Die „Cognitive Habits and Growth Evaluation Study“ (JAMA 2018; 320: 1114–1130) untersucht, wie sich das Wohlbefinden, die Erfahrungen und die Einstellungen zum Beruf im Medizinstudium und während der Ausbildungszeit in der Klinik verändern. Die erste Umfrage fand im 4. Studienjahr statt, die zweite im 2. Jahr der klinischen Ausbildung.
Wie die von Liselotte Dyrbye von der Mayo Clinic in Rochester und Mitarbeitern vorgestellten Ergebnisse der 2. Umfrage zeigen, wirken viele angehende Ärzte zu Beginn ihrer Karriere desillusioniert. Sie fühlten sich mindestens einmal pro Woche „ausgebrannt“ oder sie bemerkten mindestens einmal pro Woche, dass sie gefühlloser gegenüber anderen Menschen geworden sind.
Diese beiden Angaben erlauben zwar keine sichere Diagnose eines Burnoutsyndroms, die die Beantwortung des Maslach Burnout Inventory mit 22 Fragen zu den drei Dimensionen emotionale Erschöpfung, Depersonalisation und reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit erfordert hätte. Eine erste Einschätzung ist nach Ansicht von Dyrbye jedoch möglich.
Dieser erste Eindruck zeigt, dass das Burnoutsyndrom in den verschiedenen Fachrichtungen unterschiedlich häufig auftritt. Angehende Urologen (64 Prozent), Neurologen (62 Prozent), Notfallmediziner (54 Prozent) und Allgemeinchirurgen (54 Prozent) waren häufiger betroffen als Pathologen (35 Prozent), Radiologen (35 Prozent) oder Dermatologen (30 Prozent).
Frauen klagten insgesamt häufiger über Burnoutsymptome als Männer und Afroamerikaner und Latinos häufiger als Amerikaner europäischer Herkunft.
Mediziner, die während der Studienzeit höhere Werte in einem „Anxiety“-Score aufwiesen, waren häufiger betroffen als Studenten, bei denen die Forscher einen hohen „Empathie“-Score gefunden hatten.
Residents mit Burnoutsymptomatik bedauerten dreimal häufiger andere Nachwuchsärzte, dass sie den Arztberuf gewählt haben. In den einzelnen Disziplinen gab es jedoch große Unterschiede. Die Pathologen, die relativ selten über einen Burnout geklagt hatten, gaben mit 33 Prozent am häufigsten an, dass sie sich wahrscheinlich oder definitiv nicht ein zweites Mal für den Arztberuf entschieden hätten. Es folgen mit 21 Prozent die Anästhesisten. Am zufriedensten scheinen die plastischen Chirurgen zu sein, die nur zu 7 Prozent ihre eingeschlagene Karriere bedauerten. Es folgten die Allgemeinmediziner (9 Prozent) und die HNO-Mediziner (9 Prozent).