Auf einen Blick: Facharzt-Weiterbildung Radiologie
- Definition: Die Radiologie befasst sich mit der Anwendung elektromagnetischer Strahlen und mechanischer Wellen zu diagnostischen, therapeutischen und wissenschaftlichen Zwecken. Dazu gehören die Diagnose von Erkrankungen mit Hilfe von bildgebenden Verfahren, aber auch die Strahlentherapie.
- Dauer: Die Facharzt-Weiterbildung in der Radiologie dauert 60 Monate. Davon können 12 Monate in anderen Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung erfolgen.
- Anzahl der Fachärzte: In Deutschland gibt es 12.093 Fachärzte für Radiologie. Davon sind 9.096 berufstätig. 4.176 arbeiten ambulant, 4.395 stationär in einer Klinik.
Radiologinnen und Radiologen, die vor Leuchtkästen stehen und Röntgen-Bilder betrachten – diese Vorstellung ist heute nicht mehr aktuell. In der Radiologie werden Bilder inzwischen digital erzeugt und am Bildschirm unter die Lupe genommen. Hier ist es auch möglich, den Kontrast und die Auflösung zu verändern und in einzelne Bildbereich hineinzuzoomen. So lässt sich auf den Bildern viel mehr erkennen als früher im analogen Zeitalter.
Neben klassischen Röntgenbildern kommen in der Radiologie auch andere Diagnose-Methoden wie Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) zum Einsatz. Das bedeutet auch: Radiologinnen und Radiologen sind in ihrem Arbeitsalltag stark auf hochspezialisierte Technik angewiesen. Ein gewisses technisches Verständnis ist in diesem Fachgebiet also hilfreich. Hinzu kommt: Radiologen zählen zu den Fachärzten mit dem höchsten Einkommen – vor allem, wenn sie eine eigene Praxis haben. Denn High-Tech-Medizin wird in Deutschland traditionell gut honoriert. Da kann sich auch die Anschaffung eigener Geräte für die Praxis schnell bezahlt machen.
Als Radiologin oder Radiologe ist man nicht auf einen bestimmten Körperteil oder ein bestimmtes Krankheitsbild spezialisiert. Dadurch arbeiten Fachärzte in diesem Gebiet auch eng mit ihren Kollegen aus anderen Bereichen zusammen – und zwar quer durch alle Fachgebiete eines Krankenhauses. Vor allem in der Chirurgie ist es Standard, zunächst einen radiologischen Befund einzuholen, bevor die Operation beginnen kann. Wer sich auf diesen Fachbereich spezialisieren möchte, sollte sich daher als Teamplayer verstehen und Freude an einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit haben.
Nicht nur ein diagnostisches Fach
Geht es um therapeutische Verfahren, gibt es gewisse Überschneidungen zwischen der Radiologie und den Fachrichtungen Strahlentherapie / Radioonkologie und Nuklearmedizin. Doch auch die Radiologie ist kein reines Diagnose-Fach: In der interventionellen Radiologie können manche Erkrankungen minimal-invasiv behandelt werden, während der Eingriff durch bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT kontrolliert wird. So können größere chirurgische Eingriffe vermieden werden.
Ein Bereich, der dank schnellerer und besserer Diagnosemethoden derzeit immer wichtiger wird, ist die Notfallradiologie. So kann beispielsweise ein Ganzkörper-CT eines Schwerverletzten in der Notaufnahme wertvolle Informationen liefern, die für das Überleben des Patienten entscheidend sein können. Wer seine Facharzt-Weiterbildung in der Radiologie absolviert, kann sich außerdem auch noch dafür entscheiden, eine Schwerpunkt-Weiterbildung in den Bereichen Kinderradiologie bzw. Neuroradiologie anzuschließen. Zu den 60 Monaten Weiterbildungszeit in der Radiologie kommen dann jeweils noch weitere 24 Monate hinzu.
Arbeit mit Strahlung: Abwägen zwischen Nutzen und Risiko
Da Radiologinnen und Radiologen deutlich mehr mit ionisierender Strahlung zu tun haben als Fachärztinnen und Fachärzte in anderen Bereichen, spielt der Strahlenschutz hier eine besonders große Rolle. Denn ionisierende Strahlung gibt beim Durchdringen des Körpers Energie ab, die in hoher Konzentration Zellen schädigen kann. Daher müssen in der Radiologie der Nutzen und die Risiken bestimmter Untersuchungsmethoden immer gegeneinander abgewogen werden. Gewählt wird dann das bildgebende Verfahren, das die bestmögliche Diagnosequalität bei möglichst niedriger Strahlung verspricht.
Die Weiterbildung Radiologie im Überblick
Die Dauer der Weiterbildung
Die Weiterbildungszeit in der Radiologie beträgt 60 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte, davon können
- zum Kompetenzerwerb bis zu 12 Monate Weiterbildung in anderen Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung erfolgen
Übergreifende Inhalte der Facharzt-Weiterbildung Radiologie
- Klinische Grundlagen sowie bildmorphologische und diagnoseweisende Merkmale von traumatischen, degenerativen, angeborenen, metabolischen, inflammatorischen, infektiösen und Tumor-Erkrankungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter sowie deren Zuordnung zu Erkrankungsstadien und deren Differentialdiagnosen
- Besonderheiten bildgebender Untersuchungen, insbesondere bei Neugeborenen, Kindern, Jugendlichen sowie Schwangeren einschließlich des Schutzes vor ionisierender und nicht-ionisierender Strahlung
- Vorbereitung und Durchführung von radiologischen Demonstrationen, interdisziplinären Konferenzen einschließlich Tumorkonferenzen (Richtzahl: 50)
- Voraussetzungen zur Erlangung der erforderlichen Fachkunden im gesetzlich geregelten Strahlenschutz
- Wissenschaftlich begründete Gutachtenerstellung
Indikationsstellung
- Indikation einschließlich rechtfertigender Indikationsstellung für alle radiologischen bildgebenden und interventionellen/endovaskulären bildgestützten Verfahren unter Berücksichtigung der spezifischen Risiken und möglicher Komplikationen
- Bewertung und Vergleich der Aussagekraft bildgebender Verfahren für unterschiedliche diagnostische Fragestellungen, insbesondere Radiographie, Fluoroskopie, CT, MRT und Sonographie
Strahlenschutz
- Prinzipien der ionisierenden und nichtionisierenden Strahlung und des Strahlenschutzes bei der Anwendung am Menschen einschließlich des Strahlenschutzes bei Personal und Begleitpersonen
- Funktionsweise von Röntgenstrahlern, Detektoren, Filtern und Streustrahlenrastern, MRT und Sonographie
- Strahlenbiologische Effekte auf Gewebe und Organe
- Reduktionsmöglichkeiten der medizinisch indizierten Strahlenexposition
- Vorgaben der gesetzlichen und untergesetzlichen Regelungen im Strahlenschutz einschließlich Qualitätssicherung, z. B. Aufzeichnungs- und Archivierungspflichten
- Teleradiologie
- Radiologische Screeningverfahren
- Messung und Bewertung der Strahlenexposition
Kontrastmittel
- Indikationsgemäße Auswahl, Dosierung und Pharmakokinetik von Kontrastmitteln, insbesondere unter Berücksichtigung von Patienten mit erhöhtem Risiko, z. B. Nephrotoxizität, Schilddrüsenkomplikationen, nephrogene systemische Fibrose
- Erstmaßnahmen bei kontrastmittelassoziierten Komplikationen, z. B. anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktionen
Gerätetechnik
- Gerätebezogene Qualitätssicherungsmaßnahmen einschließlich Konstanzprüfungen
- Grundlagen der Datenakquisition, Bild- und Datenverarbeitung und -nachbearbeitung sowie deren Archivierung
- Physikalische Grundlagen und praktische Anwendung bildgebender Verfahren, insbesondere Radiographie, Fluoroskopie, CT, MRT, funktionelle MRT, MR-Spektroskopie, Sonographie und Hybridmethoden
Radiologie in der Notfallsituation
- Radiologische Untersuchungen einschließlich Interventionen bei Patienten mit akut lebensbedrohlichen Zuständen, z. B. bei Polytrauma, Schlaganfall, Intensivpatienten
Kommunikation
- Aufklärung von Patienten und/oder Angehörigen über Nutzen und Risiko bildgebender und bildgestützter interventioneller/endovaskulärer Verfahren
- Radiologische Befunderstellung, Beurteilung und Kommunikation des Untersuchungsergebnisses
Bildgebung mit ionisierender Strahlung einschließlich Computertomographie und Digitaler Volumentomographie
- Prinzipien und Bedeutung der Akquisitionsparameter für Bildqualität und Dosis bei Radiographie, Fluoroskopie, CT und Digitaler Volumentomographie (DVT), deren korrekte Wahl und Einfluss auf mögliche Bildartefakte
- Indikationen und Technik der Arthrographie und Myelographie
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von Untersuchungen aller Körperregionen mit Röntgenstrahlung einschließlich CT, digitaler Subtraktionsangiographie (DSA) und Fluoroskopie (davon mindestens 4.000 CT und 4.000 konventionelles Röntgen), davon
- ZNS und Skelett (Richtzahl: 4.000)
- Thorax, Thoraxorgane, Hals (Richtzahl: 4.000)
- Abdomen, Becken, Retroperitoneum (Richtzahl: 3.000)
- Gefäße (Richtzahl: 500), davon katheterbasiert (DSA) prätherapeutisch oder diagnostisch (Richtzahl: 100)
- Untersuchungstechnik der angiographischen Verfahren der Arterien und Venen aller Körperregionen
- Erstellung und Anwendung von CT-Untersuchungsprotokollen für alle Körperregionen und CT-Verfahren einschließlich geeigneter Kontrastmittel
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von Osteodensitometrien
Magnetresonanztomographie
- Prinzipien von Magnetfeldstärke, Gradientenstärke, Hochfrequenz, Orts- und Zeitauflösung
- Gerätebezogene Sicherheitsvorschriften in Bezug auf Personal und Patienten
- Typische Artefakte in der MRT und ihre Ursachen
- Grundlagen der Gefäßdarstellung und funktioneller MRT-Techniken
- Indikation für PET/MRT im Kontext multimodaler Bildgebung
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von MRT-Untersuchungen aller Körperregionen, z. B. ZNS, Nerven, muskuloskelettales System, Weichteile, Thorax, Herz, Abdomen, Becken, Gefäße, fetale MRT, MRT-Interventionen (Richtzahl: 3.000)
- Erstellung und Anwendung von MRT-Untersuchungsprotokollen für alle Körperregionen und alle MR-Verfahren einschließlich geeigneter Kontrastmittel
Sonographie
- Physikalische Prinzipien der Sonographie einschließlich B-Bildgebung, Doppler- und Farbduplexsonographie und Frequenzanalyse
- Ultraschallsonden und typische Artefakte
- Indikationen für die Anwendungen von Ultraschallkontrastmitteln
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von sonographischen Untersuchungen aller Organe und Organsysteme einschließlich Doppler-/ Duplexsonographie von Arterien und Venen (Richtzahl: 800)
Interventionelle Radiologie
- Grundlagen ablativer und gewebestabilisierender Verfahren
- Bewertung und Vergleich bildgestützter interventioneller/endovaskulärer Verfahren für therapeutische Fragestellungen
- Grundlagen der interventionellen/endovaskulären Onkologie
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von interventionellen/endovaskulären, minimal-invasiven radiologischen Verfahren einschließlich vaskulärer Interventionen, Punktionen von Organen, Geweben und Körperhöhlen sowie der perkutanen Therapie bei Schmerzzuständen und bei Tumoren (Richtzahl insgesamt: 300), davon
- vaskuläre Interventionen, z. B. rekanalisierende Verfahren, perkutane Einbringung von Implantaten oder gefäßverschließende Verfahren (Richtzahl: 60)
- nicht-vaskuläre Interventionen, z. B. Punktionen und Biopsien zur Gewinnung von Gewebe, Drainagen oder therapeutischer Applikation von Medikamenten und Substanzen, perkutane bildgesteuerte Schmerztherapie, interventionelle/endovaskuläre onkologische Verfahren und gewebestabilisierende Verfahren (Richtzahl: 50)
- Analgesierungs- und Sedierungsmaßnahmen
- Medikamentöse Begleittherapie und Nachsorge
Bildgebung an der Mamma
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von allen bildgebenden und bildgestützten interventionellen/endovaskulären Verfahren an der Mamma (Richtzahl: 1.500)
Nuklearmedizinische Verfahren
- Prinzipien nuklearmedizinischer Untersuchungsverfahren
- Interdisziplinäre Indikationsstellung für Hybridverfahren wie Positronenemissionstomographie (PET)-CT, Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie (SPECT)-CT und MR-PET