Hallo liebe Leser,
herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe meines Blogs über das Leben und Wirken der Ärzte vergangener Zeiten. Heute möchte ich mich mit der Schwindsucht beschäftigen, die ich persönlich während des Studiums als eher historische Erkrankung kennengelernt habe. Wie ihr bestimmt wisst, erlebt die Krankheit heute leider eine sehr unschöne Renaissance – einer der eher negativen Aspekte der Globalisierung. So beobachten wir seit einigen Jahren auch in unseren Breiten das Auftreten extrem widerspenstiger Bakterienstämme, die sonst eigentlich nur in weit östlichen Gefilden vorkommen. Nur durch die konsequente Identifikation und Behandlung der Erkrankten können wir uns gegen die Seuche wehren und sie letzten Endes wieder dorthin verbannen, wo sie hingehört: in die Geschichtsbücher.
Auch Amerika hatte derartige Schwierigkeiten, als immer mehr Migranten den Kontinent besiedelten. Katastrophale Verhältnisse bei der Ozeanüberquerung und die Unterbringung der vorwiegend sehr armen Menschen in Bezirken mit schlechtem oder fehlendem Anschluss zur Gesundheitsversorgung, boten einen optimalen Nährboden für die Tuberkuloseerreger. In der Serie „The Knick“ wird dieses Thema von Anfang an behandelt. Man begleitet einen Gesundheitsinspektor bei seinem Kampf gegen die sich immer weiter ausbreitende Erkrankung. Und bei seinem Kampf gegen die inneren Dämonen. Denn bei aller Professionalität ist der gute Mann doch auch für größere Mengen Scheine anfällig, die unter bestimmten Voraussetzungen den Besitzer wechseln. Ein nicht gerade förderlicher Charakterzug, will man pestilenzartige Zustände verhindern. Am Ende muss der Gesundheitsinspektor diesen inneren Zwiespalt, der sich mal so, mal so auf seine Entscheidung in Bezug auf Isolierungs- und Renovierungsmaßnahmen von Sozialwohnungen auswirkt, auch teuer bezahlen.
Allgemein ist die Art und Weise, wie in der Vor-Antibiotikaära mit ansteckenden Krankheiten umgegangen wurde, faszinierend. Man bedenke nur welch große Gefahr damals jedes noch so kleine Fieber (ob nun postoperativ oder einfach so) mit sich brachte. Im Grunde mussten die Leute immer Angst haben, diesem sofort zum Opfer zu fallen. Wegen der fehlenden Möglichkeiten zur Bekämpfung all dieser, durch Tierchen verursachter Infektionen, lassen sich die Ärzte in „The Knick“ zum Teil abenteuerliches einfallen. So entdeckt der Chefarzt beispielsweise, dass Wärme dem gemeinen Trepponomaden nicht besonders gut tut und schließt daraus, dass man den menschlichen Körper nur so stark erhitzen müsse, damit die Viecher sterben – tada: Syphilis geheilt. Und zumindest in der Serie scheint das auch zu klappen.
Und? Was ist eure erste Reaktion auf eine derartige Herangehensweise? Veraltet, oder? Krass, wie rückschrittlich sie damals noch waren!
Aber vergleicht das Ganze doch mal mit der heutigen Methode bestimmte Krankheiten durch die Applikation von hochpotentem Gift zu heilen. Auch hier besteht die Hoffnung, dass der Körper später stirbt als der Krebs. Was wohl zukünftige Ärztegenerationen über uns sagen werden?
In diesem Sinne...Kommt gut durch die Woche.
Euer
Falk.
Vita
Geboren 1984, arbeitet Falk Stirkat seit 2010 als Arzt. Seiner anfänglichen Tätigkeit in einer großen chirurgischen Klinik ging das Studium der Humanmedizin an der renommierten Karls-Universität in Prag voraus. Es folgten Ausbildungszeiten in Notaufnahme und Intensivstation. Heute arbeitet der Autor als Leiter einer großen Notarztwache. Von seinen Erfahrungen als Notarzt erzählt er in seinen Büchern ich kam, sah und intubierte und 111 Gründe, Arzt zu sein.