Liebes Krankenhaus,
halleluja, heute kam ich im Wohnheim in Horloch an und sah nur Nonnen. Das Krankenhaus ist anscheinend ultra-katholisch. So wurde ich auch gleich von einer Schar schwarz gekleideter Frauen begrüßt und durch das Mutterhaus geführt (natürlich stellte ich als unsäglich Ungläubige ein paar dumme Fragen, so zum Beispiel, ob im Mutterhaus all die werdenden Mütter bis zur Geburt wohnen würden; naja, ich war froh, die Führung dann mit peinlichem Schweigen zu Ende gebracht zu haben, ohne dass ein Spontanscheiterhaufen für mich aufgebaut wurde).
Danach nahm ich meine Zimmerschlüssel entgegen und mir wurde 90 Minuten die Hausordnung und die Gesinnung des geistlichen Ordens verlesen. Natürlich bin ich froh, ein sauberes 20m²-Zimmer zur Verfügung gestellt zu bekommen (also versteht mich bitte nicht falsch, dass ich unzufrieden wäre), aber dass es kein Internet gibt, jeden Morgen um 6 Uhr eine Andacht stattfindet und Schlafenszeit um 22 Uhr ist, ist schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Ich hoffe, dass die Ärzte im Krankenhaus morgen an meinem ersten Arbeitstag dann vielleicht ein wenig lockerer sind und mir keine Predigten vorlesen …
Fräulein Licht (25) studiert Medizin in Münster und hat Ende 2015 ihr Praktisches Jahr an der Klinik begonnen. Alle Blog-Inhalte beruhen auf den Erfahrungen der Bloggerin im PJ und geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Namen von eventuell vorkommenden Personen wurden geändert.