprechstunde kann man den betroffenen mit spielerischem Training des Beckenbodens helfen, die Fehlbildung der Harnröhrenklappen ist im Kindesalter noch leicht zu behandeln", erklärte Echtle. Man könne den Patienten damit bei einer frühzeitigen Therapie die später sonst unumgängliche Dialyse-Behandlung ersparen.

Häufig auftretende urologische Krankheiten bei Frauen seien beispielsweise die Harninkontinenz (ca. fünf Millionen Betroffene in Deutschland, nur 20 Prozent therapiert), Harnsteine treten ebenso häufig auf wie bei Männern. "Diese kann man mit der fortschrittlichen Stoßwellentherapie behandeln", sagte Echtle. Unter anderem auch über interdisziplinäre Zusammenarbeit wie gemeinsame OPs mit anderen Fachärzte sei es das Ziel, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Fünf Gründe für die Urologie

Echtle nannte prägnant zusammengefasst fünf Gründe, die für die Urologie sprechen und die Weiterbildung zum Facharzt in diesem Fachbereich attraktiv machen.

  1. Große Zufriedenheit der Patienten, große Heilungschancen auch bei Krebserkrankungen
  2. Die Dynamik des Fachs: Stürmische Entwicklung in den vergangenen 30 Jahren. Fortschritte bei den OPs, bspw. auch roboterassistierte OP-Verfahren
  3. Viel Erwähnung in den Medien: "Die Urologie ist das Lieblingskind der Medien"
  4. Flexibilität und Vielseitigkeit: Klinik und Niederlassung, Teilzeit-Arbeitsmodelle, nur drei Spezialisierungsmöglichkeiten
  5. Kombination verschiedener Anforderungen macht einen guten Mix: Wissen, Erfahrung, Geschicklichkeit sind erforderlich, operatives und konservatives Fach

Quelle: Nicht nur für Männer – Das Fachgebiet Urologie. Dr. med. Dieter Echtle, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie, Städtische Kliniken Mönchengladbach, Mönchengladbach. Operation Karriere-Kongress in Köln, 5. Dezember 2015.

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