Chirurg werden – das ist für viele Medizinstudenten ein Traumberuf. In seinem Vortrag ging Welsch darauf ein, was genau dieses Fachgebiet so interessant und attraktiv macht. Unter anderem könne man in der Chirurgie viel mit den Händen arbeiten und das Leben von Patienten verändern, erklärte Welsch. Hinzu komme die gute Bezahlung und die Jobsicherheit – nicht zu vergessen das positive Image: Als Chirurg werde man von vielen als eine Art Held gesehen.
Was braucht ein guter Chirurg?
Um ein guter Chirurg zu sein, müsse man Charaktereigentschaften wie Respekt, Demut, Wissbegier, Intelligenz und Mut mitbringen – und nicht so sehr überragende manuelle Fähigkeiten: Diesen Teil des Berufs könne mit der Zeit jeder erlernen, erklärte Welsch. Das Fachgebiet selbst habe sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert: So seien heute minimalinvasive Chirurgie und Roboterassistenz Standard. Und auch die Zusammenarbeit im Ärzte-Team habe sich gewandelt: Es gebe inzwischen auch in der Chirurgie flachere Hierarchien und weniger autoritäre Führungspersönlichkeiten als früher. Eine neue Generation von Ärzten fordere außerdem auch in der Chirurgie immer stärker eine bessere Work-Life-Balance ein – auch das verändere das Fach.
Neben seinen allgemeinen Ausführungen zum Fachgebiet der Chirurgie ging Welsch auch auf die Anforderungen an einen akademischen Chirurgen und die Weiterbildung konkret am Uniklinikum Dresden ein. Um als akademischer Chirurg erfolgreich zu sein, müsse man nicht nur ein guter Arzt sein, sondern auch ein guter Wissenschaftler. "Eine Unikarriere verlangt mehr als die Arbeit an einem Krankenhaus mit Regelversorgung, sie bietet aber auch mehr", erklärte Welsch.
Weiterbildung am Uniklinikum
Am Uniklinikum Dresden finde die Weiterbildung zum Chirurgen nicht nur im OP, sondern auch auf Fachkonferenzen, in Partnerkliniken oder in den Funktionsabteilungen statt. Ein Beispiel hierfür sei die komplexe Intensivstation. Ein relativ neuer Bereich der Weiterbildung sei das Üben im Trainingslabor mit Simulator – beispielsweise für die roboterassistierte Chirurgie. Die Simulationen im so genannten "dry lab" seien vergleichbar mit Videospielen: "Das macht Spaß und ist sehr realitätsgetreu", erklärte Welsch. Doch auch die Kurse mit Schweinepräparaten (wet lab) gebe es nach wie vor.



Wer sich für eine Weiterbildung an einem Uniklinikum entscheide, müsse damit rechnen, dass er anfangs wenig selbst machen könne – bis man eigene OPs selbstständig durchführen dürfe, dauere es eine Zeit. Teile der Operation könne man aber auch bereits in der Weiterbildung durchführen.
Außerdem spiele auch die akademische Ausbildung eine Rolle: Parallel zur klinischen Ausbildung sei es sinnvoll, sich ein Forschungsthema zu suchen, wissenschaftlich zu arbeiten und eventuell auf eine Habilitation hinzuarbeiten. Hier gebe es auch die Möglichkeit, für ein Forschungssemester an ein Forschungslabor im In- oder Ausland zu wechseln.
Wer sollte an ein Uniklinikum gehen?
Am Ende seines Vortrags ging Welsch auf die Frage ein, für wen eine Uniklinik das richtige sei – und für wen nicht: "Wer sich nicht für Forschung interessiert und sich vor allem als praktizierender Arzt sieht, für den gibt es bessere Möglichkeiten. Wer an eine Uniklinik geht, sollte Interesse daran haben, die Wissenschaft weiterzuentwickeln. Aber auch, wenn Sie Lust aufs Unterrichten und die Arbeit in der Lehre haben, sind Sie an einem Uniklinikum richtig", lautete sein Fazit.
Operation Karriere Berlin, 03.11.2018. „Spannendes Spektrum – Arbeiten in einem Uniklinikum", Prof. Dr. med. Thilo Welsch, stellvertretender Klinikdirektor und leitender Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden.