Das Expertengespräch „Welche Weiterbildung passt zu mir?“ mit Klaus Buch, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Leitender Chefarzt, Parkklinik Heiligenfeld, Bad Kissingen, Christian Sommerbrodt, Niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin und Reisemedizin, Wiesbaden, und Dr. med. Nikos Stergiou, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin und Ärztlicher Direktor, Asklepios Klinik Seligenstadt.
Hat sich Ihr ursprünglicher Berufswunsch erfüllt?
Buch: „Ich wollte eigentlich Internist werden. Dann habe ich aber gemerkt, das passt einfach nicht. Ich habe mir die Frage gestellt, worum es mir eigentlich geht. Die Antwort: Um den Menschen! Daher habe ich mich für die Psychosomatische Medizin entschieden. Man muss eine Vision davon haben, wie man arbeiten möchte – das kann unabhängig vom Fachgebiet sein. Wichtig ist: Medizin macht Freude. Das muss man merken. Wenn ich Freude habe, mache ich einen guten Job und bei der Psychotherapie reflektiert sich die Arbeit in der eigenen Person.“
Sommerbrodt: „Ich wollte eigentlich Chirurg werden, es hat sich aber anders ergeben und ich wurde Internist – das hat sich gut angefühlt. Bei der Rotation während der Assistenzzeit habe ich gemerkt, dass mir nicht eine Disziplin speziell Spaß macht, sondern eher die übergeordnete Sicht. Daher bin ich Allgemeinmediziner geworden.“
Stergiou: „Banalitäten entscheiden manchmal, wo man landet. Zumindest früher konnte man nicht immer frei entscheiden, wohin der Weg letztendlich geht. Vieles hat mit Zufall und Glück zu tun – Engagement ist natürlich auch wichtig. Man sollte offen sein, sodass die eigenen Fähigkeiten von den Förderern dann erkannt werden. Man muss die eigenen Charakterzüge kennen lernen, wahrnehmen und sich dann entsprechend entscheiden. Die Innere Medizin ist für mich der Schmelztiegel und sehr empfehlenswert als Grundausbildung. Danach kann man sich weiter spezialisieren. Wichtig ist, dass man sich genügend Zeit nimmt.“
Was ist in der Ausbildung wichtig, worauf sollte man bestehen?
Buch: „Die Grundausbildung ist sehr wichtig. Man sollte nicht versuchen, ‚schnell schnell‘ fertig zu werden, sondern die Grundlagen sorgfältig und umfassend kennen lernen. Früher war das eher so gang und gäbe, viele ältere Kollegen haben schon alles gesehen.“
Stergiou: „Es ist sehr wichtig, eine Mentorensituation vorzufinden. Man sollte effektiv geführt werden, beispielsweise auch an der Chefvisite teilnehmen. Das ist wichtiger als die Entscheidung, ob man an die Uniklinik geht, oder sich für die Grund- und Regelversorgung entscheidet.“
Sommerbrodt: „Das Bewerbungsgespräch muss man als beidseitige Chance erkennen – auch der Arbeitgeber muss sich vorstellen. Der Bewerber kann durchaus nachhaken, was ihm alles geboten wird.“
Wie wichtig ist der Doktortitel?
Stergiou: „Der Doktortitel ist für die Person selbst am Wichtigsten, das hat etwas mit Stolz zu tun. Ich persönlich finde es bei der Auswahl von Bewerbern schlimmer, wenn eine Doktorarbeit nicht abgeschlossen wurde, als dass der Kandidat nie damit angefangen hat. Der Sympathiefaktor ist wichtig: selbstbewusstes Auftreten ist zwar gut, aber auch der Ausbilder muss Spaß haben, schließlich muss er den Auszubildenden jeden Tag sehen. Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Wenn die Chemie einfach nicht passt, sollte man auf sein Herz hören.“
Sommerbrodt: „Ich halte den Doktortitel nicht für besonders wichtig. Die Patienten nennen einen so oder so ‚Herr Doktor‘. In den letzten fünf Jahren wurde ich nur zwei oder dreimal gefragt, ob und warum ich keinen Doktor habe. Ich habe das kurz erklärt, und die Patienten sind mir auch nicht davongelaufen. Es ist eine persönliche Entscheidung.“
Das Gespräch fand auf dem Operation Karriere-Kongress am 21.02.2015 in Frankfurt statt.